Licht ist mehr als nur
ein bestimmtes Spektrum elektromagnetischer Wellen oder ein Strom aus Photonen. Es ist ein Motor für das Leben
wie wir es kennen. Von der Fotosynthese der Pflanzen bis zur Bildung von
Vitaminen ist das Licht nahezu unverzichtbar für den Stoffwechsel von fast jedem Lebewesen auf unserem
Planeten. Für uns Menschen ist das Sehen mit Sicherheit einer unserer
Hauptsinne, dieser wäre ohne Licht vollkommen nutzlos. Das sichtbare Licht
ermöglicht uns die Wahrnehmung unserer Umgebung und viel mehr!
Gerade jetzt wo mein
rechtes Auge durch PVR und die deshalb nötigen 4 Operationen sehr eingeschränkt
ist, tritt das Sehen für mich aus dem Schatten der Selbstverständlichkeit.
Nicht nur das man seine Umwelt nicht mehr wahrnimmt, ich merke plötzlich auch
wie sehr etwas entscheidendes fehlt, wenn Blicke durch verletzte Augen
ausdruckslos werden. Denn es geht nicht nur etwas in das Auge hinein, sondern
das Auge kommuniziert auch mit seiner Umwelt. Es zeigt Gefühle an und löst
Gefühle aus, außerdem trägt es, nicht nur vom Aussehen her, maßgeblich zu Selbstwahrnehmung
und Selbstvertrauen bei. Nun zeigt mittlerweile auch mein linkes Auge ungesunde
Veränderungen an der Netzhaut, was mich dazu bewegt (so lange es noch geht) ein
wenig Astronomie zu betreiben. Ich war schon immer gern nachts unterwegs, dabei
schaute ich sehr oft zu den Sternen und manchmal, wenn eine Sternschnuppe
niederging, wünschte ich mir auch etwas. Die meisten Sternschnuppen allerdings
sind so lichtschwach, das viel zu viele Wünsche nicht in Erfüllung gehen können
- Leider!
Ein Wunsch von mir war es
immer den Nachthimmel so sehen zu können wie unsere Vorfahren, ohne das
Störlicht der Straßenlaternen und das der Städte, heute besser als
Lichtverschmutzung bekannt. Man muss schon weit in die Pampa fahren um vor einem dunklen Nachthimmel wirklich viele
Sterne sehen zu können, aber sie sind da oben - ich weiß es ;o) In meiner
Jugend musste man, um die Sterne zu fotografieren, beispielsweise in die Berge
fahren, da es leider keine Möglichkeit gab dieses in Stadtnähe zu tun - Heute
schon - und das sogar mit winzigen Mitteln! Meine etwas ältere Canon EOS 450D
flux mit einem 40 Jahre alten manuellen 35mm
Yashica Weitwinkel ausgestattet (Ebay 10 Euro plus Versand, sowie ein M42 Adapter 5,- Euro), ein kleines Stativ
mitgenommen und ab in den Garten! Dank Stellarium (Android-Software) ist der
Himmelsabschnitt in dem sich die Milchstraße befinden soll schnell gefunden,
mit dem bloßem Auge allerdings ist nur der Jupiter zu erkennen, sonst erstreckt sich überall
ein dunkles milchiges Grau.
Da meine Canon keinen IR
Filter mehr hat (für Teleskopaufnahmen von interstellaren Nebeln ausgebaut) ,
habe ich in unsrer lichtverschmutzen Gegend (Raum Unna) schlechte Karten, denn
alle Licht- und Wärmequellen bringen ein ordentlichen Rotstich ins Bild - Wie
man auf dem unteren Bild unschwer erkennen kann. Das war also mein Rohmaterial
vom 22.07.2020 um 0:14 Uhr. Die Belichtungszeit betrug 10 Sekunden.
Danach, im weiteren Verlauf der Nacht,
schlug die Stunde von PC Programmen wie Photoshop und DeepSkyStacker mit einem ganz passablen Ergebnis. Na ja, früher war eben doch nicht alles besser ;o) Auch wenn
hier in der Umgebung des Ruhrgebietes die Lichtverschmutzung hoch ist, kann man
doch schon deutlich das Band der Milchstraße (von oben nach unten) erkennen. Siehe unten.
Sehr schön zu sehen im
Sternbild Schild (Oberes Drittel) ist der Halbkreis (1) aus den Sternen Eta Scuti,
12 Aquilae, Lambda Aquilae, 15 Aquilae und 14 Aquilae. Mitten durch diese
Sternenkombi gleitet ein Lichtstreifen der laut Stellarium zum russischen
Satelliten Cosmos 389r gehört. Etwas rechts (nach unten gehend) befindet sich
am Ende der Viererkette (Deichsel - Nr.2 ) aus den Sternen HD173278, HD173093, HD172831
und V453 Scuti der 582 Lichtjahre entfernte HD172348, welcher mit den Sternen
Alpha Scuti (199 Lichtjahre) Delta Scuti (202
Lichtjahre) sowie mit Epsilon Scuti (538 Lichtjahre) den Wagen (3) darunter bildet.
Circa 1,5 Finger breit tiefer befinden sich die beiden Sterne HD171391 und HD
170740 (4). Nochmals 1,5 Finger tiefer kommen wir zu zwei kleinen Sternengruppen
rund um den Stern V450 Scuti, (5 Sterne - drei links, zwei rechts Nr. 5) welcher uns
in direkter Linie nach rechts (kleiner roter Fleck) zum berühmten Adlernebel
(6) führt der knapp 7000 Lichtjahre entfernt liegt und "die Säulen der Schöpfung" beinhaltet. Etwas darunter findet sich der Omega Nebel (ca. 5500 Lj), welcher die Ziffer (9) trägt, da ich ihn erst später identifiziert habe. Ein ganzes Stück tiefer im Sternbild Schütze, liegt der knapp 5200 Lichtjahre entfernte Lagunen-Nebel, dieser ist der zweithellste Nebel den man von uns aus sehen kann (7). Ganz unten über dem Haus meines Nachbarn geht grade das Zentrum der
Milchstraße auf (8), in dem sich auch das supermassive Schwarze Loch Sagitarius A befindet. Leider verschiebt sich das Zentrum zusammen mit der Wärmeabstahlung seines Daches etwas ins
Rote.
Es ist jetzt schon spät
und Zeit für`s Bett, aber ich freue mich, bei unserer Wanderung durch die
Michstraße, mit Euch Lichter am Himmel gesehen zu haben die hunderte oder gar tausende von Jahren
zu uns unterwegs waren - Lichter die man sonst nicht sieht und vielleicht auch
nicht mehr sehen wird.
Liebe und nachdenkliche
Grüße
Euer Micha