Da ich von Beruf Radio- und Fernsehtechniker bin, möchte ich zuerst mal über TV Geräte sprechen. Mein bereits verstorbener Vater war 1974 der erste in unserer Straße, der sich zur damaligen Fußball-WM einen Farbfernseher leistete. Die ganze Nachbarschaft war bei den WM Spielen zu Besuch. Bei unserem TV handelte es sich um einen Grundig Super Color, der geschlagene 20 Jahre hielt. Natürlich versagte unser Grundig über diese lange Zeit das eine oder andere mal, aber wir hatten einen Freund in der Familie der Radio- und Fernsehtechniker war. Wann immer auch der gute Erich zu uns kam den Fernseher zu reparieren, war er in knapp 20 Minuten damit fertig. Möglich machte dies ein servicefreundlicher Aufbau dieses Gerätes. Besonders an die Hauptplatine, an das sogenannte Chassis, kam man Dank eines ausgeklügelten Geräteaufbaus hervorragend heran und die Fehler, waren fast immer die Selben, sogenannte "kalte Lötstellen". Kalte Lötstellen sind Lötverbindungen, welche mit der Zeit marode wurden. Dies war und ist allerdings ein kleiner Fehler welcher schnell wieder behoben werden konnte und den hohen Strömen, Spannungen und Temperaturen der damaligen Geräte geschuldet war.
Zeitsprung... 1994 , ich war mittlerweile selber Radio- und Fernsehtechniker und meine Mutter hatte als Nachfolger für unseren Super Color wieder einen Grundig TV gekauft. Dieser lief allerdings nur 2 Jahre bevor er dann durch einen Blaupunkt und danach durch einen Universum Fernseher abgelöst wurde...heute hat Sie nach einigen verschlissenen Geräten mehr einen Toshiba Regza LED TV...
Dem rapiden Verschleiß dieser späteren TV Generationen mag man die höheren Laufzeiten, aufgrund der gestiegenen Programmvielfalt entgegenhalten. Aber da man sich technisch und materiell auch weiterentwickelt hatte und somit über die Möglichkeiten verfügte die Geräte langlebiger zu bauen, gilt diese Ausrede nicht mehr!
Das gleiche Bild zeigte sich bei unserer Bosch-Waschmaschine , welche ebenfalls über 20 Jahre hielt, genauso wie bei fast allen anderen alten Elektrogeräten in meinen/unseren Haushalten, sowie denen meiner Eltern und denen von Freunden und Bekannten. Mein erstes Auto war übrigens ein VW Derby (Baujahr 1981), welchen ich noch mit TÜV im Jahre 1999 mit über 450.000 Km für 200,- D-Mark verkaufte. Das einzige was ich an diesem Auto tauschte waren Bremsbeläge und Scheiben, Zündkerzen und Reifen. Verrückt, nicht wahr?! Heute muss jedes Fahrzeug und jedes Elektrogerät in eine teure Spezialwerkstatt oder gar zum Hersteller geschickt werden. Die Reparaturen sind dann meist sündhaft teuer, unwirtschaftlich oder gar unmöglich. Warum? Diese Frage treibt wohl jeden um und jeder hat dazu seine eigene Theorie. Jedenfalls ist es nicht selten das Geräte genau nach der gesetzlichen Gewährleistungszeit von 2 Jahren, die ersten Defekte aufweisen....Zufall?!
Nein! Mittlerweile ist es offiziell...in fast jedes Produkt sind sogenannte Sollbruchstellen eingebaut! Hersteller bauen bei ihren Produkten Sollbruchstellen ein, damit sie schneller kaputtgehen und Verbraucher gezwungen sind, öfter Neugeräte zu kaufen. Flachbildfernseher könnten z. B. weit länger halten, wenn sie ein besseres Netzteil hätten, berichtet die Umweltorganisation Greenpeace in ihrem aktuellen Magazin. Dass sie es nicht haben, sei Absicht. Die Folge seien wachsende Müllberge. Hersteller verhinderten auch, dass Verbraucher natürliche Schwachstellen wie Akkus austauschen können, etwa bei iPhones oder elektrischen Zahnbürsten. Oft sei auch deshalb die Reparatur eines Produkts nicht möglich, weil die Hersteller keine Ersatzteile bereitstellen oder die Reparaturkosten künstlich so hoch ansetzen, dass eine Reparatur unwirtschaftlich wird. Hier mal ein Beitrag des ARD Mittagsmagazins dazu: Heute haben wir uns daran gewöhnt, kaputte Produkte gleich zu entsorgen: Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft. Geplante Obsoleszenz gehört zum System. Da verwundert es kaum, dass sie sogar an deutschen Universitäten gelehrt wird – das berichtet der Berliner Ingenieur und Soziologe Wolfgang Neef, 68, einst Vizepräsident der TU Berlin. Noch heute unterrichtet er angehende Produktentwickler in Berlin und Hamburg – und diskutiert mit ihnen über ihre Verantwortung. Von denen bekommt er Erstaunliches zu hören: „Sie sagen, dass sie bei einigen Dozenten lernen wie man ein Getriebe so baut, dass es genau sechs Jahre hält und danach kaputtgehen soll. Und dann darf möglichst keiner rankommen um es zu Reparieren. “ Viele Studenten empöre das, sagt Neef. „Zu Recht.“ Belegt ist in der neueren Zeit auch der Fall eines Tintenstrahldruckers von Epson, der nach einer gewissen Zahl von Ausdrucken den Geist aufgab – weil ein Chip mitzählte und eine falsche Fehlermeldung produzierte. Reparatur viel zu teuer, hieß es dann in der Werkstatt, ein Neukauf wäre günstiger.
Aber auch bereits in den frühen Jahren des letzten Jahrhunderts gab es sowas, allerdings verdeckt und geheim. Eines der bekanntesten Beispiele ist wohl das Glühbirnenkartell, der Merkur schreibt dazu in seinem Artikel vom März dieses Jahres:
"Sie trafen sich in einem Hinterzimmer in Genf, hohe Herren in Nadelstreifen, an Weihnachten 1924 – und es ging verschwörerisch zu. Am Tisch saßen die größten Glühbirnen-Fabrikanten der Welt: Firmen wie Osram, Philips und andere Riesen. Ihr Problem: die Glühbirnen. Sie leuchteten zu lange – bis zu 2500 Stunden. Und das war schlecht fürs Geschäft. Also beschlossen die Herren das vorzeitige Ableben ihrer Produkte: Nur 1000 Stunden sollten die Birnen strahlen, mehr war bei Strafe untersagt. Dazu gründete man das Phoebus-Kartell – ausgerechnet zum Fest des Lichts. (Phoebus - Beiname des Apollon = Gott des Lichts und der Heilung)
(also mit zynischer okkulter Symbolik inklusive)
1942 flog alles auf, ein Gericht verbot die verkürzte Lebensdauer. Doch mit den Glühbirnen änderte sich kaum etwas. An der Praxis so mancher Konzerne, ihre Produkte gezielt einen frühen Tod sterben zu lassen, auch nicht. Technisch gesehen, könnten Glühfäden heute 100 000 Stunden glimmen – elfeinhalb Jahre am Stück. Doch solche Super-Glühbirnen, die längst patentiert sind, werden vom Markt ferngehalten."
Eigentlich müsse es ja im professionellen Interesse eines Ingenieurs liegen, dass sein Produkt lange hält. Aber das Gegenteil ist Alltag, in unserer vom Kapitalsozialismus getriebenen Gesellschaft. Neu ist nur, das nun auch von "seriösen" Blättern, vom Mainstream TV, als auch von Organisationen wie Greenpeace oder auch von den Verbraucherschutzstellen offen darüber geredet wird . Und ganz neu ist es, das sogar an unseren Unis offiziell gelehrt wird, wie man Geräte baut damit sie schnell den Geist aufgeben. Wobei unsere Bundesregierung dazu mal wieder keine Erkenntnisse haben will. So heißt es im Bundesverbraucherschutzministerium dazu lapidar:
„Es liegen uns keine konkreten Fälle von geplanter Obsoleszenz vor."
Der Normalbürger, lag und liegt mit seinen Vermutungen und Gefühlen bezüglich des Produktqualitätsschwundes von damals zu heute also richtig. Nun wird endlich bestätigt was wir eigentlich immer schon wussten. Auch bei vielen anderen Dingen, wie z.B. der sogenannten "gefühlten Inflation" oder der Enddemokratisierung, trügt uns unser Bauchgefühl nicht. Also lasst Euch nichts erzählen und vertraut auf Euren Bauch, Ihr liegt nämlich richtig, auch wenn uns unsere Volksverdreher stets was anderes erzählen wollen. Uns, dem kleinen Mann, lehrt man Nachhaltigkeit und verantwortungsvollen Umgang mit der Natur, (was ja auch richtig ist) uns macht man ein schlechtes Umweltgewissen (Urlaubsflug, altes Auto, Glühbirne usw.) und die Großkonzerne deckt man bei ihrer Materialverschwendungssucht, Profitgier und Umweltverschmutzung zugunsten ihrer Aktionäre!!!
Liebe Grüße
Euer Micha
Quellen:
Merkur Online - Warum Produkte nicht länger halten dürfen
Hamburger Abendblatt - Greenpeace beklagt Sollbruchstellen in Geräten
5 Kommentare:
Toller Beitrag, freue mich auf eine weiteren Austausch. MURKS? NEIN DANKE! setzt sich für einen Wandel für mehr nachhaltige Produktqualität ein. www.murks-nein-danke.de
Danke für den Beitrag, leider gibt es noch keine schlagkräftige Verbraucherlobby. Als mein Küchenradio der Firma Grundig kurz nach Ablauf der Garantie seine Geist aufgab fand ich auf den Amazon-Bewertungen meinen Verdacht der geplanten Obsolezenz bestätigt. Die Bewertungen zur Sonoclock 690 beschreiben alle den gleichen Defekt ->http://www.amazon.de/product-reviews/B0000D84L6/ref=cm_cr_pr_hist_1?ie=UTF8&colid=2XC3UD2EBY2OV&coliid=I1D3FZZASUXEV0&filterBy=addOneStar&showViewpoints=0
genau der Fehler wird durch Austausch des zu schwach dimensionierten SMD-Transistors Q110 gegen einen gängigen PNP-Transistor, wie z.B. BC640 oder ähnlich behoben.
Mit dem richtigen Lötwerkzeug und Fingerspitzengefühl kein Problem.
Übrigens, alle bisher auf diese Weise reparierten Geräte funktionieren seither noch immer wie neu!
Anfragen bezüglich kostenloser Übermittlung von Mainboard-Schaltplan und -Bestückungsplan an briwal@gmx.at
Sehe ich das richtig wenn ich bei dem Sonoclock Radio den SMD-Transistors Q110 gegen BC640 tausche dann funktioniert das Radio wieder?
Könnte beim gleichen Fehlerbild schon sein. Nur bitte vorher anhand einer "Jägerliste" auch prüfen ob die Belegung der Beinchen passt, oder ob die Beinchen des Transis eventuell vertauscht werden müssen - Diese Reparatur hatte ich nämlich noch nicht. Wer allerdings Probleme mit einer Senseo Pad-Maschine hat (Häufiger Abbruch des Brühvorganges) dem sei gesagt....Baut das Ding auseinander und tauscht den großen (meist gelben) Kondensator 0,47µF 275V aus. Am Besten gegen einen 0,68 µF und 305 V und das Ding läuft Jahre!!!
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