Amazon ist was die Arbeitsbedingungen
angeht ohne Frage ein fragwürdiger Verein, auch Paketdienste beuten laut neusten
Presseberichten ihre Mitarbeiter unter skandalösen Bedingungen aus. Aber bei
solchem Arbeitgeberverhalten scheint es sich anscheinend um einen neoliberalen
Zeitgeist zu handeln der zunehmend auch in deutschen Traditionsunternehmen fußzufassen
scheint. Hier ein Bericht aus einer deutschen mittelständischen Firma mit über
100 Angestellten. Der Name der Firma kann aus arbeitsrechtlichen Bedenken nicht
preisgegeben werden, da mich die dort Angestellten "Informanten" baten
dies nicht zu tun. Aus Furcht vor "Bestrafung" und aus
Sorge um ihre Jobs versteht sich.
Ich nenne diese Firma mal "Geisterbahn
GmbH & Co KG" weil dort in weiß gekleidete Herren durch die Gänge
schreiten und Angst und Schrecken verbreiten. Sie poppen hinter einem so plötzlich
und unerwartet auf wie eine Windows Fehlermeldung und wenn der Arbeitnehmer dann
nicht glaubhaft schweißgebadet in Arbeit ertrinkt, werden zynische Sprüche vom
Stapel gelassen, wie: "Na, schon Pause?"
Die Geisterbahn GmbH hat sich
schon lange der Tarifbindung entzogen und gibt neuen Angestellten in der Tat nur
das was ihnen zusteht, nämlich ganze 20 Tage Urlaub im Jahr und ziemlich karge
Entlohnung....immerhin aber etwas über dem Mindestlohn. Dafür müssen die Arbeitnehmer
aber schon bis an ihre Leistungsgrenze gehen - angetrieben von gezielter
"Knappheit" der umlaufenden Arbeitsmittel. Ich erkläre hier mal das Prinzip:
Die einzelnen Abteilungen teilen
sich zur Herstellung der Produkte bestimmte Arbeitsmittel. In der einen
Abteilung werden die unfertigen Produkte in Vorrichtungen gebracht, damit sie
in der anderen Abteilung weiterbearbeitet werden können. Ist das geschehen,
müssen die Produkte wieder aus ihren Vorrichtungen geholt werden. Die
Vorrichtung wird gereinigt und geht wieder zurück zur Bestückung. Obwohl das
Produktionsvolumen steigt (und das ist fast nur der Fall) bleibt die Anzahl der
Vorrichtungen bis auf Ausnahmen immer gleich. Das heißt im Klartext...alle
Arbeitnehmer in dieser Kette müssen immer schneller arbeiten damit die
Vorrichtungen auch wieder rechtzeitig in die anderen Abteilungen gelangen,
damit diese weiter arbeiten können. Ist ein Bereich mal nicht schnell genug,
stehen sofort die Mitarbeiter/innen der anderen Abteilung auf der Matte und
drängeln....das führt des öfteren zu Streit zwischen den Abteilungen und zu Konkurrenz
um die umlaufenden Arbeitsmittel. Das Hamsterrad dreht sich also immer
schneller und die Hamster treiben sich gegenseitig an, ohne das es eines
regelnden Eingriffs von oben bedarf. Wenn aber mal eine Maschine defekt ist und
die Kette steht, tauchen wie aus dem Nichts die sonst knappen umlaufenden
Arbeitsmittel in Massen auf. Das heißt die Arbeit stapelt sich auf und muss
aufgrund ihrer Fragilität auf jeden Fall verarbeitet werden, was wiederum zur
Folge hat das der arme Mensch dessen Maschine defekt ist alles wieder aufholen muss,
da er sonst nicht nur in Arbeit ertrinkt, sondern auch die Produkte bei zu
später Verarbeitung beschädigt werden. Diese Beschädigung wird dann dem Arbeitnehmer
angelastet! Aus diesem Grund treibt der getriebene Arbeiter den Mechaniker an
schneller den Defekt zu beheben....was dieser oft nicht kann.
Diese Knappheit setzt sich durch
den ganzen Betrieb fort, sodass alle Abteilungen quasi im Akkord arbeiten ohne
dafür bezahlt zu werden. Müssen Filter, Säcke o.ä. getauscht, oder
Wartungsarbeiten durchgeführt werden, wird nur das am dringendst nötige
erledigt. Wartungsprotokolle werden einfach ohne Wartung unterschrieben damit
man ja keinen Produktionsstau verursacht. Wenn man beispielsweise Einweg Arbeitsschutzutensilien
benötigt, (Brillen Masken, Handschuhe, Gehörschutz o.a.) folgt unweigerlich der
Spruch: "Aber denke ja nicht du kriegst jeden Tag was Neues!" Geht
ein Hammer kaputt, musst du wochenlang auf einen STIEL warten, den du dann
selbst an dem Hammerkopf befestigen darfst - So ein Mitarbeiter. Ein guter
neuer 300 Gramm Peddinghaus Hammer kostet bei Ebay ja ca. 10 Euro zuzgl. Versand.....das
ist für die "menschlichste" Firma der Welt wohl viel zu viel. Genau
so sieht es mit anderen Arbeits- und Verbrauchsmitteln wie z.B. mit Schmiermittel
(ob nun flüssig oder in Pulverform) aus, da werden komplizierte Mechaniken mit
gebrauchten Ersatzteilen ganz ohne Schmierung repariert und sind deshalb nach
ein paar Tagen natürlich wieder defekt - Hauptsache schnell und es darf nichts
kosten - erbärmlich!!!! Graphitsprays kosten beim "Ausbeuter" Amazon (immerhin
26-30 Tage Urlaub je nach Tarifgebiet) 6,95 Euro plus Versand - was natürlich wieder
zu viel Geld für den menschlichsten Betrieb der Welt ist!
Warum betone ich nun in den vorherigen
Sätzen die "Menschlichkeit" dieses Unternehmens so sehr? Ganz
einfach. Die Geisterbahn GmbH & Co KG ist nach außen hin ein politisch
absolut korrekter Betrieb. Sexuelle Belästigung, Diskriminierung und Rassismus
führen seit neustem zur sofortigen Kündigung, obwohl mir ein solches Verhalten
von Mitarbeitern der Geisterbahn GmbH noch NIE zu Ohren gekommen ist - und ich
höre viel von dort!!! Freundschaftliches gegenseitiges Necken oder das eine
oder andere Verhältnis gibt es schon mal, aber das war es dann auch!!! Alles im
vollkommen normalen Rahmen. Das einzig bösartige dort ist nach Aussage der
Beschäftigten die "Bestrafungspolitik" der Führung und mancher
Vorarbeiter. Ist man dort einmal in Ungnade gefallen, sei es durch eine AU zu viel
oder durch Musikhören, Handynutzung, ja selbst bei Überforderung - wird man in
fremde Abteilungen zu den ätzensten Vorarbeitern (regelrechte Mobbingexperten)
geschickt die einen dann so richtig fertig machen (natürlich auf politisch
vollkommen einwandfreie Art) das man nach einiger Zeit von selbst kündigt - Auch
beliebt sind niedrige und erniedrigende Arbeiten weit unter Qualifikation.
Derartige Sanktionen können jeden dort treffen, egal welchem Geschlecht oder welcher
Religion man angehört oder welcher Landsmann jemand ist! Das nenne ich mal gerecht!
Das ist also die neue menschliche
vorzeige Korrektheit in vielen deutschen Betrieben. Man verfolgt vorgeschoben und
vollmundig nicht vorhandene Diskriminierung, beutet aber ÜBERGREIFEND ALLE
Mitarbeiter aus. Erschaffe ein nicht vorhandenes Problem und präsentiere eine
Scheinlösung. Sowas wird dann unter Beifall von Grünen Politbanausen, Frauen-
und Menschenrechtlern sowie Migrantenvereinen in DE begrüßt, Hauptsache
politisch korrekt das Ganze! Und manche solcher Firmen werden sogar für ihre
"Vorbildfunktion" ausgezeichnet...ich könnte kotzen!
Na ja, Gott sei Dank ist das
nicht mein Arbeitgeber...
Der Arbeitgeber meiner Frau hat
im übrigen einen Tag vor Fälligkeit das Weihnachtsgeld nicht gezahlt und nun,
zwei Tage vor Weihnachten die Insolvenz beantragt um Klagen von Mitarbeitern
zuvor zu kommen, welche schon kein Gehalt mehr bekommen haben.
Auch hier bin ich froh nie
gearbeitet zu haben.
In der Hoffnung das es bessere
und gerechtere Arbeitgeber (Arbeitsbedingungen/Bessere Geschäftsmodelle) gibt...
Euch allen gesegnetes
Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr.
Euer Micha