Zeitgenössische Zeichnung - Der Habeck: Koboldartiges Fabelwesen, bekannt für seine einschläfernde Wirkung und für seine wirtschaftliche Raffinesse.
Es war einmal ein
fleißiges Völklein welches durch seiner Hände Arbeit ein bescheidenes Stückchen
Wohlstand erhaschen konnte. Die Mitglieder dieses Völkchens wollen wir der
Einfachheit halber den "deutschen Michel" nennen. Der Michel war
fleißig, rechtschaffend und konnte sich immer darauf verlassen, das, wenn er
fleißig bliebe, er immer zu Essen, ein warmes und trockenes Dach über dem Kopf
und eine Kutsche mit Pferdestärken haben würde. Und sollte unser Michel
kurzzeitig durch andere Umstände seinen Fleiß nicht mehr unter die anderen
Michels bringen können, so war er doch sicher das er wenigstens kein Hunger
leiden musste und ein Bettchen für ihn bereitstand. Der Michel war also
eigentlich ganz zufrieden und hatte sogar ein kleines Säcklein mit Gold unter
seinem Kopfkissen.
Eines Abends jedoch, dem
Michel fielen gerade die Augen zu,
tauchte ein kleiner grüner Mann an seinem Nachttischchen auf. Er hatte
lange Ohren und rauchte eine Pfeife deren Rauch den Michel noch müder werden
ließ, sodass er seine Augen nicht mehr aufbekam. So vernahm er in diesem Moment
nur die Stimme des grünen Männleins. Das grüne Wesen erzählte dem Michel eine
Geschichte, von Katastrophen und Armut, Wasserfluten, Missernten und Unwetter,
all dies würde über den Michel und über alle anderen Menschen auf der Welt
hereinbrechen, wenn er weiterhin sein kleines Häuschen mit seinem Feuerchen
erwärmen würde. Irgendwie fiel der Michel dann in einen unruhigen Schlaf und
als er am nächsten Morgen aufwachte, hatte er ein schlechtes Gewissen.
Am Abend dann nach dem
Tagewerk saß der Michel Zuhause und überlegte sein Feuerchen heute nicht
anzuzünden, mummelte sich dafür dick in seine Daunendecke und wurde wieder
müde. Es dauerte nicht lange, da tauchte das Männlein erneut an seinem
Nachttische auf, setzte sich auf Michels Stühlchen und sagte, an seiner Pfeife
ziehend, das der Michel noch mehr tun müsse um die schlimmen Dinge auf der Welt
einzudämmen, er solle ganz auf das Feuerchen verzichten. Da fragte der Michel
nach. "Wie soll ich denn dann mein Häuslein wärmen?" Das grüne
Männlein schlug vor den Kamin und den Schonstein abzubauen, die gewonnenen
Steine sollte er dann in die Sonne legen und sobald diese warm geworden sind,
wieder ins Hause tragen. Und wem habe ich diesen guten Rat zu verdanken? Fragte
unser Michel noch bevor er einschlief. Dem Habeck antwortete das Männlein dem
ersten Manne unter den Grünlingen.
Am nächsten Tage dann
fiel dem Michel auf, das andere deutsche Michels schon damit begonnen hatten ihre
Schornsteine abzubauen und Steine in die Sonne zu legen und so schreitete dann
auch unser Michel zur Tat. Das Grüne Habeck Männlein besuchte die Michels
fortan jeden Abend um weitere Vorschläge zu unterbreiten, denn es schien nicht
immer die Sonne und die Wärme der Steine reichte oft nicht aus um die Häuslein
zu erwärmen. Nun forderte das Habeck-Männlein die Häuschen aller Michels mit
Daunendecken einzuwickeln, das sollte helfen, funktioniert ja auch in euren
Bettchen, argumentierte das Männlein. "Und woher sollen die vielen Daunen
kommen, niemand von uns hat so viel Gänse?" fragte einer der anderen
Michels. Rein zufällig hatte der Habeck aber mehrere Artgenossen, welche sich mit
der Zucht von vielen Gänsen auskannten und er versprach große Mengen von Daunen
zu besorgen und diesbezüglich ein gutes Angebot zu unterbreiten, welches die
Michels nicht ablehnen konnten.
Es wurde inzwischen Herbst
und die deutschen Michels froren bereits, als der Habeck mit seinen Artgenossen
und Wagenkolonnen voll Daunen anrückte. Die Michels jubelten, denn die Männlein
hatten (wenn auch erst spät) wortgehalten. Als die Michels nun tatkräftig zu
Werke gehen wollten, forderten die grünen Männlein alles Gold von den Michels.
Da schrien die Michels auf und fragten, wie sie denn ohne das Gold Handel
treiben sollten? Nun überlegte unser Habeck, seines Zeichens das erste Männlein
unter den anwesenden Grünlingen, und schlug eine "Förderung" vor.
