"Lars fährt mit" und
schon wieder ein Aufkleber am Auto der den Stolz der Eltern über Ihr Kind
wiedergibt - Mit Recht, aber oft hört es hier nicht auf - es folgen eine eigene
Internetseite "für" das Kind. Jeder Entwicklungsschritt wird
getwittert oder via Facebook der gaffenden Gemeinde mitgeteilt. Ob dem armen
Kind sowas später peinlich ist oder nicht interessiert die Eltern eher nicht -
alles für´s Kind eben...auch wenn das Netz nichts vergisst.
Oft wird auch der Name des Kindes
in Form eines Tatoos auf die Eltern-Haut gebracht, wozu eigentlich? Kann das
Baby bereits lesen? Ach soooo, alle sollen sehen wie sehr ich mein Kind liebe...Wenn
ich das auf meiner Haut mit mir rumtragen muss, damit andere Dies sehen, stimmt
irgendetwas nicht. Meiner bescheidenen Meinung nach ist das Kind zu behüten, es
eben NICHT allen möglichen und unmöglichen Charakteren feil zu bieten! Liebe
braucht keinen Applaus und keine Selbstdarstellung - womit wir beim Thema wären.
Selbstdarstellung, warum ist
dieses Thema in der heutigen Zeit eigentlich so fürchterlich wichtig? Anscheinend
halten es in unserer Gesellschaft viele Menschen für dringend geboten Dinge
über sich preiszugeben, sich anderen auf diese Weise mitzuteilen, obwohl sie
vorgeben das es sie nicht interessiert was andere von ihnen denken. Ein
Widerspruch? Mitnichten! Es geht um das erzwingen von Individualität, jeder
soll sehen das ich anders bin, was besonderes halt. Aber warum? Jeder Mensch
ist doch besonders und speziell, aber weiß er das auch? Anscheinend nicht!
Hier ein Beispiel aus meinem
Bekanntenkreis. Eine ganz normale Familie in DE, ich nenne Sie mal Familie
Schmidt. Vater Schmidt ist Facharbeiter in einer großen Metallfirma, Mutter
Schmidt ist zwar Hausfrau , aber mit Abitur und guter Ausbildung. Die Beiden
haben zwei gesunde Kinder und ein eigenes Haus. Eigentlich alles super.
Allerdings verschwindet Herr Schmidt nach der Arbeit in sein Arbeitszimmer und
versinkt in den PC-Welten von WOW oder CnC. Frau Schmidt wird nicht müde in Ihrer Welt
von Naturgöttern und Rückführungen zu schwelgen. Sie will sogar durch selbige Rückführungen
herausgefunden haben das Beide von hohem adligen Geblüt seien. Entsprechende
mystische Aufkleber auf den Autos und ähnliche Aktivitäten Netz runden das Bild ab.
Ein ganz normales Beispiel wie
Selbstdarstellung in deutschen Familien an der Tagesordnung ist. Warum aber streben
so viele Menschen danach etwas "besseres" zu sein? Warum reicht Ihnen
das erreichte nicht? Warum müssen sie vor anderen ihr anderssein zelebrieren - bzw. sich über andere stellen? Weil sie
nicht zufrieden sind! Sie sind oft leer obwohl sie mehr erreicht haben als Ihre
Eltern - nur eines haben sie nicht erreicht. Innere Ruhe - weil etwas fehlt!
Man hatte sich einfach mehr vom
Leben versprochen - aber mehr WOVON? Mehr Geld, Luxus oder Überfluss? Nein! Mehr
Zeit - Zeit zur Selbstreflexion. Zeit für die Fragen des Lebens. Klarheit
darüber wer ich sein will oder kann und die Klarheit über den Weg Dies zu erreichen.
Es fehlt die wahrhaftige Einbettung in eine faire Gesellschaft die durch klare Anerkennung
des vollbrachten entlohnt und zwar nicht in Euro und Cent. Durch die selbstverständliche
Anerkennung des getanen, strebt man nicht mehr nach Dieser und beginnt
selbstlose Dinge zu tun. Selbstlosigkeit kann sich frei entfalten durch die
Freude die man bei Dieser empfindet. Man muss niemandem mehr etwas beweisen,
weil man um seine eigene Stärke bereits weiß - also ist Selbstvertrauen der
Schlüssel zur wahren Individualität - zum erkennen und akzeptieren seiner selbst.
Dieses Vertrauen/Ruhen in sich
selbst wurde früher durch die Großfamilie und die Dorfgemeinschaft genährt. Da
diese Strukturen aber mittlerweile abgebaut wurden, ging mit Ihrem Abgesang
eine große Möglichkeit zum Aufbau von starken Menschen verloren. Instinktiv gieren
also jene Menschen nach Anerkennung, denen eben gerade Diese vorenthalten
wurde! Wer aber um diese Tatsache weiß, kann sich selbst neu erfinden (auch
wenn ihm ebenfalls Anerkennung versagt geblieben ist) und zwar nicht in dem er
sich über andere stellt, sich abgrenzt oder aufzufallen versucht, sondern indem
man sich einer Aufgabe zuwendet. Einer Aufgabe die einen erfüllt und vielseitig fordert! Wenn dann
Erfüllung eingetreten ist, man sich selbst (wie durch einen Spiegel) anschauen
kann und mit dem Ergebnis zufrieden ist - dann hat man den Weg zu sich selbst
gefunden!!! DAS IST DER WEG ZU WIRKLICHER UND NICHT ZUR SCHAU GETRAGENER INDIVIDUALITÄT!!!
Liebe Grüße
Wer die wissenschaftliche Sichtweise dieser Thematik bevorzugt (allerdings mit gleichem Ergebnis)
der wird hier fündig:
NTV: Wie Individualität ensteht - Das Hirn wächst mit seinen Aufgaben
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