Freitag, 24. Juli 2020

LICHT - Nachts durch die Milchstraße (Update)


Licht ist mehr als nur ein bestimmtes Spektrum elektromagnetischer Wellen oder ein Strom aus Photonen. Es ist ein Motor für das Leben wie wir es kennen. Von der Fotosynthese der Pflanzen bis zur Bildung von Vitaminen ist das Licht nahezu unverzichtbar für den Stoffwechsel von fast jedem Lebewesen auf unserem Planeten. Für uns Menschen ist das Sehen mit Sicherheit einer unserer Hauptsinne, dieser wäre ohne Licht vollkommen nutzlos. Das sichtbare Licht ermöglicht uns die Wahrnehmung unserer Umgebung und viel mehr!

Gerade jetzt wo mein rechtes Auge durch PVR und die deshalb nötigen 4 Operationen sehr eingeschränkt ist, tritt das Sehen für mich aus dem Schatten der Selbstverständlichkeit. Nicht nur das man seine Umwelt nicht mehr wahrnimmt, ich merke plötzlich auch wie sehr etwas entscheidendes fehlt, wenn Blicke durch verletzte Augen ausdruckslos werden. Denn es geht nicht nur etwas in das Auge hinein, sondern das Auge kommuniziert auch mit seiner Umwelt. Es zeigt Gefühle an und löst Gefühle aus, außerdem trägt es, nicht nur vom Aussehen her, maßgeblich zu Selbstwahrnehmung und Selbstvertrauen bei. Nun zeigt mittlerweile auch mein linkes Auge ungesunde Veränderungen an der Netzhaut, was mich dazu bewegt (so lange es noch geht) ein wenig Astronomie zu betreiben. Ich war schon immer gern nachts unterwegs, dabei schaute ich sehr oft zu den Sternen und manchmal, wenn eine Sternschnuppe niederging, wünschte ich mir auch etwas. Die meisten Sternschnuppen allerdings sind so lichtschwach, das viel zu viele Wünsche nicht in Erfüllung gehen können - Leider!

Ein Wunsch von mir war es immer den Nachthimmel so sehen zu können wie unsere Vorfahren, ohne das Störlicht der Straßenlaternen und das der Städte, heute besser als Lichtverschmutzung bekannt. Man muss schon weit in die Pampa fahren um vor einem dunklen Nachthimmel wirklich viele Sterne sehen zu können, aber sie sind da oben - ich weiß es ;o) In meiner Jugend musste man, um die Sterne zu fotografieren, beispielsweise in die Berge fahren, da es leider keine Möglichkeit gab dieses in Stadtnähe zu tun - Heute schon - und das sogar mit winzigen Mitteln! Meine etwas ältere Canon EOS 450D flux  mit einem 40 Jahre alten manuellen 35mm Yashica Weitwinkel ausgestattet (Ebay 10 Euro plus Versand, sowie ein M42 Adapter 5,- Euro), ein kleines Stativ mitgenommen und ab in den Garten! Dank Stellarium (Android-Software) ist der Himmelsabschnitt in dem sich die Milchstraße befinden soll schnell gefunden, mit dem bloßem Auge allerdings ist nur der Jupiter zu erkennen, sonst erstreckt sich überall ein dunkles milchiges Grau.

Da meine Canon keinen IR Filter mehr hat (für Teleskopaufnahmen von interstellaren Nebeln ausgebaut) , habe ich in unsrer lichtverschmutzen Gegend (Raum Unna) schlechte Karten, denn alle Licht- und Wärmequellen bringen ein ordentlichen Rotstich ins Bild - Wie man auf dem unteren Bild unschwer erkennen kann. Das war also mein Rohmaterial vom 22.07.2020 um 0:14 Uhr. Die Belichtungszeit betrug 10 Sekunden.

Danach, im weiteren Verlauf der Nacht, schlug die Stunde von PC Programmen wie Photoshop und DeepSkyStacker mit einem ganz passablen Ergebnis. Na ja, früher war eben doch nicht alles besser ;o) Auch wenn hier in der Umgebung des Ruhrgebietes die Lichtverschmutzung hoch ist, kann man doch schon deutlich das Band der Milchstraße (von oben nach unten) erkennen. Siehe unten.

Sehr schön zu sehen im Sternbild Schild (Oberes Drittel) ist der Halbkreis (1) aus den Sternen Eta Scuti, 12 Aquilae, Lambda Aquilae, 15 Aquilae und 14 Aquilae. Mitten durch diese Sternenkombi gleitet ein Lichtstreifen der laut Stellarium zum russischen Satelliten Cosmos 389r gehört. Etwas rechts (nach unten gehend) befindet sich am Ende der Viererkette (Deichsel - Nr.2 ) aus den Sternen HD173278, HD173093, HD172831 und V453 Scuti der 582 Lichtjahre entfernte HD172348, welcher mit den Sternen Alpha Scuti (199 Lichtjahre) Delta Scuti (202 Lichtjahre) sowie mit Epsilon Scuti (538 Lichtjahre) den Wagen (3) darunter bildet. Circa 1,5 Finger breit tiefer befinden sich die beiden Sterne HD171391 und HD 170740 (4). Nochmals 1,5 Finger tiefer kommen wir zu zwei kleinen Sternengruppen rund um den Stern V450 Scuti, (5 Sterne - drei links, zwei rechts Nr. 5) welcher uns in direkter Linie nach rechts (kleiner roter Fleck) zum berühmten Adlernebel (6) führt der knapp 7000 Lichtjahre entfernt liegt und "die Säulen der Schöpfung" beinhaltet. Etwas darunter findet sich der Omega Nebel (ca. 5500 Lj), welcher die Ziffer (9) trägt, da ich ihn erst später identifiziert habe. Ein ganzes Stück tiefer im Sternbild Schütze, liegt der knapp 5200 Lichtjahre entfernte Lagunen-Nebel, dieser ist der zweithellste Nebel den man von uns aus sehen kann (7). Ganz unten über dem Haus meines Nachbarn geht grade das Zentrum der Milchstraße auf (8), in dem sich auch das supermassive Schwarze Loch Sagitarius A befindet. Leider verschiebt sich das Zentrum zusammen mit der Wärmeabstahlung seines Daches etwas ins Rote.
Es ist jetzt schon spät und Zeit für`s Bett, aber ich freue mich, bei unserer Wanderung durch die Michstraße, mit Euch Lichter am Himmel gesehen zu haben die hunderte oder gar tausende von Jahren zu uns unterwegs waren - Lichter die man sonst nicht sieht und vielleicht auch nicht mehr sehen wird.

Liebe und nachdenkliche Grüße

Euer Micha

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