Jeder der sein Gold für die Daunen gab, solle ein kleines Säckchen Silber
zurück erhalten. Dieses Silber könne leicht später in kleinen Raten zurück bezahlt
werden, da ja kein Feuerholz mehr gekauft werden müsse. Er, der Habeck
garantiere persönlich den Nutzen dieser Maßnamen-Förderung. Die Michels nickten
zustimmend und nun packten alle Michels ihre Häuser in Daunen ein und der
Herbstwind zog von nun an nicht mehr so stark durch die Häuslein. Die Michels
waren zufrieden.
Allerdings fordere der rote
König der Grünlinge mehr Einsatz von den Michels um die Katastrophen welche kommen
würden bekämpfen zu können, sprach der erste unter den Grünlingen weiter. Er
forderte alle Pferde und Ochsen der Michels zu verbieten, denn diese fräßen zu
viel und würden mit ihren Gasen die Luft verpesten, genau wie die einst die
Feucherchen der Häuser. Und erneut meldeten einige Michels an, das dann weder
Transport von Gütern noch die Bestellung der Felder zu bewekstelligen sei. Auch
hier hatte der erste unter den Grünlingen eine Idee. Die Michels sollten ihre
Pferde und Ochsen gegen ein paar Esel tauschen, die fräßen weniger und pupsten
nicht so viel wie die Pferde und Ochsen. Für die Esel sei nur jeweils das halbe
Säckchen Silber zu Zahlen und man könne froh sein die viel zu viel fressenden
Ochsen und Pferde los zu sein. Die Michels nickten, gaben das Silber, die
Pferde und Ochsen ab und erhielten die Esel der Grünlinge, welche vorher die
Daunenkarren zogen. Die Grünlinge zogen ab und mit ihnen das Gold, das Silber, die
Pferde und Ochsen der Michels, welche nun die Karren der Grünlinge ohne Daunen
zurück zogen.
Es wurde bald Winter und
die Michels begannen erneut zu frieren, denn die Daunen allein reichten nicht
und die Sonnenwärme reichte auch nicht um die Steine zu erwärmen, so waren die
Häuschen der Michels bitterkalt. Die Michels kamen trotz allem über den Winter,
aber nur weil sie vorher mit ihren Ochsen und Pferden so gute Ernten
hervorgebracht hatten und so nahte auch irgendwann der rettende Frühling. Viele
Michels waren, im noch nassen und kalten Frühjahr, durchgefroren und krank,
weder sie noch die Esel waren in der Lage lange die Felder zu Pflügen oder die
Saat ordentlich auszubringen. Auch die Daunen um die Häuser der Michels waren
nass und faulig geworden über den Winter und Schimmel breitete sich in den Häuschen
der Michels aus. Die Häuser waren vorerst nicht mehr bewohnbar.
Im Spätsommer erschienen
die Grünlinge dann erneut und verlangten ihr ganzes Silbersäckchen zurück.
Schließlich hatten die deutschen Michel den ganzen Frühling und Sommer über
Zeit gehabt ihren Wohlstand durch Aussaat, Ernte, Handel und Handwerk zu
mehren. Zusätzlich waren ja von den Grünlingen viele Möglichkeiten zum Sparen
von Tierfutter und Brennholz eröffnet worden - auch hat man den Michels noch
ein halbes Silbersäckchen gelassen. Aber die Michels klagten nur, sie wären krank
geworden und kraftlos, die Esel faul und störrisch, ihre Häuser faulig usw. Die
Grünlinge waren erbost von so viel Undankbarkeit und forderten die Häuser der
Michels, wenn die Silbersäckchen nicht aufgebracht würden. Und so begab es sich
das die deutschen Michels sich anschickten ihr Land und ihre Häuser zu
verlassen um anderswo, vielleicht eine Bleibe zu finden. Noch bevor sie Ihr
Land verließen kam ein schlimmes Unwetter und alle waren nass bis auf die
Knochen und die Straßen glichen einem Flusse, da Sprach der erste unter den
Michels, welcher mit den Grünlingen verhandelt hatte: "Seht, die Grünlinge
hatten Recht - Es SIND tatsächlich
Armut, Wasserfluten, Missernten, und Unwetter gekommen, aber wir können froh
sein, denn alles wäre noch viel schlimmer geworden, wenn wir weiter gemacht
hätten wie zuvor!" Die deutschen Michel nickten, dankten den Grünlingen
und wateten frohen Mutes durch den Schlamm von dannen. Sie hatten nichts mehr,
waren aber glücklich!
Und wenn Sie nicht
gestorben sind suchen sie noch heute eine Bleibe.
Liebe Grüße
Euer
Micha