Dieselfahrzeuge in den USA - Bildquelle Handelsblatt
Es ist für mich eigentlich kein wichtiges Thema, aber viel zu interessant um es komplett zu ignorieren. Wenn sich ein Großkonzern wie VW wegen Betruges komplett zerlegt...Kismet eben! Allerdings gibt die genauere Beobachtung des Skandals einen ziemlich guten Einblick wie Konzerneliten so ticken...Eine Zusammenfassung.
Abgesehen davon das bereits im Jahr 2012 der damalige EU-Kommissar Antonio
Tajani einen Tipp aus Managerkreisen der Autoindustrie (zu Manipulationen bei
Abgaswerten) bekam, flog VW der ganze Kram erst dieses Jahr um die Ohren.
Schicker Zeitpunkt wie ich finde...aber eins nach dem anderen. Angeblich kamen
die ersten handfesten Hinweise zum Abgasskandal 2014 von einem Herrn Peter Mock
aus Berlin, seines Zeichens Geschäftsführer des International Council on Clean
Transportation (ICCT für Europa), einer US-NGO. Auch der ehemalige Leiter der
Verkehrsabteilung im Bundesumweltamt Axel Friedrich war maßgeblich an der
"Aufdeckung" des VW-Abgasskandales, als Mitbegründer des ICCT
beteiligt. Axel Friedrich, der sich selbst als uneigennütziger
Überzeugungstäter in Sachen Umweltschutz sieht, unterhält im übrigen auch beste
Beziehungen zur "Weltbank" deren Berater er auch ist. So mag der
folgende Satz irgendwie gar nicht zum selbsternannten Wohltäter sauberer Luft
passen - erinnert er doch eher an eine Abrechnung...:
Sollte Winterkorn darüber stürzen, wäre das "mein größter
Triumph", sagte Axel Friedrich im Verlaufe des Abgasskandals.
Sei es drum - gemogelt hat (nicht nur) VW so viel steht schon mal fest!
Durchgezogen wurde der Coup um die extrem strengen US Abgasnormen zu umgehen,
mittels einer Software welche den vielsagenden Namen „Defeat Device Software“
trägt. Da fragt man sich nur was hier besiegt werden sollte?! Auf jeden Fall
hat die angesprochene Software erkannt, ob sich ein VW auf dem Prüfstand oder
in freier Wildbahn befindet. Befindet der Wagen sich auf dem Prüfstand, so
regelte und optimierte die Software den Abgasausstoß so weit das die jeweilige
Norm eingehalten wurde. Unter Realbedingungen jedoch wurden bis zu 35 mal mehr
Stickoxide ausgestoßen als erlaubt. Eine bemerkenswerte Softwarelösung in die
immerhin bis jetzt 30 hochrangige VW Angestellte verstrickt waren. Die
kriminelle Energie so etwas zu entwickeln ist schon enorm, aber Hand auf´s
Herz....:"Wer ohne Sünde ist werfe den ersten Stein". Und sie warfen
nicht...Ich fand es schon ziemlich auffällig das die VW Konkurrenz nicht mit
Häme über den Weltmarktführer hergefallen ist. Auch das hatte einen Grund wie
wir nun wissen, denn jeden Tag erweitert sich die Liste der Automobilhersteller
die abgastechnisch nicht koscher arbeiten. Wenn wir ehrlich sind ist bescheißen
in der Welt von Konzernen sowieso nichts neues, besonders sind aber bei diesem
Fall die Umstände.
Also zurück zu den Personalien. Anfang 2015 tobte im VW Konzern (noch
unbehelligt von irgendeinem Abgasskandal) die Schlacht der Giganten - Piëch
gegen Winterkorn! Die Graue Eminenz hinter dem Konzern Ferdinand Piëch entzog seinem Vorstandsvorsitzenden
Martin Winterkorn unerwartet seine Unterstützung, eigentlich ein Todesurteil.
Der technisch versierte Winterkorn genoss allerdings viel Vertrauen im
Aufsichtsrat und so scheiterte Piëch am Vertrauen der VW Aufsicht in
Winterkorn, welcher zugegebener maßen viele Verdienste vorzuweisen hatte.
