Sonntag, 17. November 2024

In the Naim of love, oder wie ich lernte einen Clone zu lieben. Teil 2

Ich hatte mich langsam an die Ice Power Blöcke gewöhnt, klanglich so ziemlich das beste was ich bis heute in meiner Kette laufen hatte (meinen T+A A1500 natürlich ausgenommen). Allerdings war die Verarbeitung der Kaltgerätebuchsen mehr als grenzwertig, denn beim Abziehen der Stecker kamen einem die Buchsen aus dem Gehäuse entgegen - nicht ungefährlich, da die Netzschalter auch dort angebracht waren, muß man zwangsläufig immer hinter das Gerät an diese gefährlichen Buchsen greifen. Gehört werden mussten die Ice Monos über den XLR Eingang, da via Cinch ein Brummen zu vernehmen war, was auf eine schlechte Masseführung hindeutet. Alles Dinge die zu beheben sind, aber in der Summe, vor allem das Einschalten hinten, machte mich irgendwie nicht glücklich. Aber trotzdem wunderschöne Geräte, welche ich Euch nicht vorenthalten möchte.

 


Nun zurück zu meinem abgeschossenen Naim 250, dessen Teile nun endlich da waren. Nach dem alle Teile nun eingebaut waren und der Ruhestrom perfekt eingestellt war, begab ich mich noch an die Spannungseinstellung meiner Naim Kopie. Der Original Olive von Naim arbeitet mit etwa +-50 V mein Naim Verschnitt kam mit +-36 Volt an, was natürlich die reale Leistung des Verstärkers auf 60 Watt pro Kanal schmälert und somit nicht den Herstellerangaben entspricht. Da der Naim NAP 250 Clone (genau wie sein Original) über ein hochwertiges geregeltes Netzteil verfügt (sowas ist äußerst selten in der Hifi Welt) konnte ich die Spannung auf 45 V erhöhen, um somit auf etwa 78 Watt pro Kanal an 8 Ohm zu kommen, für die Original Sanken Netzteil Transistoren ein klacks. Gemessen wurde mit einem Sinus von 1 khz und einem 8 Ohm Leistungswiderstand je Lautsprecherausgang. (8,95 Euro bei Reichelt) Die Einstellung der Spannung erfolgt an den 4 blauen Wendelpotis, die ohne Pfeil. Das im Internet beschriebene Schutzschaltungsproblem (zu schnelles Abschalten bei hoher Last) behob ich durch die korrekte Einstellung der Schutzschaltung (auf dem Foto rechts die 4 Potis mit Pfeilen auf den beiden Netzplatinen). Um eine bessere Wärmeableitung zu gewährleisten versorgte ich die Endstufentransistoren und den Übergang der Kühlbleche zueinander mit Wärmeleitpaste. Es war also vollbracht...jetzt musste er nur noch funktionieren...und das nach Möglichkeit gut.


 

Da stand er nun in meiner Kette und der erste Höreindruck (als Hochmitteltonverstärker) war echt okay. Endlich hatte er Tiefe und Raum, nichts war mehr übrig von seiner vorherigen Zweidimensionalität, er spielte etwa auf dem Niveau der Ice Power und brauchte ebenfalls kein Poti wegen der Lautstärkeanpassung zur T+A Endstufe. Es war so als hätten die Beiden schon immer zusammen gespielt. Zuerst lies ich ihn die LP "The best of the Pogues" spielen, was der Naim Verschnitt auch mit bravour hin bekam, es war eine Reise mitten in einen Irish Pub, in dem Shane MacGowan wieder zum Leben erweckt wurde! Dann zog ich die Zügel mit Mike Oldfields Tubular Bells an und auch hier lies sich der Naim Nachbau nicht die Butter vom Brot nehmen. Je länger er spielte desto mehr gewann dieses kleine Verstärkerchen und als er sich bei Chris Jones "No Sanctuary" mit dem T+A gewissermaßen verbrüderte und wie ein einzelner Verstärker agierte nur viel entspannter, da hatte der Kleine mein Herz gewonnen. Instrumente klingen jetzt körperlicher, genau wie Stimmen was am Nachschwingen durch den niedrigen Dämpfungsfaktor des Naim liegen könnte. Hohe Dämpfungsfaktoren mögen wichtig für große bewegte Massen sein (Tieftöner), insbesondere um "grollen" zu verhindern, aber besonders im Hoch- Mitteltonbereich wird dieser Wert überschätzt, da hier keine großen Membranen gebremst werden müssen, fast ungebremstes Ausschwingen kann hier also die Musik natürlicher klingen lassen. Denn auch ein Stimmband oder eine Gitarrensaite schwingen im Original etwas nach. Außerdem rauscht der Naim Nachbau überhaupt nicht, es scheint fast als hätte man die falsche Quelle am Vorverstärker gewählt bevor das Musiksignal einsetzt - RESPEKT!

