Donnerstag, 24. Februar 2011

Flächenbrand im Wüstensand oder Dominoday der Diktatoten!

Karte der Unruhen in Afrika, Asien und Europa

Da fallen sie nun, ein nordafrikanischer Diktator nach dem anderen. Erst Ben Ali in Tunesien dann Mubarak in Ägypten und nun steht der bislang blutigste Sturz der Despoten an, der des lybischen „Revolutionsführers“ Gaddafi. Alle diese Diktaturen wurden über Jahrzehnte hinweg von Europa und den USA gestützt. OK, Gaddafi hatte zwar ein paarmal amerikanische Bomber zu Besuch, aber spätestens nach dem er seine terroristischen Umtriebe eingefroren hat (Lockerbie und La Belle Anschlag) sowie die Flüchtlingsströme nach Europa eingedämmt hatte, sowie sein Öl billig verkauft hat, war er im Westen ein gern gesehener Gast. Wie Herr Gaddafi seine eigenen Landsleute misshandelte interessierte dann auf einmal keinen mehr, er war ja nun geachtet und Leute wie Schröder oder Berlusconi kamen aus dem Händeschütteln kaum mehr raus.

Woher haben solche Diktatoren eigentlich Ihre Waffen mit denen sie Zivilisten niedermetzeln? Ein völliges Rätsel? Nein, die EU hat bis heute keine Sanktionen gegen das Gaddafi-Regime verhängt. Da schaut man als politisch korrekter Journalist lieber weg und wundert sich, wenn solche Diktatoren scharf auf die eigene Bevölkerung schließen lassen. Auch gab und gibt es keine Sanktionen gegen Algerien, Marokko und die vielen anderen nahöstlichen und nordafrikanischen Diktaturen. Schließlich sollen diese ja bei der IDEX-Waffenschau und anderen weltweiten Waffenpräsentationen auch noch einmal viel Geld ausgeben bevor sie von Ihrem Volk abgedankt werden. Französische und belgische High Tec Handfeuerwaffen wie Tränengas aus EU Produktion, Panzer und Flugzeuge aus den USA und Russland. Die Liste der Waffen und deren Zulieferer ist lang. Während in diesen Tagen überall im Nahen Osten und in Nordafrika demonstrierende Menschen erschossen werden, begeben sich die politischen Führer der EU-Staaten (statt zu helfen) auf Verkaufstour für Rüstungsgüter. Gerade erst tourt der britische Premierminister David Cameron durch den Nahen Osten. Als erster EU-Politiker sprach er auch mit dem neuen ägyptischen Machthaber von Obamas Gnaden, General Tantawi. Die Delegation Camerons besteht überwiegend aus britischen Waffenhändlern. Europäische Waffenhändler sollen also im Nahen Osten die Demokratie fördern helfen... Wie wir sehen werden Sieger und Besiegte, Diktatoren und neue Machthaber nur allzu gern mit Waffen durch den Westen und den Osten versorgt, peinlich ist sowas nur wenn man erwischt wird, Waffen aus westlicher Produktion von Demonstranten erbeutet werden und das auch noch vor Kameras. Das schafft bestimmt Vertrauen! (siehe unten)



Hier noch ein paar Minuten libysche Revolution

Die Auswirkungen dieser Waffenlieferungen sieht man nun in Ihrer ganzen Tragödie. Die Schreckensnachrichten aus Libyen reißen nicht ab: Nach Schätzungen der Opposition wurden seit Beginn der Unruhen mehr als 560 Menschen getötet, rund 1400 werden vermisst. In einem von Regierungsgegnern dominierten Viertel der Hauptstadt Tripolis sollen zahlreiche Leichen auf den Straßen liegen. Beobachter gehen allerdings davon aus dass bis jetzt wahrscheinlich nur ein Drittel der Toten tatsächlich gefunden wurden, da viele Tote einfach irgendwo verscharrt werden. Der Oppositionsaktivist Mohammed Ali und ein Bewohner von Tripolis erklärten am Dienstag, Anhänger von Staatschef Muammar el Gaddafi hätten auf Krankenwagen geschossen. Demonstranten seien auf den Straßen verblutet. Die Krankenhäuser platzten aus allen Nähten und was von dort noch an Opfern erwartet wird kann keiner genau einschätzen, sagte in Ali in Dubai. Die Bewohner von Tripolis hätten am Dienstag ihre Häuser nicht verlassen weil zuvor die Anhänger Gaddafis verkündeten, dass jeder auf den Straßen erschossen werde, sagte er weiter.

Staatschef Gaddafi hält sich nach Angaben des abtrünnigen Diplomaten Abdel Moneim el Honi in einer Kaserne in Tripolis verschanzt. „Er ist jetzt in Bab el Asisijah. Das Gelände dort ist sechs Quadratkilometer groß. Außer diesem Stützpunkt gibt es jetzt nur noch zwei Kasernen, die von Gaddafi und seinen Anhängern gehalten werden“, sagte er. El Honi hatte Anfang dieser Woche aus Protest gegen die Gewalt des Regimes seinen Dienst als Vertreter Libyens bei der Arabischen Liga in Kairo quittiert.

In seiner etwas über einstündigen Fernsehrede erklärte Gaddafi am Dienstag von seinem Unterschlupf aus, seinem Volk defacto den Krieg, er bezeichnete die Aufständischen als Ratten die er bis zur letzten Kugel bekämpfen wolle. Er wolle als Märtyrer in Lybien sterben! Auch Mubarak wandte sich kurz vor seinem Abgang an das ägyptische Volk und erklärte in Ägypten sterben zu wollen…ich gehe mal davon aus dass in den nächsten Tagen auch Gaddafi flüchten wird, genau so wie zuvor seine beiden „Berufskollegen“ in Tunis und Kairo. Vorher allerdings wird er noch eine blutige Spur in Lybien hinterlassen. Von Massenexekutionen an befehlsverweigernden Soldaten wird genau so berichtet, wie von großen Militärteilen die den Aufständischen beigetreten sind. Außerdem scheinen ständig ausländische Libyer und andere Kräfte zu den Rebellen zu stoßen.

Exekutierte libysche Soldaten die den Befehl verweigerten
Quelle: Alles Schall und Rauch


Augenzeugen berichten wie über den Süden des Landes Söldnerarmeen aus dem Tschad, Niger und anderswo angekarrt werden, da Gaddafi über den Großteil seiner Militärs keine Befehlsgewalt mehr hat.
Zwei lybische Kriegsschiffe und mehrere Kampfflugzeuge haben sich bereits nach Malta abgesetzt. Jetzt wird in Lybien also zum „großen Finale“ geblasen und Europa sitzt da, haut schlaue Sprüche raus und lässt sich vom Gaddafifreund Berlusconi ausbremsen. Wenn wir so weiter machen verschlafen wir eine der wichtigsten Entwicklungen in der modernen Geschichte. Aber entschuldigt, ich vergas das der militärisch- finanzielle Führungskomplex erst abwartet wer der Sieger sein wird, um den Menschen dann Ihre erkämpfte Revolution mit einer eingesetzten Marionette stehlen zu wollen! Genau so wie es aller Wahrscheinlichkeit nach auch in Ägypten geschehen wird. Mohamed Hussein Tantawi diente immerhin 20 Jahre lang dem ägyptischen Dauerpräsidenten Mubarak als Verteidigungsminister und ist nun mächtigster Mann im Lande, das hätten die Leute auf der Strasse vorher wohl auch nicht gedacht …Man darf hier wohl gespannt sein ob das ägyptische Militär sein Versprechen bezüglich der Neuwahlen einhält und wer sich später dem Ägyptischen Volk zur Wahl stellt. Hinter den Kulissen der Welt wird wohl schon ein Retter Ägyptens bestimmt worden sein.

Die sich fortpflanzenden Unruhen in Afrika, Asien und Europa zeigen das hier vielleicht etwas größeres im Gange ist als wir zunächst noch vermuten. Vielleicht ist es eine Art Erwachen welches sich lawinenartig und viel zu schnell ausbreiteten könnte, als das es noch für die Mächtigen kontrollierbar wäre. Aber ich denke dass das herrschende Potenzial bereits einige seiner Figuren aufgestellt hat. Trotzdem bleibt zu hoffen das  ALLE Staatsformen auf der Welt daraus lernen und Ihrem Volk besser zuhören.

Bis dann liebe Leser

Euer Micha

Quellen:

ZDF - Gaddafis Söldnerarmeen
Focus - Leichen auf den Stassen von Tripolis
Kopp online - Zynische EU geht über Leichen

Alles Schall und Rauch - Lage in Lybien ist explosiv

2 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Danke für den Artikel. Ja es liegt sowas wie revolutionäre Stimmung in der Luft. Auch hier in Deutschland können noch Dinge bewegt werden (siehe Guttenberg) - Aber was mir ein wenig Kopfzerbrechen bereitet ist die weitgehende Deckungsgleichheit der Karte oben mit der Karte eines Projektes namens "Greater Middle East" - erfunden 2006 von den Neocon-Thinktanks um GW Bush. Ich kann das nur schwer einordnen...

buergerrechtler hat gesagt…

@ mario.nette
Geht mir genau so, ich kenne die "Neocon-Karte" die nebenbei noch einige schwarzafrikanische Länder wie Sudan und Somalia, sowie andere Länder weiter im Osten z.B. Usbekistan oder Indien als amerikanisches interessengebiet ausweist. Meine Karte ist eine, um Griechenland und Albanien erweiterte Wikipedia Grafik. Die Ähnlichkeiten zwischen der Protestausweitung auf meiner Karte und den US Interessengebieten sind wohl da, aber im Moment brauchen wohl die "US-Cowboys" alles andere als Unruhe in den Gebieten wo "Ihr" Öl herkommt! Deshalb auch jetzt der merkwürdige Flottenaufmarsch im Mittelmeer...Die USA haben bis Heute (entgegen ihrem eigentlichen Image) immer Diktaturen unterstützt...schaun wir mal...

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