Wenn man dieser Tage durch London schreitet, kommt man nicht um die Farben Grau und Olivgrün
herum. Mit der Angst vor einem eventuellen Terroranschlag kam auch die Royal
Army in die Stadt. Mit insgesamt 17.000 Soldaten zur Sicherung der Spiele handelt
es sich um die größte Militäroperation auf britischem Boden nach dem 2.
Weltkrieg. Raketen- und Flagstellungen auf Wohnhäusern findet man genauso, wie
Kriegsschiffe auf der Themse oder schwerbewaffnete Zugangskontrollen und
Checkpoints. Neben den, bis jetzt 17.000 Soldaten sollte die weltgrößte
Sicherheitsfirma "G4S" 10.000 private Sicherheitskräfte zur Verfügung
stellen, diese konnte aber lediglich ca. 8.000 stellen, deshalb mussten noch mindestens 2.000
Soldaten mehr zur Sicherung der Spiele abgestellt werden. Die genaue Gesamtzahl der Schutzrtuppen ist aber
nicht bekannt. Neben dem sichtbaren Millitär- und Polizeiaufgebot befindet sich
auch noch ein Heer von Spezialagenten und Bodyguards aus aller Herren Länder in
zivil in London, um die jeweiligen VIP´s und Staatsgäste zu beschützen. Das alles wird
noch mit einem monströsen Technikaufgebot mit Millionen von Kameras,
Zugangskontroll- und Identifikationssystemen getoppt. Eine sichere Koordination
aller Sicherheitskräfte darf also durch den Wust an beteligten getrost ausgeschlossen werden, was den
Sicherheitsvorsatz ehr untergräbt als wirklich zu schützen.
Zwischen Sidney 2000 und den heutigen Spielen, lief eine
massive Veränderung der Sicherheitsstrukturen ab. Jedes mal wurden Steigerungen
zum Vorevent durchgeführt, mit Ausnahme der Megaspiele von Peking...dort wurden
über 400.000 Sicherheitskräfte eingesetzt, was wohl so schnell nicht zu toppen
sein wird!
Stephen Graham, Professor am Institut
für Architektur und Planung der Universität Newcastle schrieb vor allem
in seinem Buch „Cities under Siege: The new military urbanism“ über
einen neuen Städteausbau der zu beobachten sei. In einem TAZ Interview sagte er:
"Zu beobachten ist, wie städtische
Zonen in Großbritannien und den USA in eine Art Green Zone verwandelt werden,
mit Checkpoints und Verteidigungszäunen. Der Aufschwung der Biometrie ist mit
der Verwendung biometrischer Technologien zur Kontrolle aufständischer Städte
verbunden. Grundidee ist, dass der Feind ein ziviler, nichtstaatlicher Akteur
ist, der sich nicht vom Rest der Bevölkerung unterscheidet, dem der urbane Raum
als Tarnung und Versteck dient. Deshalb brauche man all diese
Identifizierungssysteme, um die Bedrohung vorwegzunehmen.
Die klassische Rüstungsindustrie erfährt
einen Niedergang. Aber nun verschmilzt sie mit IT-Unternehmen,
Kommunikationsfirmen, privaten Sicherheitsdienstleistern, universitärer
Forschung und Biotechnologie zum großen Komplex des Heimatschutzes (Homeland
Security), basierend auf einer äußerst vagen Idee von Sicherheit, die
insbesondere von den USA und Israel durchgesetzt wurde, deren Unternehmen die
Märkte zum Beispiel für Drohnen beherrschen. Ich befürchte, dass wir am Ende
unsere eigenen Städte in Festungen verwandeln, nur um Produkte und Dienste an
autoritäre Regime im Rest der Welt verkaufen zu können. Ein sehr
problematisches Modell."
(Erinnert mich irgendwie an eine allergische Reaktion, denn auch da richtet sich die Körperabwehr in krankhafter Weise gegen den Körper selbst...)
(Erinnert mich irgendwie an eine allergische Reaktion, denn auch da richtet sich die Körperabwehr in krankhafter Weise gegen den Körper selbst...)
Zur Ansicht Grahams gesellt sich noch
die Tatsache das die Sicherheitstechnologie, welche in den westlichen Ländern
produziert und an Diktaturen in alle Welt geliefert wurde, für Events wie
Olympia gewissermaßen reimportiert wird. Das heißt das Erfahrungen welche
Diktatoren bei der Unterdrückung ihrer Bevölkerung (mit unserer Technik) gemacht
haben, diese als "Verbesserung" in die modifizierten Sicherheitsgeräte
für die Spiele mit einfließen. Menschenverachtender geht es wohl kaum, oder?!
Aber die Spiele haben für mich schon
lange ihren Reiz verloren. Nicht zuletzt
deshalb weil sie zu einer Kommerz-Veranstaltung für Konzerne geworden sind. Ehrlicher
wäre es, wenn die Athleten mit den
Fahnen der Sportartikelhersteller einmarschiert wären, mit einer TV-
Einblendung "protected by XY
Security and XY-Army" .
Viel besser wäre es eigentlich vorhandene
Sportstätten zu nutzen und die Spiele gesund zu schrumpfen, damit die
Olympischen Spiele wieder bezahlbarer und volksnäher werden. Der heutige Maximalismus "je
pompöser desto besser" tötet letzten Endes die Spiele, weil keiner mehr
hingehen kann. Ein normaler Londoner kann sich die Spiele mit Kartenpreisen von
bis zu 2.000 Euro doch gar nicht mehr leisten und selbst die überdimensionierten
VIP Kartenkontingente (welche auch noch verschenkt werden) werden von diesen überhaupt
nicht benutzt. Nicht zuletzt deshalb sind auch viele Plätze in den Stadien leer
und müssen ebenfalls mit Soldaten aufgefüllt werden. Das trifft sich anscheinend
gut, hatten sich doch die Soldaten kürzlich über schlechte Arbeitsbedingungen
und Langeweile beklagt.....Olympia, zielsicher am eigentlichen Sinn vorbei!!!
Liebe Grüße
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