Das Fazit zum Naim Nap 250 Clone ist wohl wie folgt festzuhalten. Mit den richtigen Halbleitern und der richtigen Einstellung ist der China Naim verdammt nah am Original und wer sowas kann, sollte ruhig den Versuch wagen, denn er erhält einen top Verstärker zum Schleuderpreis. Der Neupreis des Clones liegt bei ca. bei 320-400 Euro plus Versand aus China, der schonmal locker über hundert Euro sein kann. Das Original von Naim geht selbst gebraucht in 4 stellige Dimensionen und ist nicht so zeitgemäß und edel von den Anschlüssen und vom Gehäuse her wie seine Kopie. Im Originalzustannd allerdings wird man wohl trotz der super Verarbeitung und des großen 400VA Ringkerntrafo etwas vom Clone enttäuscht sein.

Zum Schluß noch eine kleine und einfache Erklärung zum Ruhestrom. Dieser ist im besonderen für Röhrenverstärker höchst wichtig, aber auch bei herkömmlichen A/B Transistorverstärkern kann ein schlecht eingestellter Ruhestrom zu Problemen im Betrieb führen. Der Ruhestrom ist platt gesagt ein Strom der vor dem eigendlichen Eintreffen des Musiksignals die Endstufentransistoren/-röhren leicht öffnet und somit eine richtige Arbeitstemperatur und ein schnelleres Ansprechen auf das einsetzende Musiksignal ermöglicht. Ist der Ruhestrom zu hoch wird der Verstärker zu heiß, ist er zu niedrig gibt es Verzerrungen beim Nulldurchgang der Sinuswelle, der Verstärker klingt dann einfach ausgedrückt Scheiße ;o)

Ich hoffe Euch einen kleinen Einblick verschafft zu haben in die Welt der Verstärker!


Liebe Grüße


Euer Micha



Samstag, 16. November 2024

Von killing in the "Naim" of, bis in the "Naim" of love - Oder wie ich lernte einen Clone zu lieben! Teil 1

Einige Tage nach einem ziemlich erfolgreichen Tuning meiner Anlage, (vorheriger Artikel) mutierte mein NAD C270 auf einmal zum Kontaktgrill. Die linke Seite wurde urplötzlich knall heiß, selbst dann wenn  wenn kein Signal anlag. Reflexartig schaute ich im Internet nach potenziellem Ersatz für meinen NAD, welcher als Hoch- Mitteltonverstärker in meiner Bi-Amping Konfiguration lief. Zu dieser Zeit lief auf Ebay gerade eine Auktion um einen China Clone des berühmten Naim Nap 250 ab. Ich gab ein Gebot von 250 Euro ab und wartete erstmal, war ja noch ein Tag bis zum Ende der Auktion. Zwischenzeitlich gab ich meinem NAD noch eine Chance indem ich seinen Ruhestrom einstellte. Eine Überprüfung ergab einen komplett aus dem Ruder gelaufenen Ruhestrom. Es lag am Emitterwiderstand ein Spannungsabfall von 20mV an, was in etwa 40mA Ruhestrom ergibt, zum Vergleich hatte die rechte Seite 5mV (10mA) was in etwa der Norm entspricht. Hier mal das Bild der Einstellung. Der Pfeil zeigt auf das Bias Poti, an dem der Ruhestrom eingestellt wird. Die Klemmen sind am Emitterwiderstand (Messpunkt Spannungsabfall)


