Samstag, 16. Juli 2022

James Webb‘s erste richtige Fotos – WOW!

 

 

                     Bildquelle: Eigenes Mondfoto mit Webb (Fotomontage)

Zwischen Kriegen und selbst gemachter Rohstoffknappheit, gibt es doch hin und wieder einmal Dinge die die Menschheit richtig gemacht hat, auch wenn diese immer weniger werden. Die Rede ist vom Bau und Start des James Webb Teleskopes (ich berichtete ausführlich hier und hier). Nach dem das Webb sich wie ein kosmischer Schmetterling im All entfalte und die Ingenieure alle Schwierigkeiten meisterten, es Monate lang ausgerichtet wurde, ja sogar von kleinst Meteoren getroffen wurde, liefert es endlich die Bilder für die es gebaut wurde – Großartige Bilder! Schon das Testbild des Two Mass Sternes (siehe unten) ließ erahnen welche Qualitätsrevolution auf uns zu kommt, denn selbst dieses Testbild übertraf alles bis heute in der astronomischen Bildgebung erreichte. Nicht der imposante Two Mass selbst war beim Testbild so wichtig, sondern die unscheinbaren Galaxien im Hintergrund.

                                                 Bildquelle: NASA

Nach der vollständigen Kalibrierung der Infrarotgeräte überließ die NASA in der Nacht zum Dienstag, anscheinend in einem Anfall von Patriotismus, US-Präsident Joe Biden die Veröffentlichung der ersten Bilder dieses technischen Wunderwerkes. Beginnen möchte ich mit dem ersten richtigen Deepfield Bild des Webbs. (siehe unten) Dieses Bild zeigt tausende von Galaxien des SMACS 0723 Clusters, welcher im mittleren etwa 4,6 Milliarden Lichtjahre entfernt ist. Das Licht welches das JWST aktuell aufgefangen hat, wurde also ausgestrahlt als unsere Erde entstand….kaum vorstellbar! Die Aufnahme wurde von der „Near-Infrared Camera“ (NIRCam) etwa 12 Stunden lang belichtet. Die darauf sichtbaren Verformungen beruhen auf einem Linseneffekt den die Schwerkraft auf das vorbeiziehende Licht dieses Clusters ausübt, diese Schwerkräfte werden von Galaxienhaufen erzeugt die zwischen uns und dem anvisierten Cluster liegen. 

 

                                                  Bildquelle: NASA

Ein weiteres Galaxienbild welches mich beeindruckt hat ist „der Tanz der fünf Galaxien“ dessen Originalname das „Stephans Quintett“ oder aber NGC 7331 ist. Hier treiben 5 Galaxien umeinander welche von Ihrer Schwerkraft zusammengehalten werden. Das Schicksal dieser Galaxien wird die Verschmelzung zu einer einzigen Supergalaxie sein, ähnlich der anstehenden Kollision unserer Michstraße mit der Andromeda Galaxie. Das „Stephans Quintett“ liegt in etwa 270 Millionen Lichtjahren Entfernung. (Bild unten)

                                                 Bildquelle: NASA

Kommen wir nun zum optisch spektakulärsten Foto wie ich finde. Hier wird die Detailgenauigleit des James Webb deutlich. Der Carinanebel befindet sich in unserer Heimat der Milchstraße und ist etwa 7600 Lichtjahre von uns entfernt - Sein Durchmesser erstreckt sich über etwa 200 bis 300 Lichtjahre. Dieser Nebel ist ein Sternenentstehungsgebiet, denn aus dem umgebenden Gasnebel entstehen viele neue Sterne, in einem ähnlichen Umfeld entstand übrigens auch einst unsere Sonne. Das Licht der jungen Sterne bringt dann das Gas des Nebels zum leuchten. Über zwölf Sterne im Carinanebel sind Riesensterne von der 50-100 fachen Masse unserer Sonne. Besonders intensiv kann hier nahezu jedes Detail der Gaswolken scharf und kontrastreich bewundert werden. (Siehe Bild unten)

                                                  Bildquelle: NASA

Aber das Webb hat noch andere Aufgaben als wunderschöne Bilder zu liefern, denn es soll nicht nur bis nahe an den Urknall heran schauen können, sondern auch nach Planeten suchen können die eventuell in der Lage sind Leben hervorzubringen. Im ersten Test schaute das JWST auf den Exoplaneten Wasp 96b, bei dem es sich um einen Planeten handelt auf dem Wasser vermutet wird – Er ist gut 1200 Lichtjahre von der Erde entfernt. Leider kann dort Wasser nicht flüssig existieren, denn Wasp ist ein Gasriese der ziemlich nahe sein Mutterstern umkreist und deswegen ziemlich heiß ist. Jetzt hat man es gewissermaßen schwarz auf weiss, denn auf dem Spektrum von WASP 96b, welches das James Webb lieferte, ist die klare Signatur von Wasser, zusammen mit Hinweisen auf Dunst und Wolken zu erkennen.


Das James Webb Teleskop (kurz JWST) ist das schärfste Auge welches die Menschheit jemals im All hatte, es ist dank der ESA Techniker und Ingenieure derart energiesparend unterwegs gewesen und um den Lagrangepunkt eingeschwenkt, das es uns noch etwa 20 Jahre lang (anstatt der erwarteten 10 Jahre) mit spektakulärsten Bildern und Erkenntnissen versorgen kann. Es wird uns Menschen zeigen wozu wir mit Zusammenarbeit in der Lage sind. Ich glaube das dies die wichtigste Aufgabe des JWST ist, nämlich uns als Menschen zur Zusammenarbeit zu bewegen!


Liebe Grüße


Euer Micha

 

 

Quellen:

 

 Nasa.gov - James Webb - First images

NZZ - Fünf Bilder welche die Wissenschaftler zum weinen brachten

MDR Wissen - Faszinierende Fotos des James Webb