Leider hat mich und
meine Familie die letzten Wochen das Sars Cov 2 Virus auf die Bretter
gehauen, weshalb ich noch nicht dazu gekommen bin das James Webb
Teleskob am L2 Point zu begrüßen. Dieses, und ein astronomischer
Ausblick, auf das noch junge Jahr 2022 soll das Hauptthema des
Artikels sein.
Im vorletzten
Artikel berichtete ich ausführlich über den Beginn der James Webb
Mission, welche ich mit dem Titel „Start des Schmetterlings“
(siehe Artikel) überschrieb, hier möchte ich anknüpfen. Am
25.01.22 schwenkte das komplett entfaltete James Webb Teleskop mit
einen kurzen Triebwerkstoß erfolgreich in den Orbit um den
Lagrange-Punkt 2 ein, welcher in rund 1,5 Millionen Kilometer
Entfernung zur Erde liegt. An diesem Punkt gleicht sich die
Graviation von Sonne und Erde aus, was dem James Webb Teleskop eine
eigene, leicht ovale Umlaufbahn ermöglicht. Das Webb kreist also um
einen imaginären Punkt draußen im All (siehe Bild unten) und ist so
in der Lage den ganzen Himmel, ohne störende Einflüsse von Sonne,
Mond und Erde zu beobachten. Ein wichtiges Feature bildet hierbei das
Hitzeschild des Webb Teleskopes, (Bild unten) damit werden die
Sonnenstrahlen von der empfindlichen Infrarot-Infrastruktur der
kalten Seite abgeschirmt, damit das Webb nicht geblendet wird. Auf
die negativen Auswirkungen von Infrarotstrahlung bei der
Astrofotografie hatte ich bereits hingewiesen, nicht zuletzt deshalb
wird dieser enorme Abschirmungsaufwand betrieben. Auf der kalten,
oberen Seite ist es z.Zt. -230 Grad C wogegen es auf der warmen unteren
Seite bis zu +56 Grad C warm ist.
Orbit Lagrange-Punkt 2 - Bildquelle: Nasa
Webb Hitzeschild - Bilderquelle: Nasa
Mittlerweile reicht
die niedrige Temperatur aus die komplexen Einstellungen der 18
Spiegel des Teleskopes am ersten Sternenlicht des Sterns HD 84406
vorzunehmen. Man muss sich vorstellen dass jeder Spiegel 1 Bild von
HD 84406 produziert, diese 18 Bilder gilt es haargenau über einander
zu bringen, sodass 18 Spiegel wie ein einziger riesiger Spiegel
wirken. (siehe unten) Diese hoch genaue Justierung wird zur Zeit vorgenommen und
dauert bis Ende diesen Monats an. Das Webb Teleskop hat also rein
funktionsmäßig, mit dem so genannten „First light“ von HD
84406, (im Sternbild Ursa Major oder Großer Bär) seinen Betrieb
aufgenommen. Gratulation zum ersten eingefangenen Sternenlicht am L 2
Point! Richtig coole, wissenschaftlich wertvolle Bilder wird es wohl
erst gegen Mitte des Jahres geben, wenn alle Kallibrations- und
Wartungsarbeiten abgeschlossen sind.
18 Spiegel müssen wie Einer sehen das ist Präzisions-Arbeit - Bildquelle: Nasa
Hier die ersten 18 unscharfen Lichtpunkte von HD 84406 - Quelle: Nasa
Das Ziel des James
Webb Teleskopes ist nicht weniger, als die gesamte Menschheit auf ein
neues Niveau des Wissens über die Zusammenhänge des Universums zu
heben. Es wird bis kurz nach dem Urknall in der Zeit zurückblicken
können, was in seiner Infrarotkonfiguration begründet liegt. Denn
je länger Licht zu uns unterwegs ist, desto mehr verschiebt sich
seine Frequenz in den Rotlichtbereich - und etwa 13 Milliarden Jahre
altes Licht wäre dann im Infrarotbereich zu „sehen“.
Infrarotlicht
durchbricht selbst dichte Nebel, was uns hilft Sterne und Planeten,
sowie den Ereignishorizont von Schwarzen Löchern besser zu
beobachten. Wasser, Kohlendioxid- oder Methangas in Atmosphären
anderer Planeten sind ein Zeichen von extraterrestrischen Leben und
lassen sich im Infrarotbereich sehr gut nachweisen. All das sind gute
Gründe warum das Webb so gebaut wurde wie es jetzt am L2 Punkt seine Bahnen zieht. Unten mal ein paar Bilder der Nasa die das verdeutlichen.
