Sonntag, 28. April 2019

Wenn‘s scheiße läuft, dann richtig! - Dortmund vs. Schalke


Samstag 15:30 Uhr und Dortmund gegen Schalke bei der ARD, das war schon etwas besonderes. Kurz entschlossen warf ich die Glotze an und ich als Schalker sowie mein BVB affiner Stiefsohn Kevin harrten bei Bier und Chips der kommenden Ereignisse. Es sollte ein unterhaltsamer Nachmittag werden, auch wenn die Tabellensituation eigentlich etwas anderes aussagt.

Nach dem Anpfiff war Schalke ein paar Minuten lang bemüht aus einer kompakten Defensive Sicherheit auszustrahlen um dann mit gezielten Nadelstichen dem BVB den Schneid abzukaufen, aber zunächst kam es anders. Der quirlige Sancho brachte mit einem Zucker-Pass auf Mario Götzes Kopf den BVB verdient in der 14. Minute mit 1:0 in Führung. Das war aber mal eine kalte Dusche für mich, allerdings wusste ich aus Erfahrung das dieses dem Mutter aller Derbys den richtigen Kick verpassen würde, lehnte mich in freudiger Erwartung zurück und wurde nicht enttäuscht!

Drei Minuten später Gedränge im Dortmunder Strafraum, die Situation ist unübersichtlich aber schien letztendlich geklärt, plötzlich unterbricht Schiedsrichter Felix Zwayer das Spiel und läuft zum Spielfeldrand. Auf dem Bildschirm des Videobeweises sieht man wie Julian Weigl einen Schuss von Embolo aus sehr kurzer Entfernung (ca. 30-40 cm) mit der Hand abgeblockt. Eigentlich ein Handspiel, aber wo sollte Weigl mit seiner Hand/Arm denn hin?! Er wurde quasi aus nächster Nähe angeschossen und hatte keine Chance den Arm noch wegzuziehen. Zwayer zeigte trotzdem auf den Elfmeterpunkt. Ein riesen Aufreger, aber Regelkonform, trotzdem sollte man sich wegen der Regelauslegung noch mal zusammensetzten, denn sonst geht der eigentliche Sinn des Regelwerkes komplett verloren! Eine echt blöde Situation für den BVB und als der Ball dann von Daniel Caligiuri in der 18. Spielminute locker und lässig versenkt wurde jubelte ich NICHT, ja ich empfand sogar Mitleid. So sollte ein dermaßen wichtiger Ausgleich nicht fallen. Zumal ich als Schalker lieber den BVB als Meister sehen würde - Bayern-Meisterschaften gab es ja schon bei weitem genug!

Sei es drum…: „Manchmal sitzt einem das Hemd halt näher als die Hose.“

Und das Drama nahm seinen weiteren Verlauf. Standardsituation vor dem Dortmunder Tor. Eckball. Sane köpft nach einem guten Eckball von Caligiuri in der 28. Minute zur 1:2 Führung für Schalke ein. Unglaublich, wie aus dem Lehrbuch! Sollte der S04 seine alte Stärke bei Standardsituationen wiedererlangt haben?! Dortmund drängte nun aber zuerst mit Vehemenz auf den Ausgleich – leider vergeblich, denn Schalke steht gut und rettet sich mit der 1:2 Führung in die Kabine. Halbzeit!

Beide Mannschaften beginnen zunächst unverändert, Dortmund drückt und Schalke steht tief - das machten die Knappen allerdings ganz gut. Man konnte wirklich die Handschrift von Huub Stevens im neuen Schalker Spiel erkennen. Aber warum ausgerechnet jetzt gegen Dortmund, wo Schalke vorher doch rein gar nichts auf die Kette bekam? Noch während ich das dachte rannte Serdar im späten Mittelfeld auf den Dortmunder Strafraum zu….Reus kommt zu spät und grätscht dem Schalker von hinten in die Beine. Zugegeben, ein sehr rüdes Foul aber als der Schiri zur Arschkarte griff entgleisten nicht nur Kevin die Gesichtszüge. Reus kassierte sofort Rot….kann man geben, muß man aber nicht! Ich meine eine gelbe Karte hätte hier vollkommen ausgereicht! Den anschließenden Freistoß hämmerte Caligiuri dermaßen präzise in den Winkel das nicht mal jeweils ne Handbreite zwischen Pfosten, Latte und Ball gepasst hätte. Keeper Bürki war, obwohl in der richtigen Ecke, völlig chancenlos! 62. Minute 1:3 für Schalke!!! Ja, die Standards waren bei Schalke wieder da und hatten Vernichtungspotenzial, aber trotzdem tat mir jedes Schalke-Tor ein bisschen weh…

Weiterhin überschlugen sich die Ereignisse. Ohne jede Chance an den Ball zu kommen wird Serdar erneut von hinten umgetreten. Diesmal richtig fies! Dortmunds Wolf flog völlig zu recht mit „dunkelrot“ vom Platz. Nun hätte ich erwartet das Schalke Dortmund komplett platt macht, aber das Gegenteil war der Fall. Die Knappen schoben sich in bester provokanter Bayernart die Bälle zu und schauten mit zwei Mann mehr auf dem Platz zu wie Dortmund die Zeit unter den Nägeln brannte, das war schon ein bisschen gemein, andere mögen es als clever ansehen. Aber dann kam die 84. Minute. Witsel schob nach einer starken Kombination den Ball zum 2:3 ein – Dortmund war wieder da! (vollkommen zu recht wie ich meine) Das Stadion verwandelte sich zum Hexenkessel, die Luft brannte und Dortmund rannte um sein „Leben“! Die Spannung war mit Händen greifbar. Schalke war fast schon überfordert. Dann die direkte Antwort auf Dortmunds offenes Visir, Embolo nagelt den Ball ins rechte untere Eck und versenkt endgültig die Hoffnungen der tapfer anrennenden Borussen. 2:4 für Schalke in der 86 Minute! Was für ein irres Spiel in das sich leider noch die vollkommen unnützen „Blutgrätschen" der Schalker Mascarell und Rudy einschlichen. Beide sahen jeweils nur gelb. Eine rote Karte wäre hier mindestens angemessen gewesen!!! Aber auch das hätte den Ausgang des Spiels nicht mehr groß verändert.

Farzit;

Schalke vor der Relegation gerettet, Dortmunds Meisterschaftsträume ausgeträumt!
Hätte Dortmund am Anfang des Monats auf diese Art gegen Bayern verloren wäre das genau so in Ordnung gegangen wie diese Niederlage gestern, allerdings war die Leistung der Borussen in München der wirkliche Genickbruch. Was ich damit sagen will ist, das Dortmund die Meisterschaft in München verloren hat, wo sich der BVB ohne Gegenwehr hat abschlachten lassen. Gegen den schalker Erzrivalen sind dem BVB einfach nur die Nerven durchgegangen und die Knappen spielten ausnahmsweise so abgewichst wie die Bayern sonst. Komisch ist nur das sich parallel auch noch die gestrige Schiedsrichterleistung so anfühlte als hätte Dortmund gegen die Bayern gespielt. Denn die war echt grenzwertig und technokratisch, ohne jedes Fingerspitzengefühl und fast schon gegen den BVB gerichtet. Die Dortmunder mussten beinahe das Gefühl haben in kurzem Abstand ein zweites mal gegen die Bayern angetreten zu sein, kein Wunder das die armen Borussen etwas verwirrt waren….

Wenn‘s scheiße läuft, dann aber richtig!

Trotzdem Kopf hoch und Glück auf Jungs!

Euer Micha

Donnerstag, 18. April 2019

Es war einmal der freie Westen!



Es gab Zeiten da brachten sich Whistelblower und verfolgte Oppositionelle aus allen Diktaturen der Welt bei uns in der westlichen Hemisphäre in Sicherheit. Heute bangen solche mutigen Menschen in den westlich geprägten Ländern um ihre Freiheit oder Sicherheit und flüchten in andere Länder. Lehnt man sich beispielsweise gegen das sinnlose Schlachten von Walen oder Haifischen auf, werden zweifelhafte „Haftbefehle“ von korrupten Bananenrepubliken beispielsweise aus Costa Rica in DE vollsteckt, wie im Fall von Paul Watson. Als Wahlversprechen einlöst werden sollten, wie beim gewählten katalanischen Regierungschef Puitgemont, welcher seinen Wählern die Unabhängigkeit versprach, wurde kurzerhand die gesamte Regierung durch die spanische Polizei verhaftet – Puitgemont selber wurde von der deutschen Polizei gefasst. 

Edward Snowden brachte die ansatzlose, illegale Totalüberwachung unserer gesamten Kommunikation durch die westlichen Geheimdienste ans Licht – Ergebnis: Flucht um die halbe Welt um anschließend in Russland Asyl zu bekommen. Bringst Du Kriegsverbrechen der USA an die Öffentlichkeit und hilfst deinem Informanten während des Zugriffs auf die Beweise relativ anonym zu bleiben, also nichts anderes was ein guter Journalist oder ein Ermittler tun würde um seinen Zeugen zu schützen, wird man zu einem der meist gesuchten Männer der Welt!!!!! Dieses geschah nämlich Julian Assange.