                                                     Ruhestromeinstellung NAD C270

Nach der OP lief der NAD wieder einwandfrei und blieb auch links echt cool. Am nächten Tag stellte ich fest, dass das erfolgreiche Gebot der Auktion 245,55 Euro war, ich hatte also einen Naim Clone ersteigert. Als die Naim Kopie gut verpackt ankam, probierte ich ihn gleich aus. Die gute Verarbeitung fiel mir sofort auf, ein richtig dickes Vollalu-Gehäuse, überdimensionierte vergoldete Lautsprecher Klemmen und solide, ebenfalls vergoldete Cinch-Buchsen - Nichts, aber auch garnichts wirkte billig! Klanglich dann, war er zwar nicht wirklich schlecht, aber er hörte sich ein wenig "blutleer" und 2 Dimensional an, also unterzog ich ihn ebenfalls einer Ruhestromeinstellung. Dieser Abgleich war zwingend nötig, da der Ruhestromindikator (Spannungsabfall am Emitter-Widerstand) gerade mal 0,8mV betrug, was einem katastrophal niedrigen Ruhestrom von etwa 1,6 mA entsprach. Nach erfolgter Einstellung zwang mich mein innerer "Monk" alles nochmal mit meinem Hand Oszilloskop zu überprüfen...dabei schlug Murphys Law erbarmungslos zu! Bei der letzten Messung rutschte ich mit der Messpitze ab und verursachte einen Schluß mit dem Widerstand neben dem Kühlblech vom BD 139, direkt beim Emitterwiderstand. Die Linke Endstufe löste sich daraufhin in Rauch auf! Ich hatte meinen nagelneuen Naim-Clone gekillt!


                                     Grottenschlechter Ruhestrom beim NAIM NAP 250 Clone

                                               Die roten Pfeile markiren die Einstellpotis

 


                                                Hier den Ruhestrom auf etwa 8mA eingestellt


                                                 Und hier der Naim kurz nach dem Desaster

Die erste Analyse des Fehlers bestätigte meine Vermutung - Beide MJ21196 (YUXINYUAN) Transistoren der linken Endstufe hatten einen fetten Kurzschluss und auch die Vorstufen BD 139 und BD 140 schalteten nicht mehr, zusätzlich waren die Emmiterwiderstände durchgebrannt. Daraufhin bestellte ich alle diese Teile nach, allerdings von den namenhaften Herstellern ON-Semiconductors und ST Electronics, natürlich für beide Endstufen, da ich keine unterschiedlichen Bauteile für den rechten und linken Kanal wollte. Für alle E-Teile zusammen musste ich etwa 40 Euro ausgebeben.

In der Zeit, in der ich auf die Teile wartete, hatte mein bester Arbeitskollege, da er von meinem NAD/Naim "Unglück" hörte, zwei Ice Power Monoblöcke mit zur Arbeit gebracht. Das Ziel war ein Test der Monos nach Feierabend gegen den NAD und eventuell auch als Ersatz wenn der Naim zu schlecht klingen sollte. Als wir dann die Ice Power Blöcke in meiner Kette testeten, war kein großartiger Unterschied zwischen den beiden Kontrahenten auszumachen, ich hatte allerdigs das Gefühl das die Ice Powers im Hochtonbereich etwas feiner zeichneten und so lies ich sie vorerst in der Kette als Spielpartner meiner T+A A 1500 Endstufe (Bass) - welche bis heute gegen jede Konkurrenz erhaben war - gewähren. Ein zusätzlicher Vorteil war, das die Ice-Powers genau in der richtigen Lautstärke spielten und nicht mit einem Poti angepasst werden mussten, wie das vorher beim NAD C270 der Fall war. Im Prinzip hatte ich mich also schon, vor meinem inneren Auge, mit dem Ankauf der Monoblöcke für etwa 500 Euronen abgefunden....aber es sollte anders kommen.....


Bis Morgen dann zum 2. Teil.


Euer Micha



Samstag, 2. November 2024

Optisches Tuning einer Hifi-Anlage

Retro Hifi ist wieder auf dem Vormarsch, aber Verstärker mit wunderschönen VU Metern kosten richtiges Geld und bei aktuellen Geräten von Yamaha oder Vincent sind diese analogen Pegelanzeigen eher semi-hübsch. Selbst alte, aber ziemlich geile Endstufen, wie die Onkyo M-5570, erzielen mittlerweile astronomische Preise - es sind also eher schlechte Zeiten für Zappelzeigerfreunde. 

Die beste Frau von allen hatte sich unter anderem auch leid gesehen an unserem Hifi Rack und somit musste ich sowieso tätig werden, zumal auch die geplanten Abmessungen meines VU Meters die Aufnahmemöglichkeiten unseres alten Hifi-Gestelles gesprengt hätten, und so ging ich ans Werk. Zuerst habe ich mir einige fertig VUs bei Ali Express angeschaut, aber irgendwie hat mich das überhaupt nicht beeindruckt, besonders die Gehäuse waren nicht wirklich schön. Allerdings bin ich dort bei den Drehspulenmessinstrumenten fündig geworden, wirklich geile Anzeigen, die den alten Denon und Dual Displays nachempfunden waren. Riesen groß und wirklich hübsch! Die Beleuchtung dieser Ali Displays ist aber ziemlich dunkel...dieses Problem löste ich dann später - hier erstmal die nackten Anzeigen. Kostenpunkt der 2 Instrumente plus Treiber-Platine war 40 Euro:

 


Kurze Zeit später hat mich ein Gehäuse bei Ebay vollkommen geflasht, okay 109 Euro sind kein Pappenstiel, aber 5 mm dickes, edel gebürstetes schwazes Aluminium von Doug-Audio...das hat mich schon abgeholt! Die Verarbeitung war top, das Gehäuse wog allein 4,7 Kg. Alles schön und gut aber in 5 mm dickes Alu müssen diese Riesen-Displays von 13,7 cm x 9,5 cm auch erstmal eingepasst werden. Und hier kam Markus ins Spiel, unsere Zerspanungsfachkraft. Ich bin auf der Arbeit gut vernetzt, was nicht zuletzt daran liegt, das hier die produktiven Teile der Belegschaft (im Gegensatz zur Führung) wie Pech und Schwefel zusammen halten. Die Löcher für Anschlüsse und Einschalter hab ich noch selbst hinbekommen, die Displayöffnungen hingegen lagen allein in Markus Händen...was dieser auch großartig hinbekommen hat! Danke nochmals dafür! Siehe Bilder unten:

 



Weiterhin brauchte ich noch ein 12 V Netzteil für die Betriebsspannung, welches ich auch bei Ali Express für schmale 8 Euro bekam. Ich wollte halt mal, allein aus Kostengründen, ein Schaltnetzteil ausprobieren welches ich durch einen original Siemens Netzfilter (von Ebay) etwas "entstreut" habe. Das Ergebnis sind schnurglatte 12V bei 1,6 A Leistung (ergo 20W) kein sirren oder piepen war  später zu vernehmen, ich war also sehr positiv überrascht von einem Netzteil welches, zusammen mit Netzfilter nur mit 16 Euro zu Buche schlug. Jetzt galt es noch das "Problem des Signals" welches ich abzunehmen gedachte zu lösen. Da meine Frau immer wieder bemängelt "ich sollte weniger Einzelgeräte im Umfeld meiner Anlage haben" integrierte ich meinen Selbstbau-Übertrager (600:2400) in das neue VU Meter, welches dann damit auch zu einem kleinen Zusatz-Vorverstärker wurde. Somit war klar, dass das neue Anzeigeinstrument das Ausgangssignal meines T+A Vorverstärkers durchschleifen würde. So weit so gut, allerdings ist die Anzeigemöglichkeit dann nicht fest, sondern vom VV Signal und dessen Lautstärke abhängig -  Je lauter das Signal desto mehr Ausschlag also. Aber ich denke damit kann ich leben...wäre ja auch bei nem CV 1462 von Dual so ;o) 




An diesem Bild oben sieht man übrigens den Unterschied: Rechts Originalbeleuchtung - links Sebson

Jetzt noch flux alles zusammengebaut und verdrahtet (Netzschalter und Cinchbuchsen von Ali und Ebay zusammen 15 Euronen) sowie die Cinchleitungen von Dynavox (10,89 bei Ebay). Dazu noch selbstklebende Platinenhalter und Blankoplatinen für 5 Euro bei Ebay und fertig wäre eigentlich ein schönes Retro VU Meter...wenn da nicht die beschissene Beleuchtung der Anzeigen wäre! 

