Samstag, 12. Dezember 2015

Deutschland - eine gespaltene Gesellschaft mit Explosionspotential



Armut in Deutschland: Foto DPA

In der letzten Zeit habe ich mich darauf beschränkt einzelne Ereignisse zu kommentieren oder zu bewerten, allerdings sind diese "Einzelereignisse" oft Puzzleteile eines weitaus größeren Bildes. Also werde ich heute mal in die Totale gehen um den Gesamtanblick unserer Gesellschaft zu erhalten. Bei diesem Gesamtbild unserer Gesellschaft handelt es sich um eine subjektive Empfindung meinerseits, allerdings weisen sehr viele Einzelereignisse welche in diesem Blog beschrieben werden in diese Richtung.

Ich habe den Eindruck das es immer mehr Gräben in unserer Gesellschaft gibt. Zum einen gibt es da die Armen - obdachlos, kein Einkommen kein Wohnsitz usw. ihre Ernährung funktioniert nur durch betteln oder die Tafeln - diese Menschen tauchen in keiner Arbeitslosenstatistik mehr auf. Dann haben wir die Menschen welche von Sozialleistungen wie etwa Hartz 4 (mehr schlecht als recht) über die Runden kommen. Eine kleine, meist karg eingerichtete Wohnung ist ihr Zuhause und jeder Cent wird vor dem Ausgeben zweimal herumgedreht. Eine neue "Klasse" in unserer Gesellschaft ist das sogenannte Prekariat. Hierbei handelt es sich um Menschen die von einer tiefen Unsicherheit geprägt sind, ihr Job reicht nicht zum Leben, deshalb werden meist mehrere Jobs ausgeübt und wenn dann immer noch etwas fehlt stockt "Vater" Staat ein wenig auf. Das Prekariat ist im Zuge der Arbeitsmarktliberalisierung entstanden, so konnten minderwertige Arbeitsplätze neben dem sozialversicherungspflichtigen Vollzeitarbeitsplätzen der sozialen Marktwirtschaft entstehen. Schnell wucherten Leiharbeit, Kurzzeitverträge, Subunternehmertum, 1 Euro und Mini-Jobs ins Uferlose und machen mittlerweile einen Großteil des Arbeitsmarktes in Deutschland aus. Kein Trick ist zu mies und keine Erfindung zu schäbig, Tarifverträge werden durch schlechtere Hausverträge unterlaufen, Mini-Tasks (Jobs) werden zur Erledigung über Smartphone-Apps ausgeschrieben...das Wirtschaftswunderland Deutschland feiert sich selbst mit jahrzehntelangem Lohndumping auf dem Rücken seiner Arbeitnehmer! So entstand ein modernes "Tagelöhnertum" in Deutschland. Laut NAK (Nationale Armutskonferenz) ist bereits jeder 4. Arbeitnehmer in DE im Niedriglohnsegment beschäftigt - Tendenz steigend)

Die prekäre Arbeit ist in Deutschland zu einem ernstzunehmenden Konkurrenten der sozialversicherungspflichtigen Vollzeitarbeit mutiert. Wohl dem Arbeitslosen mit guter Ausbildung der noch Arbeitslosengeld bekommt...denn rutscht er in Hartz 4 muss er jeden Scheißjob annehmen, egal wie gut er ausgebildet ist. Es arbeiten Meister und Bachelor mittlerweile als Hilfsarbeiter, da hierzulande immer mehr gut bezahlte hochqualifizierte Arbeitsplätze in der Produktion und Entwicklung abgebaut und billige Dienstleistungsarbeitsplätze für Geringqualifizierte geschaffen werden. So entsteht ein absurdes Bild in Europas Wirtschaftszentrale  Deutschland - Menschen mit guter Ausbildung verlassen Deutschland in Scharen...die Ziele sind die Schweiz, England und Skandinavien. Unzufriedenheit in der gesamten Arbeitnehmerschaft ist auf dem Vormarsch, da man immer öfter unterhalb oder außerhalb seiner Qualifikation arbeiten muss. Der viel zitierte Facharbeitermangel in DE ist ein Märchen, vielmehr geht es um einen "Mangel" an Arbeitsvieh welches sich bereitwillig ausbeuten lässt!!! Trotzdem (oder gerade deshalb) greift die Angst vor Arbeitsplatzverlust und sozialem Abstieg um sich. Immer mehr Arbeit bei gleichem oder fallendem Lohn und steigenden Kosten. Es entsteht eine Ellenbogengesellschaft in der immer mehr Menschen abgleiten und in der eine scheinbare "Schuldfrage" wichtiger ist als die Lösung eines Problems. Jeder denkt an sich selbst und versucht irgendwie seinen Hals zu retten.

