Bildquelle: Kompass.im
Es ist wieder soweit - die Vorratsdatenspeicherung
ist da. Im Schatten der Flüchtlingskrise wurde gestern die
Vorratsdatenspeicherung mit den Stimmen von SPD und Union durch den Bundestag
gejagt. Die Opposition aus Linken und Grünen hatte mit 148 Stimmen gegen die 404
Abgeordneten der großen Koalition keine Chance - es gab 7 Enthaltungen. Nach
2007 ist es nun der zweite Versuch diese Art der verfassungswidrigen Überwachung in Deutschland zu
etablieren. Damals kippte das Bundesverfassungsgericht drei Jahre nach der VDS
Einführung die Vorratsdatenspeicherung. Nun unternimmt die Bundesregierung
erneut den Versuch ansatzlos alle Verbindungsdaten (inkl. IP Adressen) der deutschen Bevölkerung
für 10 Wochen lang zu speichern - Standortdaten von Handys sollen nun auch mit
von der Partie sein und 4 Wochen lang gespeichert werden können.
Letzten Endes handelt es sich bei
dem neuen VDS Gesetz um alten Wein in neuen Schläuchen. Die Speicherdauer der
Daten wurde etwas verkürzt und E-Mails wurden angeblich von der Überwachung ausgenommen,
dafür wurden die Standortdaten von Handys mit ins Paket geschnürt. Bei einer
SMS kann aus "technischen Gründen" der Inhalt nicht von den Verbindungsdaten
getrennt werden, damit landet also bei der guten alten Kurznachricht jedes
geschriebene Wort im großen Speicher. Hinten noch schnell ein Satz angehängt,
das die Erfahrungen mit diesem Gesetz nach 3 Jahren zu prüfen sind. Und so
wurde, Simsalabim, aus der Vorratsdatenspeicherung die Höchstspeicherfrist. Die
ehemalige Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger hält den neuen
Namen für "Augenwischerei" und kann inhaltlich keine Fortschritte im
Gesetz erkennen: "Aus Raider wird jetzt Twix" , sagte sie.
Aber was bedeutet das neue Gesetz
in der Praxis? Ganz einfach...die totale Überwachung! Ohne konkreten Verdacht
werden ALLE Verbindungsdaten der deutschen Bevölkerung gespeichert. Wer mit wem,
wie lange und wann telefoniert hat wird genauso festgehalten, wie die
Standortdaten aller Handys. Das bedeutet das es möglich ist von jedem
Bundesbürger Bewegungs- und Nutzerprofile zu erstellen, mit deren Hilfe man überprüft
mit wem man intensive Kontakte pflegt - oder mit wem nicht. Sollte sich also
mal ein Verbrecher verwählen und versehendlich ihre Nummer anrufen wird das mit
Sicherheit bemerkt werden, das dies versehendlich erfolgte wohl eher nicht. Für
Berufsgeheimnisträger wird dieses neue Gesetz
direkte Konsequenzen auf ihre Arbeit haben. Beispielsweise würde ein
Journalist mit einem Anruf bei seinem Informanten Diesen sofort enttarnen. Anwälte
könnten anhand ihrer Profile "analysiert" und in Misskredit gebracht
werden, was deren Position vor Gericht schwächen könnte. Jeder Mensch hat
irgendwelche Unzulänglichkeiten und Schwächen welche durchaus durch solch eine
Überwachung gegen ihn einsetzbar wären. Aber nur die Ruhe...Sie haben doch
nichts zu verbergen oder?!
Das Telefonnummern oder andere
Metadaten direkt töten könnten kommt Ihnen nicht in den Sinn?! Der US-Drohnenoperator
Brandon Bryant ist zur Zeit Kronzeuge vor dem NSA Untersuchungsausschuss des
Bundestages. Dort erklärt er die Praxis der deutschen Sicherheitsdienste,
welche Metadaten direkt an die US Dienste weitergaben und diese wiederum gaben
sie weiter an seinen früheren Arbeitgeber - die US Luftwaffe. Auf Grundlage auch
dieser Daten flog Bryant über 6000 Drohneneinsätze bei denen 1626 Menschen ums
Leben kamen. Er ist der Endpunkt all der staatlichen Datensammlung. Seine
Antwort auf die Frage der Linkspartei-Obfrau Martina Renner, ob auch von
Deutschland gelieferte Daten genutzt wurden, um auf Menschen zu schießen, war
kurz: "Ja." Eine Telefonnummer reicht also für den Abschuss einer
Hellfire-Rakete auf ein Haus aus, Kollateralschaden inklusive - "wir spürten
das Mobile mit dem Gilgamesh System auf und..." Brandon Bryant will einfach
nicht mehr töten und er verteidigt seine Taten nicht. Der 29-jährige Staff Sergeant
übernimmt die volle Verantwortung für sein Handeln, will aber seinen Ex Arbeitgeber,
die US Regierung nicht davon kommen lassen. Er sagt: "Die deutsche
Geschichte zeigt den Weg, den mein Land gerade geht"
Solche mutigen Menschen werden es
in Zukunft schwerer haben in Deutschland mit ihren Informationen an die Öffentlichkeit
zu gehen, denn auch dafür ist im aktuellen Vorratsdaten-Gesetz mit folgendem
Satz gesorgt. Es ist verboten Daten zu veröffentlichen - "die nicht
allgemein zugänglich sind und die ein anderer durch eine rechtswidrige Tat
erlangt hat". Was im Klartext wohl Knast für Whistelblower in Deutschland
bedeutet! Auch wenn nicht sofort die Hellfire Raketen durch den deutschen
Luftraum rasen, die Infrastruktur für einen totalitären Staat wird geschaffen,
Stück für Stück (siehe auch hier - oder hier oder hier (hier) auch hier die Freigabe des deutschen Luftraumes für Drohnen) - Wenn wir diese Entwicklung nicht aufhalten werden unsere Kinder
bald nicht mehr frei sein!!!
Liebe Grüße
Euer Micha
P.S.: Wenn Ihr was gegen die Vorratsdatenspeicherung tun wollt, dann unterstützt die Verfassungsbeschwerde von Digitalcourage! (Unterstützer hier klicken)
P.S.: Wenn Ihr was gegen die Vorratsdatenspeicherung tun wollt, dann unterstützt die Verfassungsbeschwerde von Digitalcourage! (Unterstützer hier klicken)
Quellen: