Sonntag, 29. Juni 2014

Von der falschen Individualität zur Wirklichen!



"Lars fährt mit" und schon wieder ein Aufkleber am Auto der den Stolz der Eltern über Ihr Kind wiedergibt - Mit Recht, aber oft hört es hier nicht auf - es folgen eine eigene Internetseite "für" das Kind. Jeder Entwicklungsschritt wird getwittert oder via Facebook der gaffenden Gemeinde mitgeteilt. Ob dem armen Kind sowas später peinlich ist oder nicht interessiert die Eltern eher nicht - alles für´s Kind eben...auch wenn das Netz nichts vergisst.

Oft wird auch der Name des Kindes in Form eines Tatoos auf die Eltern-Haut gebracht, wozu eigentlich? Kann das Baby bereits lesen? Ach soooo, alle sollen sehen wie sehr ich mein Kind liebe...Wenn ich das auf meiner Haut mit mir rumtragen muss, damit andere Dies sehen, stimmt irgendetwas nicht. Meiner bescheidenen Meinung nach ist das Kind zu behüten, es eben NICHT allen möglichen und unmöglichen Charakteren feil zu bieten! Liebe braucht keinen Applaus und keine Selbstdarstellung - womit wir beim Thema wären.

Selbstdarstellung, warum ist dieses Thema in der heutigen Zeit eigentlich so fürchterlich wichtig? Anscheinend halten es in unserer Gesellschaft viele Menschen für dringend geboten Dinge über sich preiszugeben, sich anderen auf diese Weise mitzuteilen, obwohl sie vorgeben das es sie nicht interessiert was andere von ihnen denken. Ein Widerspruch? Mitnichten! Es geht um das erzwingen von Individualität, jeder soll sehen das ich anders bin, was besonderes halt. Aber warum? Jeder Mensch ist doch besonders und speziell, aber weiß er das auch? Anscheinend nicht!

Hier ein Beispiel aus meinem Bekanntenkreis. Eine ganz normale Familie in DE, ich nenne Sie mal Familie Schmidt. Vater Schmidt ist Facharbeiter in einer großen Metallfirma, Mutter Schmidt ist zwar Hausfrau , aber mit Abitur und guter Ausbildung. Die Beiden haben zwei gesunde Kinder und ein eigenes Haus. Eigentlich alles super. Allerdings verschwindet Herr Schmidt nach der Arbeit in sein Arbeitszimmer und versinkt in den PC-Welten von WOW oder CnC. Frau Schmidt wird nicht müde in Ihrer Welt von Naturgöttern und Rückführungen zu schwelgen. Sie will sogar durch selbige Rückführungen herausgefunden haben das Beide von hohem adligen Geblüt seien. Entsprechende mystische Aufkleber auf den Autos und ähnliche Aktivitäten Netz  runden das Bild ab.

Ein ganz normales Beispiel wie Selbstdarstellung in deutschen Familien an der Tagesordnung ist. Warum aber streben so viele Menschen danach etwas "besseres" zu sein? Warum reicht Ihnen das erreichte nicht? Warum müssen sie vor anderen ihr anderssein zelebrieren -  bzw. sich über andere  stellen? Weil sie nicht zufrieden sind! Sie sind oft leer obwohl sie mehr erreicht haben als Ihre Eltern - nur eines haben sie nicht erreicht. Innere Ruhe - weil etwas fehlt!

Man hatte sich einfach mehr vom Leben versprochen - aber mehr WOVON? Mehr Geld, Luxus oder Überfluss? Nein! Mehr Zeit - Zeit zur Selbstreflexion. Zeit für die Fragen des Lebens. Klarheit darüber wer ich sein will oder kann und die Klarheit über den Weg Dies zu erreichen. Es fehlt die wahrhaftige Einbettung in eine faire Gesellschaft die durch klare Anerkennung des vollbrachten entlohnt und zwar nicht in Euro und Cent. Durch die selbstverständliche Anerkennung des getanen, strebt man nicht mehr nach Dieser und beginnt selbstlose Dinge zu tun. Selbstlosigkeit kann sich frei entfalten durch die Freude die man bei Dieser empfindet. Man muss niemandem mehr etwas beweisen, weil man um seine eigene Stärke bereits weiß - also ist Selbstvertrauen der Schlüssel zur wahren Individualität - zum erkennen und akzeptieren seiner selbst.

Dieses Vertrauen/Ruhen in sich selbst wurde früher durch die Großfamilie und die Dorfgemeinschaft genährt. Da diese Strukturen aber mittlerweile abgebaut wurden, ging mit Ihrem Abgesang eine große Möglichkeit zum Aufbau von starken Menschen verloren. Instinktiv gieren also jene Menschen nach Anerkennung, denen eben gerade Diese vorenthalten wurde! Wer aber um diese Tatsache weiß, kann sich selbst neu erfinden (auch wenn ihm ebenfalls Anerkennung versagt geblieben ist) und zwar nicht in dem er sich über andere stellt, sich abgrenzt oder aufzufallen versucht, sondern indem man sich einer Aufgabe zuwendet. Einer Aufgabe die einen erfüllt und vielseitig fordert! Wenn dann Erfüllung eingetreten ist, man sich selbst (wie durch einen Spiegel) anschauen kann und mit dem Ergebnis zufrieden ist - dann hat man den Weg zu sich selbst gefunden!!! DAS IST DER WEG ZU WIRKLICHER UND NICHT ZUR SCHAU GETRAGENER INDIVIDUALITÄT!!!


Liebe Grüße


Euer Micha

Wer die wissenschaftliche Sichtweise dieser Thematik bevorzugt (allerdings mit gleichem Ergebnis)
der wird hier fündig:

NTV: Wie Individualität ensteht - Das Hirn wächst mit seinen Aufgaben

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