Der "Verteilungskampf" ist bereits in vollem Gange: Arm gegen Hartz 4 Empfänger - "Hartzer" gegen Arbeitslose - Prekärer gegen Arbeiter - Rentner gegen Arbeitnehmer - Deutscher gegen Ausländer - Muslim gegen Christ und sämtliche ausländische Ethnien gegeneinander - Rechte gegen Linke - Manager gegen Firmeninhaber - Chefs gegen ihre Angestellten -  Aktiengesellschaften gegen den Staat und der Staat gegen seine Bürger. Ein wildes Hauen und Stechen...das bis jetzt noch in einem gewaltlosen Rahmen stadtfindet. Diese...ich nenne sie mal Egogesellschaft, wird immer explosiver weil die Unterschiede und Spannungen immer extremer werden. Aufstieg um jeden Preis, Angst vor Abstieg, Neid und Existenzangst prägen unsere Gesellschaft. Und staatlicherseits sowie von der Presse wird alles für die Verschärfung dieses Zustandes getan. Zwei aktuelle Beispiele diesbezüglich sind sicherlich die geplante Erhöhung der Grundstücksabgaben sowie die plötzlich aufkeimende Diskussion über die die Abschaffung des 100 prozentigen Krankenscheines (AU). Mitten in der Flüchtlingswelle wird tatsächlich darüber diskutiert ob man die Wirtschaft wegen plötzlich explodierender Gesundheitskosten nicht entlasten könnte...zum Beispiel mit einem prozentualen Krankenschein.

Wer ein bisschen krank ist könne schließlich arbeiten. Als wenn die meisten Arbeitnehmer aus Angst vor dem Arbeitsplatzverlust nicht sowieso mit dem Kopf unterm Arm zur Arbeit gehen würden. Unglaublich! Selbst wenn kein Zusammenhang der angesprochenen Gesundheits-Kostensteigerung mit den extra Kosten für die Flüchtlings-Krankenversorgung zu erkennen wäre, schürt doch der Zeitpunkt dieser Diskussionen Neidgefühle in der Gesellschaft. Es grassiert der Spruch...:"Uns werden wegen der leeren Gemeindekassen die Grundabgaben erhöht und der Krankenschein in Frage gestellt und DENEN schieben sie alles hinten rein!" Das nenne ich mal eine Deeskalationspolitik. Gleichzeitig fliegen deutsche Tornados grundgesetz- und völkerrechtswidrige Einsätze über Syrien. Auch wenn es nur Aufklärungsmissionen sind, so wird diese Mithilfe bei der Bombardierung eines muslimischen Landes von vielen Muslimen in Deutschland nicht so feinsinnig unterschieden, wie unsere "Volksvertreter" es gern hätten.

Ein weiteres Problem...: Klein- und Mittelverdiener werden durch Gentrifizierung aus den Innenstädten in Gettos mit Platten-Billigwohnungen gedrängt, während sich die Großverdiener (die mittlerweile zu Lofts ausgebauten) Altbauwohnungen der Innenstätte einverleiben. Solange das "System" noch funktioniert und die staatlichen Alimentierungen aller Klassen aufrechterhalten werden kann, ist der innere Friede weitgehend gesichert. Kommt es aber zu einem Ereignis, sei es ein großer Anschlag, Krieg oder vor allem ein weiterer Finanzkollaps, so könnten wir einen Sturm erleben, dessen Auswirkungen den syrischen Bürgerkrieg wie laues Lüftchen aussehen lassen. Es sei denn...Alle Klassen und Religionen fallen nicht übereinander her, sondern marschieren gemeinsam nach Berlin und Brüssel und jagen diesen Sauhaufen vom Hof. Nur so erhalten wir dieses Land auch im Katastrophenfall in genau jenem liebenswerten Zustand, der die Menschen aus aller Herren Länder zu uns führt. Andernfalls werden WIR ALLE auch Ihr liebe Andersgläubigen und Rechtsextremen vor einem Trümmerhaufen stehen den NIEMAND mehr haben, geschweige denn wieder aufbauen möchte!!!

Die Vorbereitungen welche unsere Regierungen im stillen trafen oder noch treffen, hatte ich schon (hier, hier und hier) angesprochen. Ich glaube nämlich nicht mehr daran das diese ganzen Eskalationsstufen zufällig zünden. Der Weg in die Katastrophe wurde meiner Meinung nach geplant, aber jeder Plan kann auch scheitern. Tragen wir also dazu bei das es auch im schlimmsten Fall ein Miteinander gibt, denn nur so haben wir ALLE eine Chance!!!

Liebe Grüße

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