Winterkorn machte also gegen alle Widerstände weiter und spätestens als Angela
Merkel sich hinter Martin Winterkorn stellte gingen bei mir sämtliche Alarmglocken
an. Er würde es nicht lange machen dachte ich - nicht zuletzt weil Piëch total
entspannt in der Distanzierung zu Winterkorn vom Stapel ließ: "Er hätte
sein US-Geschäft nicht im Griff".
Mit dieser "prophetischen Äusserung" verriet sich Piëch in meinen Augen. Er
nannte damit gewissermaßen Plan B zum Sturz von Winterkorn, nur dieser verstand den Wink mit dem Zaunpfahl wohl anscheinend nicht. Aus seiner
Erfahrung mit US-Stellen rund um den Fall Lopez (Abwerbung von Lopez aus dem GM Konzern inkl. Firmengeheimnissen) wusste Piëch ganz genau wo er was fallen lassen musste, um die
Mühlen der transatlantischen NGO´s und der US Justiz anzustoßen - um somit den Niedergang von Winterkorn
einzuleiten.
Das Märchen vom kleinen uneigennützigen Verein,
welcher ein Giganten stürzt stinkt für mich zum Himmel. Dem "naiven" Winterkorn wurde (ohne das er einen
Schimmer hatte) im Hintergrund seines Sieges von einflussreichen Seiten sein "Grab"
geschaufelt, nur um die alten Familien Hierarchien wieder herzustellen. Nun gut,
mein Mitleid für Winterkorn hält sich in Grenzen, da dieser weiter sein
exorbitantes Gehalt erhält, aber irgendwie geht es mir ums Prinzip. Ich vermute
das VW aus den USA verschwinden sollte und Piëch dem im Hintergrund zugestimmt
hatte, dafür sollte VW anscheinend in China freie Bahn erhalten. Piëch
schielt also auf das Reich der Mitte
und bezahlte dafür mit dem Zurückfahren des Geschäfts in den USA. Ich vermute das Winterkorn
solche Deals fremd waren, er glaubte an die Marktkräfte und die
Fähigkeiten von VW. Winterkorn störte
einfach nur einige weil er den Kampf um Marktanteile aufnehmen wollte, wogegen andere sich schon den Kuchen aufgeteilt hatten. Die Diesel-Philosophie steht
in den USA Unternehmen wie Tesla und Google mit ihren Elektroautos im Weg. Winterkorns selbstbewusste Haltung kam
noch erschwerend hinzu, diese wird
ganz klar in folgendem Satz deutlich:
"Das nächste Auto für die Generation iPhone kommt nicht aus dem
Silicon Valley, sondern aus Wolfsburg"
Martin Winterkorn musste weg - sofort! Wenn nicht soft über den Dienstweg,
dann eben mit der Brechstange, egal wie viel Porzellan dabei zerschlagen wird.
Die Chinesen interessieren Abgasnormen sowieso nicht. (wenn sich Piëch da mal nicht täuscht) Tragisch für Winterkorn war das die illegale Software, mit der
die VW-Diesel-Flotte manipuliert wurde, nicht aus seinem Verantwortungszeitraum
stammte...sondern aus dem Jahr 2005 - also 2 Jahre vor seiner Zeit, trotzdem brachte sie ihn zu Fall. Piëch hat es nun geschafft, er zog
wieder triumphal in Wolfsburg ein und installierte gleich seine neue Führung.
Unter der neuen Führung werden wir VW´s Abkehr von den USA und
vielleicht sogar von Europa erleben...hin ins verheißungsvolle China.
Und trotzdem wird China nicht von US-Elektroautos verschont bleiben, auf
Absprachen mit den Amis kann sich sowieso niemand verlassen, außerdem sollten die mal ihre eigenen Dreckschleudern näher unter die Lupe nehmen - So oder so, ein Paradigmenwechsel bahnt sich an!
Liebe Grüße
Euer Micha
Nur mal zum Vergleich - Wie in den
USA der GM Skandal mit hunderten von Toten behandelt wurde. Absolute Scheinheiligkeit - Soviel zur US
"Gerechtigkeit"!!!