Armut in Deutschland: Foto DPA
In der letzten Zeit habe ich mich
darauf beschränkt einzelne Ereignisse zu kommentieren oder zu bewerten, allerdings
sind diese "Einzelereignisse" oft Puzzleteile eines weitaus größeren
Bildes. Also werde ich heute mal in die Totale gehen um den Gesamtanblick
unserer Gesellschaft zu erhalten. Bei diesem Gesamtbild unserer Gesellschaft
handelt es sich um eine subjektive Empfindung meinerseits, allerdings
weisen sehr viele Einzelereignisse welche in diesem Blog beschrieben werden in
diese Richtung.
Ich habe den Eindruck das es
immer mehr Gräben in unserer Gesellschaft gibt. Zum einen gibt es da die Armen - obdachlos, kein Einkommen kein Wohnsitz usw. ihre Ernährung funktioniert nur
durch betteln oder die Tafeln - diese Menschen tauchen in keiner
Arbeitslosenstatistik mehr auf. Dann haben wir die Menschen welche von
Sozialleistungen wie etwa Hartz 4 (mehr schlecht als recht) über die Runden
kommen. Eine kleine, meist karg eingerichtete Wohnung ist ihr Zuhause und jeder
Cent wird vor dem Ausgeben zweimal herumgedreht. Eine neue "Klasse"
in unserer Gesellschaft ist das sogenannte Prekariat. Hierbei handelt es sich um
Menschen die von einer tiefen Unsicherheit geprägt sind, ihr Job reicht nicht
zum Leben, deshalb werden meist mehrere Jobs ausgeübt und wenn dann immer noch
etwas fehlt stockt "Vater" Staat ein wenig auf. Das Prekariat ist im
Zuge der Arbeitsmarktliberalisierung entstanden, so konnten minderwertige Arbeitsplätze
neben dem sozialversicherungspflichtigen Vollzeitarbeitsplätzen der sozialen Marktwirtschaft
entstehen. Schnell wucherten Leiharbeit, Kurzzeitverträge, Subunternehmertum, 1
Euro und Mini-Jobs ins Uferlose und machen mittlerweile einen Großteil des Arbeitsmarktes
in Deutschland aus. Kein Trick ist zu mies und keine Erfindung zu schäbig, Tarifverträge
werden durch schlechtere Hausverträge unterlaufen, Mini-Tasks (Jobs) werden zur
Erledigung über Smartphone-Apps ausgeschrieben...das Wirtschaftswunderland
Deutschland feiert sich selbst mit jahrzehntelangem Lohndumping auf dem Rücken seiner Arbeitnehmer! So entstand ein modernes "Tagelöhnertum" in Deutschland.
Laut NAK (Nationale Armutskonferenz) ist bereits jeder 4. Arbeitnehmer in DE im
Niedriglohnsegment beschäftigt - Tendenz steigend)
Die prekäre Arbeit ist in Deutschland
zu einem ernstzunehmenden Konkurrenten der sozialversicherungspflichtigen Vollzeitarbeit
mutiert. Wohl dem Arbeitslosen mit guter Ausbildung der noch Arbeitslosengeld bekommt...denn
rutscht er in Hartz 4 muss er jeden Scheißjob annehmen, egal wie gut er
ausgebildet ist. Es arbeiten Meister und Bachelor mittlerweile als Hilfsarbeiter, da hierzulande immer mehr gut bezahlte hochqualifizierte Arbeitsplätze in der Produktion und Entwicklung
abgebaut und billige Dienstleistungsarbeitsplätze für
Geringqualifizierte geschaffen werden. So entsteht ein absurdes Bild in Europas Wirtschaftszentrale Deutschland - Menschen mit guter Ausbildung verlassen Deutschland in Scharen...die
Ziele sind die Schweiz, England und Skandinavien. Unzufriedenheit in der
gesamten Arbeitnehmerschaft ist auf dem Vormarsch, da man immer öfter unterhalb oder außerhalb seiner Qualifikation arbeiten muss. Der viel zitierte Facharbeitermangel in DE ist ein Märchen, vielmehr geht es um einen "Mangel" an Arbeitsvieh welches sich bereitwillig ausbeuten lässt!!! Trotzdem (oder gerade deshalb) greift die Angst vor Arbeitsplatzverlust und
sozialem Abstieg um sich. Immer mehr Arbeit bei gleichem oder fallendem Lohn
und steigenden Kosten. Es entsteht eine Ellenbogengesellschaft in der immer
mehr Menschen abgleiten und in der eine scheinbare "Schuldfrage" wichtiger ist als die Lösung eines Problems. Jeder denkt an sich selbst und versucht irgendwie seinen Hals zu retten.
Der "Verteilungskampf" ist
bereits in vollem Gange: Arm gegen Hartz 4 Empfänger - "Hartzer"
gegen Arbeitslose - Prekärer gegen Arbeiter - Rentner gegen Arbeitnehmer - Deutscher gegen Ausländer -
Muslim gegen Christ und sämtliche ausländische Ethnien gegeneinander - Rechte
gegen Linke - Manager gegen Firmeninhaber - Chefs gegen ihre Angestellten - Aktiengesellschaften gegen den Staat
und der Staat gegen seine Bürger. Ein wildes Hauen und Stechen...das bis jetzt
noch in einem gewaltlosen Rahmen stadtfindet. Diese...ich nenne sie mal Egogesellschaft,
wird immer explosiver weil die Unterschiede und Spannungen immer extremer werden.
Aufstieg um jeden Preis, Angst vor Abstieg, Neid und Existenzangst prägen
unsere Gesellschaft. Und staatlicherseits sowie von der Presse wird alles für die
Verschärfung dieses Zustandes getan. Zwei aktuelle Beispiele diesbezüglich sind
sicherlich die geplante Erhöhung der Grundstücksabgaben sowie die plötzlich
aufkeimende Diskussion über die die Abschaffung des 100 prozentigen
Krankenscheines (AU). Mitten in der Flüchtlingswelle wird tatsächlich darüber diskutiert ob man
die Wirtschaft wegen plötzlich explodierender Gesundheitskosten nicht
entlasten könnte...zum Beispiel mit einem prozentualen Krankenschein.
Wer ein bisschen krank ist könne
schließlich arbeiten. Als wenn die meisten Arbeitnehmer aus Angst vor dem
Arbeitsplatzverlust nicht sowieso mit dem Kopf unterm Arm zur Arbeit gehen
würden. Unglaublich! Selbst wenn kein Zusammenhang der angesprochenen Gesundheits-Kostensteigerung
mit den extra Kosten für die Flüchtlings-Krankenversorgung zu erkennen wäre,
schürt doch der Zeitpunkt dieser Diskussionen Neidgefühle in der Gesellschaft.
Es grassiert der Spruch...:"Uns werden wegen der leeren Gemeindekassen die
Grundabgaben erhöht und der Krankenschein in Frage gestellt und DENEN schieben
sie alles hinten rein!" Das nenne ich mal eine Deeskalationspolitik.
Gleichzeitig fliegen deutsche Tornados grundgesetz- und völkerrechtswidrige
Einsätze über Syrien. Auch wenn es nur Aufklärungsmissionen sind, so wird diese
Mithilfe bei der Bombardierung eines muslimischen Landes von vielen Muslimen in
Deutschland nicht so feinsinnig unterschieden, wie unsere "Volksvertreter"
es gern hätten.
Ein weiteres Problem...: Klein-
und Mittelverdiener werden durch Gentrifizierung aus den Innenstädten in Gettos
mit Platten-Billigwohnungen gedrängt, während sich die Großverdiener (die mittlerweile
zu Lofts ausgebauten) Altbauwohnungen der Innenstätte einverleiben. Solange das
"System" noch funktioniert und die staatlichen Alimentierungen aller
Klassen aufrechterhalten werden kann, ist der innere Friede weitgehend
gesichert. Kommt es aber zu einem Ereignis, sei es ein großer Anschlag, Krieg
oder vor allem ein weiterer Finanzkollaps, so könnten wir einen Sturm erleben,
dessen Auswirkungen den syrischen Bürgerkrieg wie laues Lüftchen aussehen
lassen. Es sei denn...Alle Klassen und Religionen fallen nicht übereinander
her, sondern marschieren gemeinsam nach Berlin und Brüssel und jagen diesen
Sauhaufen vom Hof. Nur so erhalten wir dieses Land auch im Katastrophenfall in genau
jenem liebenswerten Zustand, der die Menschen aus aller Herren Länder zu uns
führt. Andernfalls werden WIR ALLE auch Ihr liebe Andersgläubigen und Rechtsextremen
vor einem Trümmerhaufen stehen den NIEMAND mehr haben, geschweige denn wieder
aufbauen möchte!!!
Die Vorbereitungen welche unsere
Regierungen im stillen trafen oder noch treffen, hatte ich schon (hier, hier
und hier) angesprochen. Ich glaube nämlich nicht mehr daran das diese ganzen
Eskalationsstufen zufällig zünden. Der Weg in die Katastrophe wurde meiner
Meinung nach geplant, aber jeder Plan kann auch scheitern. Tragen wir also dazu
bei das es auch im schlimmsten Fall ein Miteinander gibt, denn nur so haben wir
ALLE eine Chance!!!
Liebe Grüße
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