Ich hatte ja "Gott sei Dank" zwischenzeitlich ein sehr schönes Hifi-Möbelstück von "Schroers und Schroers" (Deltastatic Neupreis 1699,- Euro) für günstige 300,- aus Oberhausen abgeholt (Ebay). Dieses Prunkstück verfügt in der Regel über eine optionale Beleuchtung welche 299,- extra Euro kostet, dieser Beleuchtungspreis ist allerdings vollkommen inakzeptabel, deshalb bezog ich von Amazon ein Zweierpack Lichtclips (4 Clips eine VPE) der Firma Sebson für zusammen etwa 40 Euro. (Darin enthalten waren auch Netzteile und Fußschalter.) Da ich genau zwei dieser 12V Lichtclips nach dem Aufbau des Racks übrig hatte, klebte ich diese mit Heißkleber hinter die VU Displays...und das Ergebnis war schlicht atemberaubend....ich war zurück in den 80ern!!!! Im Anschluß seht ihr die Fotos und Videos vom Rack und vom VU Meter...ich finde das ist echt gelungen. Entgültiger Kostenpunkt für das Retro-Anzeigeintrument waren 190 Euro (ohne Übertrager, LED Clips und Typenschild). Inklusive LED Clips 4 Stück 20 Euro wären es 210,- Euro...aber die Sebson Beleuchtung ist definitiv diesen Mehrpreis Wert!!! 

Der Übertrager ist natürlich nicht für jedermann nötig, wer aber möchte kann mittlerweile ein gutes Fertiggerät bei Ali für 45 Euro bekommen. Diese Übertrager vergrößern die Lautstärke und die Dynamik der angeschlossenen Tonquelle. Die Treiber Elektronik für die analogen Pegelmeter ist im übrigen umschaltbar (High Level - Lautsprecheranschluss oder Low Level Cinch Signal) ergo für eventuelle Umplanungen flexibel zu verwenden! Wenn Ihr interesse habt schreibt mir einfach und ich sende Euch die Links zu den Teilen.


                                  Altes Originalbild



                             Neues Mäntelchen ;o)



                                 Hier mal im dunklen


                         Hier mal im dunkeln bei der Arbeit


                    Und schlußendlich der letzte Schliff ;o)

Beste Grüße 


Euer 


Micha



Samstag, 11. Mai 2024

Wunder der Natur - Polarlichter - Update

Aus aktuellem Anlass schreibe ich heute über Polarlichter. Zum einen, da ein guter Arbeitskollege, ja ich möcht ihn schon Freund nennen, mich bat ihm als fotografischer Berater zur Seite zur stehen. Besagter Kollege reiste nämlich nach Nord-Norwegen und wollte dort Polarlichter fotografieren. Zum anderen traf  heute Nacht (vom 10.05 - 11.05.24) ein Sonnensturm der Kategorie 4 die Erde, sodass auch in Deutschland Polarlichter zu sehen waren. Ich war leider an diesem Tag arbeiten, einkaufen und später unser Schlafzimmer renovieren, deshalb fiel ich um 21.00 Uhr wie ein Toter ins Bett und bekam nichts von diesem Spektakel mit. Trotzdem, oder gerade deshalb, juckte es mich heute in den Fingern.

Was sind überhaupt Polarlichter? Wissenschaftlich werden sie auch als "Aurora borialis" bezeichnet. Die Sonne sendet mit ihrer Aktivität permanent einen Teilchenstrom aus, den so genannten Sonnenwind. Dieser Sonnenwind kann sich durch starke Eruptionen zu einem Sonnensturm auswachsen. Trifft so ein Teilchensturm auf die Erde, sind Polarlichter sogar in unseren Breiten sichtbar. Normalerweise aber, treten solche Lichterscheinungen nur in etwa 3 bis 6 Breitengrade umfassenden Bändern in der Nähe der Erdmagnetpole auf.  Ja, auch auf der Südhabkugel. Die hochenergetischen Sonnenwind-Teilchen treffen also auf unser Erdmagnetfeld, dadurch werden Stickstoff- und Sauerstoffatome der Hochatmosphäre zum Leuchten angeregt. Das wunderschöne Formspiel ergibt sich somit durch das Plasma des Sonnenwindes, dieses wird durch das Erdmagnetfeld im Bogen um die Erde gelenkt, die elektrisch geladenen Teilchen richten sich am Magnetfeld aus und drücken es aufgrund ihrer Ladung zusammen - wenn man so will ein Ringen zwischen Sonnenwind und Erdmagnetfeld. Das Farbspiel für sich genommen wird vorwiegend dem Leuchten der Sauerstoffatome zugeschrieben. Rote, meist statische, Nordlichter entstehen bei einem niedrigeren Luftdruck/Sauerstoffanteil in etwa 250 km Höhe, die quirligen meist helleren grünen Nordlichter befinden sich in etwa 120 km Höhe, wo die Atmosphäre noch etwas dichter ist. Der seltener leuchtende Stickstoff emittiert blaues Licht, die Übergänge zwischen den Farbspektren erscheinen fließend.

