Ich bin schon einige
Zeit ein stolzer T+A Anlagen Besitzer und beschäftige mich
zusätzlich sehr viel mit dem High-End Hifi Umfeld, zum Beispiel mit
der Konstruktion von Zusatzgeräten. Die Reparatur und
Generalüberholung von Geräten hochwertiger Hersteller sind mir
ebenfalls nicht fremd. Im Frühjahr diesen Jahres plante ein Kollege
die Generalüberholung seiner Restek Endstufen, weil eine der
Endstufen zudem heftig brummte, beauftragte er mich seine Extract
Zwilinge zu reparieren und gleichzeitig zu überholen. Das Ergebnis
der Restaurierung war ein blitzsauberer Klang, als hätte man einen
Vorhang aufgezogen. Dieser Klang inspirierte mich meine etwas
verhangene T+A Kombi upzugraden….
Hier noch ein paar Fotos von dieser wunderschönen Restek Endstufe
Nach kurzer
Durchsicht meiner technischen und finanziellen Möglichkeiten
entschied ich mich für ein aktives Bi-Amping Konzept. Da meine TB
140 über Bi-Wiring Terminals verfügen bot sich diese
Tuningmöglichkeit geradezu an, dazu muss ich anmerken das alleiniges
Bi-Wiring (also die Nutzung von 4 Kabeln anstatt 2 Kabeln pro Box
absolut NICHTS an hörbaren Vorteilen in meiner Kette hervorbrachte!
Die Bi-Amping Technik zieht hingegen ihren Vorteil aus zwei
Verstärkern, wovon jeder nur ein speziellen Teil der Box zu
versorgen hat - Zum Beispiel ein Verstärker für den Hoch-Mittelton
und einen Verstärker für den Bassbereich. Durch diese Aufteilung
werden die Verstärker lastmäßig enorm befreit und spielen besser
und kontrollierter auf. Die Königsdisziplin
des Bi-Amping, stellt dann noch aktives Bi-Amping dar. In dieser
Zusammenstellung wird jedem Verstärker sein genaues Frequenzband von
einer Aktivweiche zugewiesen. Jeder Amp wird also zum Experten für
seinen eigenen Frequenzbereich, im Extremfall kann die passive
Weiche der Box somit entfernt werden und jedes Lautsprecherchassis
bekommt seinen eigenen Verstärker! Die Aktivweiche wird im übrigen
zwischen dem Vorverstärker und den Endstufen (in meinem Fall via
Cinchkabel) angeschlossen.
Zuerst einmal war
also eine zweite Endstufe von Nöten. Die wichtigsten Parameter
hierbei sollten folgende sein:
1. In etwa die
gleiche Leistung und Qualität der vorhandenen Endstufe. (optimal
wäre die gleiche Endstufe)
2. Die
Eingangsimpedanz sollte gleich sein. (optimal wäre die gleiche
Endstufe)
3. Die Endstufe
sollte einen regelbaren Eingang haben.
4. Die
Klangcharakteristik sollte ähnlich sein (ist aber kein muss – je
nach Wusch der Veränderung)
Da meine T+A A1500
zwar Kraft wie Bulle aber keine Eingangsregelung hat und im Hoch-
Mittelton etwas zierlich und zurückhaltend agiert (was sich beim
Sound von metallischen Gitarrenseiten bemerkbar machte) brauchte ich
etwas analytisches. Mir schwebte ein Engländer wie Rotel, NAD ,
Cambridge oder Arcam vor. Schließlich wurde ich bei Ebay
Kleinanzeigen mit einem NAD C 270 fündig (nicht zu verwechseln mit
dem C 272 welcher in China konstruiert wurde und bei dem Brandgefahr
besteht!!!) - Dieser Verstärker kostete mich nur schlappe 270 Euro.
Die Leistungsdaten entsprachen bis auf 10 Watt pro Kanal meinem T+A,
der Eingang war Regelbar und die Eingangsimpedanz war ebenfalls
gleich. Also ein guter Kandidat! NAD C 270 erster Test nach dem Einmessen (Bild unten oberer Verstärker)
Leider wohnt in mir
ein kleiner Perfektionist, ergo wollte ich die ganze Sache aktiv
ausrichten. Trauriger Weise gibt
es im High-End Bereich nur sehr, sehr wenige Aktivweichen-Hersteller
welche zum Teil enorm teure Geräte anbieten. In der PA Technik
hingegen wird man mit DSPs (Digital Sound Prozessoren) mit
Aktivweichenfunktion zugeworfen. Diese günstigen Fertiggeräte
verfügen zwar über ansehnliche prozessorgesteuerte
Effektmöglichkeiten, aber ihre Qualitätsschwächen in den
Filtergliedern und den Netzteilen ist unüberseh- bzw. unüberhörbar.