Adlernebel im Infrarotbereich - Viel mehr sichtbare Sterne - Bildquelle: Hubble
Adlernebel im Licht Bereich - weniger Sterne - Bildquelle: Hubble
Sichtbare Atmosphärenanteile über Lichtspektrum - Bildquelle: Nasa
Wie schon angedeutet
geschieht noch wesentlich mehr weltraumtechnisches im Jahr 2022.
Europas Raumfahrer blicken nämlich gespannt auf den Erstflug des Raumschiffs
Orion, welches NASA und ESA gemeinsam gebaut haben. Im Frühjahr soll
dieses Raumschiff mit der neuen SLS-Großrakete der NASA starten und
um den Mond herum fliegen – An Bord befinden sich Test-Dummys
welche auch die Strahlenbelastung für Astronauten bei eventuellen
Mondlandungen messen sollen. Satelliten sollen bei dieser Mission zusätzlich nach Wasser auf dem Mond suchen. Russland ist ebenfalls nicht untätig, so
sollen künftig von Wostotschny aus Raketen des neueren Typs
„Angara“ abheben. Von Russlands neuem Weltraumbahnhof soll es
auch im Frühjahr ein neuen Anlauf zum Mond geben - Denn für den Mai
ist der Start der Raumsonde „Luna 25“ geplant.
Zusätzlich laufen dieses Jahr noch die "Dart-Mission" und die "Psyche-Mission" der Nasa. Bei der Dart-Mission soll getestet werden ob sich Asteroid Bennu durch Einschläge von seinem Kurs abbringen lässt. Zielsetzung ist die Erde vor anfliegenden Himmelskörpern zu retten. Bei der Psyche Mission erkundet die Nasa den gleichnamigen metallreichen Asteroiden, welcher Teil eines Planeten gewesen sein soll.
Kommen wir nun also
zu den Astroereignissen in diesem Jahr. Eine totale Mondfinsternis
kann am 16. Mai in den Morgenstunden von Mitteleuropa aus beobachtet
werden. Noch vor Mitte der Finsternis geht der Mond jedoch unter.
Eine partielle Sonnenfinsternis ist im Oktober zu sehen. Das
astronomische Ereignis der teilweisen Sonnenfinsternis ist am 25.
Oktober gegen zwölf Uhr in Mitteleuropa zu beobachten. Hier schiebt
sich der Mond bis zu einem Drittel vor die Sonne. Weiterhin zum Ende
des Jahres, nämlich im November und Dezember steht der Mars so
günstig zur Erde wie lange nicht mehr - Nicht nur zur Freude der
Hobbyastronomen wie ich einer bin, sondern auch für
Weltraumorganisationen wie die ESA. Die Europäer wollen das gute
„Marsfenster“ nämlich nutzen um einen eigenen Marsrover auf den
roten Planeten zu bringen. Das europäische Gefährt soll mit neuen
Instrumenten nach Leben im Marsstaub suchen.
Ich war ebenfalls in
diesem Jahr auf astronomischer Pirsch und konnte zum ersten mal einen
interstellaren Nebel fotografieren, natürlich gibt es auch ein
wunderschönen Mond und eine Übersichtsaufnahme unseres
Fröndenberger Sternenhimmels zu sehen. Beginnen möchte ich mit der
Übersichtsaufnahme. Ich hatte meine Canon EOS 450 D am 11 Januar
gegen 23:00 auf ein einfaches Fotostativ ohne Nachführung
geschraubt und den Himmel 13 Sekunden belichtet. Das Foto wurde nicht
weiter bearbeitet! Gut zu sehen sind die drei hellen waagerecht
angeordneten Sterne im oberen Bilddrittel – hierbei handelt es sich
um den „Gürtel des Orion“ (Alnitak, Alinam und Mintaka). Knapp
links darunter befinden sich vier Lichtpunkte, welche fast senkrecht
leicht nach links abfallend eine Kette bilden. Der rötlich
leuchtende Punkt (zweiter von unten) ist der große Orion Nebel,
welcher wirklich in dieser Nacht trotz hellem Mond mit bloßem Auge
zu sehen war. (Bild unten) Wegen diesem gut sichtbaren Nebel fuhr ich
später noch in die Tiefen unserer Wälder um ein möglichst dunkles
Bild zu bekommen, was mir dann auch gelang.
Am auffälligsten
war natürlich mein alter Freund Mond und so machte ich standesgemäß
das erste richtige Astrofoto des Jahres von ihm. Ein wunderbar klarer
Nachthimmel erlaubte dieses sehr gute Foto wie ich meine. Uhrzeit
23:30 Uhr, 11 Januar 2022 via Celestron C6N 750 mm Brennweite und TVV
3000 Planetenkamera. (siehe unten 1. Bild) Danach das Ganze nochmal mit Canon EOS 450D auf Celestron 750mm, Belichtung 1/800 (Bild 2)
Viel Später gegen
2:30 Uhr dann konnte ich nach Durchzug einiger Nebelbänke und dem
verschwinden des Mondes im Sauerland ein richtig gutes, dunkles Foto
des Orion-Nebels machen. (siehe unten) Genauer gesagt besteht das
Foto aus 26 Fotos mit je fast 20 Sekunden Belichtung. Diese Fotos konnte
ich dann im Stacking-Verfahren mit „Deepstar Stacker“
übereinander legen und mit Photoshop bearbeiten – ca. 4 Stunden
Bearbeitungszeit. Das low Budget Equipment für diese Aufnahme
bestand aus folgenden Komponenten: Canon EOS 450 D, auf Celestron
C6N, Brennweite 750mm, nachgeführt auf modifizierter
motorgesteuerter Skywatcher Syncscan Azimuth Montierung. Dafür ist
es schon ganz gut geworden. Um noch mehr und bessere Astro-Fotos machen zu
können werde ich dieses Jahr noch das Einrichtungsinstrument „Star
Sense“ erwerben um wesentlich schneller Planeten und Nebel
ausfindig machen zu können.
Das war es erst mal
über den Weltraum dieses Jahr. Beim James Webb bleibe ich natürlich
am Ball für Euch und werde natürlich über spektakuläre Bilder (so
sie denn kommen werden) berichten. Und gegen Ende des Jahres versuche
ich mal den Mars für Euch vor die Linse zu bekommen oder einen
netten Jupiter garniert mit Andromeda oder einer anderen Galaxie.
Viel Gesundheit und Erfolg.
Wünscht Euch
Euer Micha
Update vom 20.03.2022
Das James Webb hat endlich seine 18 Spiegel focussiert und liefert nun das erste scharfe Testbild vom 2Mass Stern, welcher sich in einer Entfernung von etwa 2000 Lichtjahren von uns befindet. Die First Light Aufnahme der ersten 18 unscharfen Punkte (Bild im Artikel oben) entstand durch die, im nahen Infrarotbereich arbeitende NIRCam, vom Stern HD 84406, diese Kamera konnte nämlich schon vor Abschluss der Kühlphase eingesetzt werden und war deshalb ideal für den Focussierungsprozess. Auch wenn noch nicht alle Einmessvorgänge abgeschlossen sind hat das neue Bild von 2MASS J17554042+6551277 bereits eine exorbitant höhere Qualität! (hier nun das Bild)
Fotoquelle: NASA
Das Webb deutet seine Qualität bereits hier an, wenn man auf die Galaxien im Hintergrund achtet, die trotz der Helligkeit von 2Mass bei relativ geringer Belichtungszeit bereits zu sehen sind! Ein würdiges Testbild zum Abschluss der 5. Ausrichtungsphase. Im Mai dann wären alle anderen Instrumente einsatzbereit und kallibriert, danach werden noch kleinere Fehler in den Berechnungen gefixt. Erste wissenschaftliche Aufnahmen kämen dann ab Juni in betracht. Aber bereits das Testbild lässt erahnen was uns erwartet....eine Revolution! Herzlichste Glückwünsche zum funktionieren von James Webb!
Quellen:
NASA - James Webb Mission-Control
Futurezone - Missionen 2022
t-online - Erstes Foto vom James Webb
RND - Sternenhimmel 2020
DLF - Weltraumhighlights 2022
Weser Kurier - Weltweite Pläne fürs All
HL1 - Ausrichtung des Webb Teleskopes