Nun zurück zu meinem reisenden Kollegen. Er und einige Freunde reisten vor kurzem nach Norwegen in die Region um Alta und gleich in der ersten Nacht fand ein spektakuläres Polarlichterfestival am Himmel statt. Er benutzte eine Canon EOS 450D mit einem 35er Weitwinkel, die Belichtungszeit betrug zwischen 5 und 10 Sekunden. Ausgelöst hat er mit einem Fernauslöser und die Canon stand auf einem Stativ von HAMA.

Blende voll auf, an den Sternen scharf gestellt und los ging es! Jetzt will ich Euch auch nicht länger auf die Folter spannen....Hier nun das Ergebnis:

 







Wie bereits gesagt, auch hierzulande gab es heute Nacht Polarlichter. Diese Zwei (s.u.) wurden aufgenommen in Iserlohn (Sauerland) und Fröndenberg/Ruhr. Ein Arbeitskollege meiner Frau und unsere Tochter fotografierten die Lichter aus dem Fenster zufällig mit ihren Handys. Wäre es in Deutschland etwas dunkler und wäre hier eine Spiegelreflexkamera im Einsatz gewesen, hätte man fast so gute Bilder machen können wie oben, trotzdem kann man hier die typischen Farben der Aurora borialis (vorwiegend Rot und Grün) gut erkennen.

 

                                       

    
                    

Im  Altertum wurden die leuchtenden Erscheinungen am Nachthimmel oft als Zeichen der Götter interpretiert. Erstmals dokumentiert und festgehalten auf einer babylonischen Keilschrift, dort wurde von rotem Leuchten am Nachthimmel berichtet, das umgerechnet auf unseren Kalendar präzise auf die Nacht vom 12. auf den 13. März 567 v. Chr. datiert ist. Etwa 1000 Jahre später gab es natürlich auch Berichte der Wickinger, allerdings ohne präzise Datierung. Die Wickinger sahen darin das Nachglühen einer großen Schlacht und das hinabsteigen der Walküren, welche die Krieger nach Walhalla brachten. Wissenschaftlich wurde erst abschließend durch Anders Jonas Ångström 1874 der Zusammenhang zwischen Erdmagnetfeld und Nordlichtern erkannt, zudem auch das es sich bei Polarlichtern um "selbstleuchtende" Gase handelt. Zusammenfassend bleibt einfach zu erwähnen, das es sich bei Nordlichtern um eine der schönsten Wunder der Natur handelt, welche sogar auf anderen Planeten um deren Magnetpole zu beobachten ist. Sowas sollte man gesehen haben!!!

 

Ehrfürchtige Grüße

 

Euer Micha

Quellen: 

Wikipedia

Private Fotos von Bekannten deren Genehmigung zur Veröffentlichung zuvor eingeholt wurde.

Danke an Eike, Annique und Jens für die Fotos! 

P.S.: Die unteren zwei Bilder, stammen von Bekannten aus Waltrop,  sie zeigen ein mir unbekanntes Phänomen! Wer könnte eine Idee haben um was es sich handelt?



Ich habe eine Theorie zu dieser Erscheinung. Da sie nur auf der Digitalkamera sichtbar war, könnte es sich um eine Plasmabildung ähnlich der Hessdalen-Lichter aus Norwegen handeln, allerdings im IR oder UV Bereich. Waltrop liegt im Ruhrgebiet und das dort Unmerngen an Kohle im Boden liegen dürfte kein Geheimnis sein, sollte noch eventuell irgendwo dort beispw. ein Zink vorkommen sein haben wir fast alle Zutaten einer geologischen Batterie, welche die Energie für eine Gasionisierung hätte. Auch eine Art Kugelblitz (ein Sprite) wäre möglich. Das ist allerdings noch alles Grenzwissenschaft, genau wie bei den Hessdalen-Lichtern. Hier der Artikel, der meine erste Vermutung bestätigt und diese genauer erklärt. Tolles Phänomen erwischt Markus - Danke!!!