Deshalb entfiel diese Option sehr schnell. Allerdings kannte ich
durch meine Netzteil-Projekte bereits die Seite von Thel Audio World
und entdeckte dort beim Stöbern eine erstaunliche Platine. Die
Aktivweiche SAW 30.2 ist eine High-End Aktivweiche gespickt mit Wima
Kondensatoren und audiophilen Ops. Die Leistungsdaten sind
beeindruckend - 24 dB Flankensteilheit bei null Phasendrehung. Das
Besondere an dieser Weiche ist der psychoakustische Aufbau, welcher
die Eigenschaften des menschlichen Gehörs berücksichtigt. Trotz
dieser Bauweise ist auf dieser Platine ein echter symmetrischer
Aufbau verwirklicht worden. Der Kostenpunkt dieser Weiche in der
Stereo 2 Wege Ausführung (Ohne Netzteil) liegt bei 168,- Euro
zuzüglich 8 Euro Versand. Hier die Weichenplatine (siehe unten)
Jetzt mussten noch
Gehäuse, Kleinteile und ein hochwertiges Netzteil her. Wie Immer
konnte ich alle Kleinteile und das Weichen-Gehäuse (Proma EG2) sowie
die Neutrik Cinchbuchsen bei Reichelt günstig bestellen. Oelbach NF und LS
Kabel fand ich genauso bei Ebay, wie die Basisplatine, die
Platinenhalter und das Typenschild. Sämtliche Kosten für das
Weichen-Fertiggerät (ohne Netzteil) waren somit 220 Euro. Die
Netzteilkosten beliefen sich inkl. Gehäuse (diesmal Sparversion aus
Kunststoff) auf 110 Euro. Als Netzteil wählte ich das symmetrische
Thel 10 Watt Netzteil NT-10HQ-15 in der 2x15 Volt Version. Die
Trennfrequenz ist im übrigen durch sehr präzise Schalter auf der
Platine der Weiche fast frei wählbar, in meinem Boxen-Fall (der T+A
TB 140) betrug sie 231 Hz. Bei 231 Hz wurde also (identisch mit dem
Datenblatt der Box) der Hochmittelton vom Bassbereich aufgetrennt,
somit konnte der Bassteil der T+A Passivweiche entfernt werden. Der
Hoch- Mitteltonteil der Passivweiche (in der Box) bleibt erhalten,
wird aber in absehbarer Zeit durch Mundorf Kondensatoren und MOX
Widerstände aufgewertet. Weiterhin positiv zu erwähnen ist die
Möglichkeit sämtliche Pegel der Kanäle auf der Aktiv-Weiche dem
persönlichen Geschmack anzupassen. Selbst sehr leise Pegel mancher
Vorverstärker können durch die Pegelanpassung enorm (bis zu 3 fach)
verstärkt werden! Hier nun ein paar Bilder der Weichen- und Netzteilfertigung (siehe unten)
Das Ergebnis nach
der Pegelabstimmung war….Booooom!!!
Wenn man bei der schwächsten Aufnahme, egal ob Platte, MP3, oder CD seine
Klangregelung samt Loudness vergessen kann und will war das ein
Volltreffer! Jede „Kackaufnahme“ war plötzlich echt gut. Solch
eine „Urgewalt“ hätte ich nicht erwartet. Alles hatte plötzlich
eine unglaubliche Präsenz. Das Gitarrenspiel von Mark Knopfler, Alan
Taylor oder Don Alder strotzte nur so vor metallischem
Gitarrenseiten-Sound...man hört die Fingerrillen auf der
Gitarrenseite plötzlich so deutlich, das man sich fragt wie man
vorher eigentlich Musik gehört hat. Die Gewitter im Intro von
„Brothers in Arms“, oder selbiges in Psyches „Unveiling the
secret“ klingen derart elektrisch das man eine Gänsehaut bekommt.
Und den Tiefton der eh schon bassstarken Scheibe „Schwarz zu Blau“
von Peter Fox spüren jetzt sogar meine Vorfahren – der Hammer! Das
Ganze war die Befreiung...nein - die Entfesselung meiner gesamten
Hifianlage – GROßARTIG! Angeschlossen als Bassverstärker wurde
der T+A, als Hoch- Mittelton Verstärker agiert der NAD. Ich habs
auch mal anders rum probiert allerdings schafft der NAD es nicht die
TB 140 von T+A zu kontrollieren. Da hat die A1500 Endstufe mit 1000
dB doch ein paar größere Dämfungsfaktor-Eier ;o) Also halten wir
fest…..: Bi -Amping ist echt gut, aktives Bi-Amping ist noch
besser! Bi-Wiring hingegen hat absolut keine Auswirkung auf den
Klang, zumindest nicht in meiner Kette (ergo Hifi-Vodooo ;o) Unten nochmal die komplette Anlage nach dem Upgrade.
Ich hoffe den einen
oder anderen vielleicht zu einem Hifi Experiment ermutigt zu haben.
Liebe Grüße
Euer Micha
Gesamtkosten Weiche
+ Netzteil: 330,- Euro
Kosten NAD Endstufe
: 270,- Euro
Ein paar wertige
Cinch- und LS Kabel: 40,- Euro
Total: 640,- Euro