Dienstag, 10. Dezember 2013

Fliegende Paketdienste - Gesteuerter PR-Test

 

Bildquelle: extreme.pcgameshardware.de



Da sieht man gestern nichtsahnend fern und bekommt von den Technikspielkindern der Firma Amazon sowie  von den DHL-Mannen die zukünftige Lieferung von Postpaketen per Drohne in Aussicht gestellt...

Einmal die Augen gerieben und schon drängten sich mir die ersten praktischen Fragen auf: 

Was geschieht wenn ich nicht zu Hause bin um die Drohnenlieferung anzunehmen? Wie liefert die Drohne aus wenn ich, z.B. in einem Wohnblock mit hunderten von Mietparteien wohne? Was passiert wenn tausende, oder gar hunderttausende von Drohnen zu Weihnachten Pakete ausliefern wollen und vielleicht miteinander- oder mit Vögeln/Flugzeugen kollidieren? Wie wären die Sicherheitsfragen für den Luftverkehr und die Überflugrechte, sowie die Kompatibilität zwischen den Systemen geregelt? Können die Drohnen im Dickicht von elektrifizierten Innenstadtstraßenbahntrassen überhaupt sicher manövrieren? Was ist mit Haftungsfragen...wenn z.B. Kinder Drachen steigen lassen, oder Funker eine Drohne stören? Fühlen sich Menschen oder Institutionen von überfliegenden Drohnen belästigt, gefährdet oder gar ausspioniert? Lohnt sich die Einzelpaketauslieferung per Drohne und wie findet die Drohne überhaupt ihr Ziel? (Hausnummer, Wohneinheit, Etage, Wohnungstür), Können Drohnen klingeln? Auch wenn eine Benachrichtigung über WhatsApp oder SMS möglich ist, ist das Paket bestimmt weg bevor ich die Nachricht bemerke und Vorort bin. (Nicht alle starren ständig auf ihr Handy)

Die Liste der Probleme ließe sich endlos fortsetzen. Sinnhaftigkeit sieht für den Normalbürger anders aus, allerdings würde so eine Transportform für einige Eliten praktische Vorteile bringen. Wo Geld, Raum und Personal keine Rolle spielen, kann so ein "Postbote" durchaus ein Landeplatz und einen Abnehmer für seine Lieferung finden - 24 Stunden am Tag und ohne Stau. Für den Normalbürger hingegen lohnt sich allein aus Kostengründen eine solche Anlieferung nicht, geschweige denn von der praktischen Anwendbarkeit her. Einzig könnte vielleicht noch die Medikamentenlieferung zu Schwerstkranken ein sinnvoller Zweig sein, aber eben nur wo dies vom Wohn- oder Behandlungsort her auch möglich ist. Also warum wird über so einen Kram derart intensiv zur Primetime berichtet?

Ich zähle mal 1 und 1 zusammen:

Ich glaube nicht das Euch allen entgangen ist, das Drohen ein massives Imageproblem als Mörder und Ausspäher haben. Außerdem sind wir recht eigen was unsere Wohnungen angeht, kaum jemand mag es wenn seine Wohnung von Google "Streetview" oder sonstwem fotografiert wird - bisher jedenfalls nicht. Nun ja, auch wenn nur wenige einen zukünftig fliegenden Paketdienst nutzen würden, würden die meisten Bürger einer entsprechenden "Aufklärung" ihrer Wohnanlage nicht aus dem Weg gehen können - die Pakete müssen doch mindestens theoretisch zustellbar sein! Tja, mit Paketen und der Post verknüpfen viele halt immer noch positive Impulse und wenn´s dann noch um Medikamente geht, bricht jeder Widerstand schnell zusammen. Unsere Obrigkeit arbeitet übrigens schon lange an der Neuordnung des Luftraums für Drohnen (UAS bis 150 Kg). (Ich berichtete hier)

Mein persönliches Fazit:

Das Ganze ist ein Testballon/Resonanzcheck: Reiche und wohlhabende Menschen, Firmen, Konzerne, Banken und Institutionen hätten einen tollen Brieftaubenersatz gefunden. Wir Normalsterblichen würden uns an Drohnen und die genaue Vermessung unserer Wohneinheiten gewöhnen -  ist ja für die Post. Und Drohnen würden bis zu einer bestimmten Zeit als vollkommen legitime und normale Sache in unseren Köpfen positiv besetzt sein - so zumindest der Plan. Unter den ganzen schwirrenden "Tranportern" fällt dann auch ganz bestimmt keine NSA,CIA oder Verfassungsschutzdrohne mehr auf. Und wenn´s dann doch nicht mit der Umsetzung klappt (warum auch immer - siehe Problemliste oben) hat man wenigstens positive Schlagzeilen über Drohnen gemacht...

Cui Bono

Euer Micha
 

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