Sonntag, 3. August 2014

Es gibt immer zwei Seiten eines Konfliktes, auch dann wenn nur eine erlaubt ist...



Trümmerlandschaft in Gaza - Bildquelle: The Guardian

Der Gazastreifen ist seit 2005 komplett von Israel abgeriegelt, es kommt gerade noch so viel ins Land das es keine Hungersnöte gibt. Auch der ägyptische Grenzabschnitt wird stark bewacht und seit die palästinenserfreundliche Mursi-Regierung 2013 weggeputscht wurde hat sich der Ring um den Gazastreifen vollends geschlossen. Verwandte außerhalb von Gaza besuchen - mehr als schwierig, Studium außerhalb von Gaza - ein Traum, Arbeit mit Zukunft innerhalb von Gaza - eine Wunschvorstellung. Man hilft sich gegenseitig, das lindert ein wenig die Not und wenn man zusammen dann wichtige Dinge reparieren will fehlt doch wieder das benötigte Material. Ich kann mich noch gut daran erinnern als den Palästinensern Baumaterial zur Reparatur und Ausbau von Krankenhäusern, Schulen und öffentlichen Gebäuden gesperrt wurde. Die Israelis meinten mit Mörtel, Steinen und Zement ließen sich auch Bunker bauen - welch zynische Begründung! Palästinensische Boote dürfen nur bis 3 Meilen auf das Mittelmeer ausfahren, sollte es ein Fischer aber doch wagen weiter hinaus zu fahren um an ergiebigere Fischgründe zu kommen, würde sein Boot unweigerlich von israelischen Kriegsschiffen beschossen. Gutnachbarliche Beziehungen sehen wohl anders aus! All das erinnert eher an ein Verhältnis zwischen einem Wächter und einem gefangenen - nur dass es sich hierbei um fast 2 Millionen Gefangene im Gazastreifen handelt, die sich auf weniger als 360 Quadratkilometer durchschlagen müssen.

Ist es da nicht eine absolut normale menschliche Reaktion diese Gefängnismauern zu untergraben. Tunnel zu bauen um das zum Leben notwendigste Schmuggeln zu können, Verwandte zu besuchen, oder mutige Journalisten in den Gazastreifen zu bringen, die Israel nie einreisen lassen würde? Auch darf man nicht vergessen das die meisten Menschen im Gazastreifen die Nachkommen jener Menschen sind, die 1948 aus ihren Häusern deportiert und nach Gaza verschleppt wurden. "So...und nun bleibt gefälligst hier, Euer Besitz gehört jetzt uns - ihr könnt Euch hier ja was neues aufbauen!" Würde ein normaldenkender Mensch  auf den Gedanken kommen das die Palästinenser dies freudestrahlend hingenommen haben? Wohl nicht - die Wut sitzt tief, allerdings müssen sich die Palästinenser der Multimilliarden schweren israelischen Militärmacht beugen, Israel hat schließlich die viertstärkste Armee der Welt - Widerstand ist zwecklos!

Die ohnehin schwache Wirtschaft in Gaza wird ständig von  Israel sabotiert, Fachkräfte auf ihrem Weg zur Arbeit schikaniert. 2002 zerbombten die Israelis sogar den (von der EU gestifteten) Flughafen  Gazas - den Rest gaben Diesem dann die mitgebrachten Bulldozer. Zukunftsaussichten - scheinbar keine! Eine Radikalisierung der Wählerschaft im Gazastreifen war unter solchen Umständen nur eine Frage der Zeit. Mit vorgetäuschter Stärke und markigen Sprüchen gelang der Hamas genau das, was jeder radikalen Partei in Europa unter ähnlichen Umständen ebenso gelungen wäre.  Jeder Konflikt hat halt zwei Seiten und mir liegt daran auch mal die Seite jener zu beleuchten, die über keine weltweite Lobby verfügen, die eben nicht (wie Israel) in der Lage sind fast allen Nationen ihre Meinung als die alleingültige zu verkaufen - bis hin Staatsräson!

Auch die aktuelle Katastrophe im Gazastreifen geht (genau wie die Ursache der Spannungen im Gazakonflikt selbst) hauptsächlich auf die Politik Israels zurück. Vor kurzem sind die vom US-Außenministerium geführten Friedensverhandlungen gescheitert. Dafür verantwortlich war laut Außenminister Kerry Israel, weil es immer wieder für den Siedlungsbau Gebiete im Westjordanland annektierte und die Zusage nicht einhielt, Gefangene freizulassen. Als Reaktion darauf bildeten die eigentlich zerstrittenen Parteien Fatah und Hamas ein Bündnis. Dies wurde von EU und USA begrüßt, aber Israels Premier Benjamin Netanjahu erklärte, dies nicht hinnehmen zu wollen. Netanjahu benutzte die bis heute unaufgeklärte Ermordung dreier Jugendlicher, um Hunderte Hamas-Mitglieder zu verhaften; viele Palästinenser wurden vor und nach diesen Morden von Israels Polizei und Armee umgebracht. Die Reaktion der Hamas darauf war der Beginn des aktuellen Raketenbeschusses - der wiederum mit den unglaublich harten Luftangriffen Israels und dem Einmarsch in den Gazastreifen beantwortet wurde. Die Totenzahlen gehen bereits jetzt in die tausende, mitten in Wohngebiete werden von der israelischen Luftwaffe Massenvernichtungswaffen abgeworfen die unsagbar heißes, flüssiges Metall bei ihrer Detonation umher wirbeln. Gezielt werden Krankenhäuser und Uno-Einrichtungen beschossen um Angst und Terror zu verbreiten...das ist beileibe nicht die Reaktion einer besonnenen Demokratie, sondern der Beginn einer Entvölkerungsstrategie gegen die Palästinenser.

Israel verfügt mit dem Mossad über den besten Geheimdienst der Welt, Israel hätte wie eine wirkliche Demokratie mit allen Mitteln ERMITTELN können um die Schuldigen hinter Gitter zu bringen, aber das war wohl nicht gewünscht. Gewünscht war anscheinend eine Eskalation der Ereignisse in deren Verlauf Israel sich ein für alle male der Hamas entledigen- und sich später den Gazastreifen aneignen könnte. Allein deshalb verdient Israel Sanktionen wie Putins Russland sie leider fälschlicher Weise auferlegt bekommen hat. Eigentlich muss es doch schon dem Letzten in Deutschland aufgefallen sein das immer der Falsche die Prügel bekommt - das muss aufhören und darf nicht mehr weiter unterstützt werden, aber da Folgsamkeit schon immer die "beste" deutsche Eigenschaft war - hege ich verdammt wenig Hoffnung!

Liebe Grüße

Euer Micha


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