Ja, richtig gelesen! Assange hat kein Passwort der US Militärs geknackt, er hat lediglich versucht die Anonymität seiner Informantin Chelsea Manning (zum „Tatzeitpunkt“ angehöriger der US Armee mit Namen Bradley Manning - männlich) während der Beweisbeschaffung zu sichern! Es ging lediglich um die Änderung des Usernamens damit Mannig nicht sofort aufflog! In den Medien wird fälschlicherweise aber immer wieder behauptet Assange hätte ein Passwort geknackt um an die skandalösen Datensätze (bekannt unter dem Namen „Collateral murder“) zu gelangen.  Unter anderem ist in diesem Material zu sehen wie US-Piloten grölend und feixend Zivilisten in Stücke schießen, ja sogar auf zur Hilfe eilende Ersthelfer feuern. 

Diese und viele andere Verbrechen brachten Assange und Wikileaks ans Licht, dafür wurde er zur Unperson. Oder glaubt Ihr allen Ernstes das Assange wegen der angeblichen Vergewaltigung in Schweden oder wegen des Verstoßes gegen die gerichtlichen Auflagen in GB 7 Jahre lang in der ecuadorianischen Botschaft in London von der britischen Polizei belagert wurde?! Das Assange ein besonderer Fall ist erkennt man schon daran das er im Moment im Belmarsh Gefängnis einsitzt. Belmarsh ist ein Kategorie A Knast also das Hochsicherheitsgefängnis schlechthin für Schwerstverbrecher und Terroristen!

Jetzt hat der neue, unter Korruptionsverdacht stehende, Präsident Ecuadors das Asylrecht, welches Assange von Ex-Präsident Rafael Correa erhielt, aufgehoben und Assange konnte verhaftet werden. Und kaum war Assange in Gewahrsam der britischen Behörden lag auch schon prompt der US Auslieferungsantrag auf dem Tisch - Natürlich bestens rechtlich getarnt. Die in der US-Anklageschrift aufgeführten „Sachverhalte“ rechtfertigen höchstens 5 Jahre Haft, theoretisch könnte man bei so einer moderaten angedrohten Strafe den Häftling nach rechtsstaatlichen Kriterien durchaus ausliefern…theoretisch – aber wie sähe es praktisch aus? 

Wenn Assange einmal in den USA wäre, würde er genau wie seine Informantin Chelsea Manning mindestens 35 Jahre kassieren, in dem man einen Berg von Zusatzanklagepunkten aufstellen wird. Es würden plötzlich von Geheimnisverrat bis zur Spionage Haftstrafen von 30 Jahren plus X oder gar die Todesstrafe im Raum stehen. Und all das weil er/sie einfach nur die Wahrheit gesagt hat und die „Frecheit“ besaß diese auch noch zu beweisen und an dritte weiterzugeben!

Liebe Journalisten, normarlerweise sollte Euch der Arsch auf Grundeis gehen, denn sollte Assange ausgeliefert und verurteilt werden, entsteht ein bedrohlicher  Präzedenzfall. Julian Assange ist australischer Staatsbürger und er befand sich zum Zeitpunkt der vorgeworfenen Taten NICHT in den USA und trotzdem maßt sich die US-Justiz an einen Auslieferungsantrag ihn betreffend zu stellen. 

Also ich fasse jetzt mal das entstehende journalistische Dilemma zusammen: 

Verwertet irgendein Journalist auf der Welt mehr oder weniger geheime US-Informationen um einen Skandal aufzudecken (was bis jetzt sein gutes Recht ist, da Journalisten eigentlich durch den US-Verfassungszusatz der Pressefreiheit geschützt sind) könnte die US-Justiz einen Haft- bzw. Auslieferungsantrag stellen, gleichgültig welcher Nationalität der Angeklagte ist. Sobald man dem armen Kerl dann den Status als Journalist aberkannt hat (Im Falle von Assange hat man die Enthüllungsplattform Wikileaks kurzer Hand zu einem fremden Geheimdienst erklärt) kann es losgehen. Nach einer Auslieferung wird der missliebige Mensch dann mit einem Anklageberg überschüttet und wegen Peanuts für Jahrzehnte weg gesperrt! 

Diese Drohkulisse wird für einen (die westliche Welt betreffenden) selbst verordneten journalistischen Maulkorb wohl ausreichen. Kaum ein Pressevertreter wird es mehr wagen investigativ heiße Eisen anzufassen – besonders keine heißen US Eisen! Und Blogger müssten sich erst recht vorsehen! Die einzige Rettung wäre diesen Präzedenzfall zu verhindern und Assange als das zu behandeln was er ist – als mutigen Investigativ-Journalisten der geschützt wird durch die Presse und Redefreiheit. Leider vermute ich das die Rachegelüste diverser Machtmenschen dieses zu verhindern wissen.

In grauer Vorzeit wie heute gilt also vermutlich:

„Viele, die ihrer Zeit vorausgeeilt waren und die Wahrheit erkannten, mußten auf sie in sehr unbequemen Unterkünften warten.“

Willkommen im neuen West-Unrechtsblock welcher einst als „Freier Westen“ bekannt war!

Beste Grüße und trotzdem ein Frohes Osterfest

Euer Micha