Es war einer der
vielen verregneten Tage in diesem März, als ich von meinem
Arbeitsplatz aus auf die Viktoriastraße schaute. Mitten in der sich
vorbei wälzenden Blechlawine fiel mir ein Sattelzug mit Kipphänger
auf. Auf besagtem Kipphänger stand jener Spruch welcher den ersten
Teil meiner Artikel-Überschrift bildet. Unwillkürlich musste ich
lächeln, denn diesem Ausspruch wohnt ein ziemlich großer
Wahrheitsgehalt inne. Da ich schon mehrfach Kippauflieger mit solchen
und anderen treffenden Sprüchen gesehen hatte, reifte in mir der
Entschluss festzustellen wer hinter diesen Aktionen steckt. Nach
Feierabend warf ich also meinen PC an und nach wenigen Minuten
Recherche stieß ich auf die Spedition Stegemöller aus Kamen welche
diese beklebten Hänger fährt.
Nun wollte ich
natürlich die Geschichte dahinter hören und ich rief kurzerhand bei
der Spedition an um einen Termin für ein Gespräch zu bekommen.
Überraschender Weise ging dann alles ganz schnell…
Am Samstag saß ich
dann schon im Büro des Firmen-Chefs Rudi Stegemöller. Bevor ich
mich versah hatte ich schon eine Tasse Kaffee vor mir und die erste
Frage die mir einfiel war:
Wie hat das alles angefangen?
Wie hat das alles angefangen?
Rudi Stegemöller
nach kurzem nachdenken: „Vor einigen Jahren sah ich in der Zeitung
eine Anzeige des Vereins „Innocence in danger“. Der Verein tritt
weltweit gegen sexuellen Missbrauch von Kindern und gegen die
Verbreitung von Kinderpornografie an. Am nächsten Tag rief ich dort
an, da ich die Idee hatte für das Anliegen des Vereins Werbung zu
fahren – natürlich kostenfrei. Es war ein großer Erfolg und so
entstanden eigentlich die Aktionen“
Große Bekanntheit
erlangten auch Ihre Beschriftungs-Aktionen gegen den Ausgang des
Falls von Sebastian Edathy.
Stegemöller: „Ja, in der Tat!
Wir hatten das Gefühl das dabei die juristische Verhältnismäßigkeit
aus dem Gleichgewicht gekommen ist. Da lädt ein Politiker solches
Zeug aus dem Netz und kann sich ohne Vorstrafe mit 5000 Euro frei
kaufen. Mit der Aktion hatten wir wenigstens das Gefühl nicht alles
tatenlos hinnehmen zu müssen“ , so Stegemöller weiter.
Bei den
Kinderschutzaktiviäten ist der Zuspruch sicherlich groß.
Mittlerweile gibt es aber auch einige politisch deutbare Meinungen
auf Ihren LKW Aufliegern. Wie sind die Reaktionen eigentlich darauf?
Stegemöller runzelt
die Stirn: "Auf den Baustellen heben die Leute die Daumen wenn wir auf
den Platz fahren und im Internet erleben wir ebenfalls meistens
Zuspruch. Es gibt aber auch Fälle von völlig
unsachlichen Vorwürfen. Da wird einfach etwas herausgelesen und
konstruiert was da überhaupt nicht hingehört. Allerdings ist das
noch nicht das schlimmste."
Wie meinen Sie das?
Stegemöller: „Es gibt Konzerne
und große Firmen die Druck auf unsere Auftraggeber ausüben um uns
von Aufträgen auszuschließen wenn wir unsere Beklebungen nicht
entfernen!“
Im Ernst?! Soweit
ich sehen konnte sind die Beklebungen zwar manchmal bissig oder
patriotisch angehaucht, aber in keinster Art und Weise extrem. Und
wie haben Sie reagiert?
Stegemöller: „Es
war schon ziemlich befremdlich von „Partnern“ derart angegangen
zu werden, allerdings lasse ich mich nicht verbiegen. Ich könnte
mich im Spiegel nicht mehr ansehen wenn ich und meine Tochter mit den
Beschriftungen aufgehört hätten, es gibt doch schon genug Umfaller,
da muß ich das nicht auch noch. Zu einigen hartnäckigeren
Vertretern schicke ich allerdings neutralere LKW, von denen habe ich
ja auch genug. Als Unternehmer hat man schließlich auch
Verantwortung für seine Arbeitnehmer, da ist der eine oder andere
Kompromiss schon angebracht.“
Nach dem Interview
lud mich der Chef zum Frühstück mit seinen Mitarbeitern ein.
Übrigens eine bunte internationale Truppe, welche mit ihrem Chef
offensichtlich sehr gut zurecht kommt. Die Laune beim Frühstück war
freundschaftlich locker und nach dem Selben positionierte ein
Mitarbeiter die LKW samt Beschriftungen (von moralisch über patriotisch zu kommerziell) für meine Fotos - Siehe hier:
Für mich ist die
Firma Stegemöller ein Beispiel wie man in dieser Gesellschaft seinen
Kopf hochhalten und sich trotzdem finanziell behaupten kann ohne
anderen in den Allerwertesten zu kriechen. Wer seine ausländischen
und natürlich auch die deutschen Mitarbeiter wie Familienmitglieder behandelt, auf
Hasskommentare aus dem Internet mit Artikeln aus dem Grundgesetz
kontert und derart aufgeschlossen auf seine Mitmenschen zugeht, der
ist für mich Lichtjahre von jeder rechten Schublade entfernt, in die
ihn einzelne wohl gerne stecken würden. Und auch wenn
Stegemöllers viel Wahrheit auf die Straßen bringen, ein schnelles
Pferd brauchen sie deshalb Gott sei dank noch nicht. Erstens weil sie wehrhaft genug sind und zweitens, weil das Grundgesetz immer noch die
Meinungsfreiheit garantiert, auch wenn das einigen hier im Lande
anscheinend nicht gefällt.
Beste Grüße Euer
Micha