Mittwoch, 20. März 2019

Wer die Wahrheit sagt braucht ein schnelles Pferd – Oder, wie man sich trotz Gegenwind durchsetzt!


Es war einer der vielen verregneten Tage in diesem März, als ich von meinem Arbeitsplatz aus auf die Viktoriastraße schaute. Mitten in der sich vorbei wälzenden Blechlawine fiel mir ein Sattelzug mit Kipphänger auf. Auf besagtem Kipphänger stand jener Spruch welcher den ersten Teil meiner Artikel-Überschrift bildet. Unwillkürlich musste ich lächeln, denn diesem Ausspruch wohnt ein ziemlich großer Wahrheitsgehalt inne. Da ich schon mehrfach Kippauflieger mit solchen und anderen treffenden Sprüchen gesehen hatte, reifte in mir der Entschluss festzustellen wer hinter diesen Aktionen steckt. Nach Feierabend warf ich also meinen PC an und nach wenigen Minuten Recherche stieß ich auf die Spedition Stegemöller aus Kamen welche diese beklebten Hänger fährt.
Nun wollte ich natürlich die Geschichte dahinter hören und ich rief kurzerhand bei der Spedition an um einen Termin für ein Gespräch zu bekommen. Überraschender Weise ging dann alles ganz schnell…

Am Samstag saß ich dann schon im Büro des Firmen-Chefs Rudi Stegemöller. Bevor ich mich versah hatte ich schon eine Tasse Kaffee vor mir und die erste Frage die mir einfiel war:

Wie hat das alles angefangen?


Rudi Stegemöller nach kurzem nachdenken: „Vor einigen Jahren sah ich in der Zeitung eine Anzeige des Vereins „Innocence in danger“. Der Verein tritt weltweit gegen sexuellen Missbrauch von Kindern und gegen die Verbreitung von Kinderpornografie an. Am nächsten Tag rief ich dort an, da ich die Idee hatte für das Anliegen des Vereins Werbung zu fahren – natürlich kostenfrei. Es war ein großer Erfolg und so entstanden eigentlich die Aktionen“

Große Bekanntheit erlangten auch Ihre Beschriftungs-Aktionen gegen den Ausgang des Falls von Sebastian Edathy.

Stegemöller: „Ja, in der Tat! Wir hatten das Gefühl das dabei die juristische Verhältnismäßigkeit aus dem Gleichgewicht gekommen ist. Da lädt ein Politiker solches Zeug aus dem Netz und kann sich ohne Vorstrafe mit 5000 Euro frei kaufen. Mit der Aktion hatten wir wenigstens das Gefühl nicht alles tatenlos hinnehmen zu müssen“ , so Stegemöller weiter.

Bei den Kinderschutzaktiviäten ist der Zuspruch sicherlich groß. Mittlerweile gibt es aber auch einige politisch deutbare Meinungen auf Ihren LKW Aufliegern. Wie sind die Reaktionen eigentlich darauf?

Stegemöller runzelt die Stirn: "Auf den Baustellen heben die Leute die Daumen wenn wir auf den Platz fahren und im Internet erleben wir ebenfalls meistens Zuspruch. Es gibt aber auch Fälle von völlig unsachlichen Vorwürfen. Da wird einfach etwas herausgelesen und konstruiert was da überhaupt nicht hingehört. Allerdings ist das noch nicht das schlimmste."

Wie meinen Sie das?

Stegemöller: „Es gibt Konzerne und große Firmen die Druck auf unsere Auftraggeber ausüben um uns von Aufträgen auszuschließen wenn wir unsere Beklebungen nicht entfernen!“

Im Ernst?! Soweit ich sehen konnte sind die Beklebungen zwar manchmal bissig oder patriotisch angehaucht, aber in keinster Art und Weise extrem. Und wie haben Sie reagiert?

Stegemöller: „Es war schon ziemlich befremdlich von „Partnern“ derart angegangen zu werden, allerdings lasse ich mich nicht verbiegen. Ich könnte mich im Spiegel nicht mehr ansehen wenn ich und meine Tochter mit den Beschriftungen aufgehört hätten, es gibt doch schon genug Umfaller, da muß ich das nicht auch noch. Zu einigen hartnäckigeren Vertretern schicke ich allerdings neutralere LKW, von denen habe ich ja auch genug. Als Unternehmer hat man schließlich auch Verantwortung für seine Arbeitnehmer, da ist der eine oder andere Kompromiss schon angebracht.“

Nach dem Interview lud mich der Chef zum Frühstück mit seinen Mitarbeitern ein. Übrigens eine bunte internationale Truppe, welche mit ihrem Chef offensichtlich sehr gut zurecht kommt. Die Laune beim Frühstück war freundschaftlich locker und nach dem Selben positionierte ein Mitarbeiter die LKW samt Beschriftungen (von moralisch über patriotisch zu kommerziell) für meine Fotos - Siehe hier:



Für mich ist die Firma Stegemöller ein Beispiel wie man in dieser Gesellschaft seinen Kopf hochhalten und sich trotzdem finanziell behaupten kann ohne anderen in den Allerwertesten zu kriechen. Wer seine ausländischen und natürlich auch die deutschen Mitarbeiter wie Familienmitglieder behandelt, auf Hasskommentare aus dem Internet mit Artikeln aus dem Grundgesetz kontert und derart aufgeschlossen auf seine Mitmenschen zugeht, der ist für mich Lichtjahre von jeder rechten Schublade entfernt, in die ihn einzelne wohl gerne stecken würden. Und auch wenn Stegemöllers viel Wahrheit auf die Straßen bringen, ein schnelles Pferd brauchen sie deshalb Gott sei dank noch nicht. Erstens weil sie wehrhaft genug sind und zweitens, weil das Grundgesetz immer noch die Meinungsfreiheit garantiert, auch wenn das einigen hier im Lande anscheinend nicht gefällt.


Beste Grüße Euer

Micha