Sonntag, 20. Dezember 2015

Piëch, Winterkorn, die USA und getürkte Abgaswerte...
















Dieselfahrzeuge in den USA - Bildquelle Handelsblatt

Es ist für mich eigentlich kein wichtiges Thema, aber viel zu interessant um es komplett zu ignorieren. Wenn sich ein Großkonzern wie VW wegen Betruges komplett zerlegt...Kismet eben! Allerdings gibt die genauere Beobachtung des Skandals einen ziemlich guten Einblick wie Konzerneliten so ticken...Eine Zusammenfassung.

Abgesehen davon das bereits im Jahr 2012 der damalige EU-Kommissar Antonio Tajani einen Tipp aus Managerkreisen der Autoindustrie (zu Manipulationen bei Abgaswerten) bekam, flog VW der ganze Kram erst dieses Jahr um die Ohren. Schicker Zeitpunkt wie ich finde...aber eins nach dem anderen. Angeblich kamen die ersten handfesten Hinweise zum Abgasskandal 2014 von einem Herrn Peter Mock aus Berlin, seines Zeichens Geschäftsführer des International Council on Clean Transportation (ICCT für Europa), einer US-NGO. Auch der ehemalige Leiter der Verkehrsabteilung im Bundesumweltamt Axel Friedrich war maßgeblich an der "Aufdeckung" des VW-Abgasskandales, als Mitbegründer des ICCT beteiligt. Axel Friedrich, der sich selbst als uneigennütziger Überzeugungstäter in Sachen Umweltschutz sieht, unterhält im übrigen auch beste Beziehungen zur "Weltbank" deren Berater er auch ist. So mag der folgende Satz irgendwie gar nicht zum selbsternannten Wohltäter sauberer Luft passen - erinnert er doch eher an eine Abrechnung...:

Sollte Winterkorn darüber stürzen, wäre das "mein größter Triumph", sagte Axel Friedrich im Verlaufe des Abgasskandals.

Sei es drum - gemogelt hat (nicht nur) VW so viel steht schon mal fest! Durchgezogen wurde der Coup um die extrem strengen US Abgasnormen zu umgehen, mittels einer Software welche den vielsagenden Namen „Defeat Device Software“ trägt. Da fragt man sich nur was hier besiegt werden sollte?! Auf jeden Fall hat die angesprochene Software erkannt, ob sich ein VW auf dem Prüfstand oder in freier Wildbahn befindet. Befindet der Wagen sich auf dem Prüfstand, so regelte und optimierte die Software den Abgasausstoß so weit das die jeweilige Norm eingehalten wurde. Unter Realbedingungen jedoch wurden bis zu 35 mal mehr Stickoxide ausgestoßen als erlaubt. Eine bemerkenswerte Softwarelösung in die immerhin bis jetzt 30 hochrangige VW Angestellte verstrickt waren. Die kriminelle Energie so etwas zu entwickeln ist schon enorm, aber Hand auf´s Herz....:"Wer ohne Sünde ist werfe den ersten Stein". Und sie warfen nicht...Ich fand es schon ziemlich auffällig das die VW Konkurrenz nicht mit Häme über den Weltmarktführer hergefallen ist. Auch das hatte einen Grund wie wir nun wissen, denn jeden Tag erweitert sich die Liste der Automobilhersteller die abgastechnisch nicht koscher arbeiten. Wenn wir ehrlich sind ist bescheißen in der Welt von Konzernen sowieso nichts neues, besonders sind aber bei diesem Fall die Umstände.

Also zurück zu den Personalien. Anfang 2015 tobte im VW Konzern (noch unbehelligt von irgendeinem Abgasskandal) die Schlacht der Giganten - Piëch gegen Winterkorn! Die Graue Eminenz hinter dem Konzern Ferdinand Piëch entzog seinem Vorstandsvorsitzenden Martin Winterkorn unerwartet seine Unterstützung, eigentlich ein Todesurteil. Der technisch versierte Winterkorn genoss allerdings viel Vertrauen im Aufsichtsrat und so scheiterte Piëch am Vertrauen der VW Aufsicht in Winterkorn, welcher zugegebener maßen viele Verdienste vorzuweisen hatte. Winterkorn machte also gegen alle Widerstände weiter und spätestens als Angela Merkel sich hinter Martin Winterkorn stellte gingen bei mir sämtliche Alarmglocken an. Er würde es nicht lange machen dachte ich - nicht zuletzt weil Piëch total entspannt in der Distanzierung zu Winterkorn vom Stapel ließ: "Er hätte sein US-Geschäft nicht im Griff".  Mit dieser "prophetischen Äusserung" verriet sich Piëch in meinen Augen. Er nannte damit gewissermaßen Plan B zum Sturz von Winterkorn, nur dieser verstand den Wink mit dem Zaunpfahl wohl anscheinend nicht. Aus seiner Erfahrung mit US-Stellen rund um den Fall Lopez (Abwerbung von Lopez aus dem GM Konzern inkl. Firmengeheimnissen) wusste Piëch  ganz genau wo er was fallen lassen musste, um die Mühlen der transatlantischen NGO´s und der US Justiz anzustoßen - um somit den Niedergang von Winterkorn einzuleiten.

Das Märchen vom kleinen uneigennützigen Verein, welcher ein Giganten stürzt stinkt für mich zum Himmel. Dem "naiven" Winterkorn wurde (ohne das er einen Schimmer hatte) im Hintergrund seines Sieges von einflussreichen Seiten sein "Grab" geschaufelt, nur um die alten Familien Hierarchien wieder herzustellen. Nun gut, mein Mitleid für Winterkorn hält sich in Grenzen, da dieser weiter sein exorbitantes Gehalt erhält, aber irgendwie geht es mir ums Prinzip. Ich vermute das VW aus den USA verschwinden sollte und Piëch dem im Hintergrund zugestimmt hatte, dafür sollte VW anscheinend in China freie Bahn erhalten. Piëch schielt also auf das Reich der Mitte und bezahlte dafür mit dem Zurückfahren des Geschäfts in den USA. Ich vermute das Winterkorn solche Deals fremd waren, er glaubte an die Marktkräfte und die Fähigkeiten von VW. Winterkorn störte einfach nur einige weil er den Kampf um Marktanteile aufnehmen wollte, wogegen andere sich schon den Kuchen aufgeteilt hatten. Die Diesel-Philosophie steht in den USA Unternehmen wie Tesla und Google mit ihren Elektroautos im Weg. Winterkorns selbstbewusste Haltung kam noch erschwerend hinzu, diese wird ganz klar in folgendem Satz deutlich:

"Das nächste Auto für die Generation iPhone kommt nicht aus dem Silicon Valley, sondern aus Wolfsburg"

Martin Winterkorn musste weg - sofort! Wenn nicht soft über den Dienstweg, dann eben mit der Brechstange, egal wie viel Porzellan dabei zerschlagen wird. Die Chinesen interessieren Abgasnormen sowieso nicht. (wenn sich Piëch da mal nicht täuscht) Tragisch für Winterkorn war das die illegale Software, mit der die VW-Diesel-Flotte manipuliert wurde, nicht aus seinem Verantwortungszeitraum stammte...sondern aus dem Jahr 2005 - also 2 Jahre vor seiner Zeit, trotzdem brachte sie ihn zu Fall. Piëch hat es nun geschafft, er zog wieder triumphal in Wolfsburg ein und installierte gleich seine neue Führung.
Unter der neuen Führung werden wir VW´s Abkehr von den USA und vielleicht sogar von Europa erleben...hin ins verheißungsvolle China. Und trotzdem wird China nicht von US-Elektroautos verschont bleiben, auf Absprachen mit den Amis kann sich sowieso niemand verlassen, außerdem sollten die mal ihre eigenen Dreckschleudern näher unter die Lupe nehmen - So oder so, ein Paradigmenwechsel bahnt sich an!

Liebe Grüße

Euer Micha

Nur mal zum Vergleich - Wie in den USA der GM Skandal mit hunderten von Toten behandelt wurde. Absolute Scheinheiligkeit - Soviel zur US "Gerechtigkeit"!!!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen