Donnerstag, 18. April 2019

Es war einmal der freie Westen!



Es gab Zeiten da brachten sich Whistelblower und verfolgte Oppositionelle aus allen Diktaturen der Welt bei uns in der westlichen Hemisphäre in Sicherheit. Heute bangen solche mutigen Menschen in den westlich geprägten Ländern um ihre Freiheit oder Sicherheit und flüchten in andere Länder. Lehnt man sich beispielsweise gegen das sinnlose Schlachten von Walen oder Haifischen auf, werden zweifelhafte „Haftbefehle“ von korrupten Bananenrepubliken beispielsweise aus Costa Rica in DE vollsteckt, wie im Fall von Paul Watson. Als Wahlversprechen einlöst werden sollten, wie beim gewählten katalanischen Regierungschef Puitgemont, welcher seinen Wählern die Unabhängigkeit versprach, wurde kurzerhand die gesamte Regierung durch die spanische Polizei verhaftet – Puitgemont selber wurde von der deutschen Polizei gefasst. 

Edward Snowden brachte die ansatzlose, illegale Totalüberwachung unserer gesamten Kommunikation durch die westlichen Geheimdienste ans Licht – Ergebnis: Flucht um die halbe Welt um anschließend in Russland Asyl zu bekommen. Bringst Du Kriegsverbrechen der USA an die Öffentlichkeit und hilfst deinem Informanten während des Zugriffs auf die Beweise relativ anonym zu bleiben, also nichts anderes was ein guter Journalist oder ein Ermittler tun würde um seinen Zeugen zu schützen, wird man zu einem der meist gesuchten Männer der Welt!!!!! Dieses geschah nämlich Julian Assange.

Ja, richtig gelesen! Assange hat kein Passwort der US Militärs geknackt, er hat lediglich versucht die Anonymität seiner Informantin Chelsea Manning (zum „Tatzeitpunkt“ angehöriger der US Armee mit Namen Bradley Manning - männlich) während der Beweisbeschaffung zu sichern! Es ging lediglich um die Änderung des Usernamens damit Mannig nicht sofort aufflog! In den Medien wird fälschlicherweise aber immer wieder behauptet Assange hätte ein Passwort geknackt um an die skandalösen Datensätze (bekannt unter dem Namen „Collateral murder“) zu gelangen.  Unter anderem ist in diesem Material zu sehen wie US-Piloten grölend und feixend Zivilisten in Stücke schießen, ja sogar auf zur Hilfe eilende Ersthelfer feuern. 

Diese und viele andere Verbrechen brachten Assange und Wikileaks ans Licht, dafür wurde er zur Unperson. Oder glaubt Ihr allen Ernstes das Assange wegen der angeblichen Vergewaltigung in Schweden oder wegen des Verstoßes gegen die gerichtlichen Auflagen in GB 7 Jahre lang in der ecuadorianischen Botschaft in London von der britischen Polizei belagert wurde?! Das Assange ein besonderer Fall ist erkennt man schon daran das er im Moment im Belmarsh Gefängnis einsitzt. Belmarsh ist ein Kategorie A Knast also das Hochsicherheitsgefängnis schlechthin für Schwerstverbrecher und Terroristen!

Jetzt hat der neue, unter Korruptionsverdacht stehende, Präsident Ecuadors das Asylrecht, welches Assange von Ex-Präsident Rafael Correa erhielt, aufgehoben und Assange konnte verhaftet werden. Und kaum war Assange in Gewahrsam der britischen Behörden lag auch schon prompt der US Auslieferungsantrag auf dem Tisch - Natürlich bestens rechtlich getarnt. Die in der US-Anklageschrift aufgeführten „Sachverhalte“ rechtfertigen höchstens 5 Jahre Haft, theoretisch könnte man bei so einer moderaten angedrohten Strafe den Häftling nach rechtsstaatlichen Kriterien durchaus ausliefern…theoretisch – aber wie sähe es praktisch aus? 

Wenn Assange einmal in den USA wäre, würde er genau wie seine Informantin Chelsea Manning mindestens 35 Jahre kassieren, in dem man einen Berg von Zusatzanklagepunkten aufstellen wird. Es würden plötzlich von Geheimnisverrat bis zur Spionage Haftstrafen von 30 Jahren plus X oder gar die Todesstrafe im Raum stehen. Und all das weil er/sie einfach nur die Wahrheit gesagt hat und die „Frecheit“ besaß diese auch noch zu beweisen und an dritte weiterzugeben!

Liebe Journalisten, normarlerweise sollte Euch der Arsch auf Grundeis gehen, denn sollte Assange ausgeliefert und verurteilt werden, entsteht ein bedrohlicher  Präzedenzfall. Julian Assange ist australischer Staatsbürger und er befand sich zum Zeitpunkt der vorgeworfenen Taten NICHT in den USA und trotzdem maßt sich die US-Justiz an einen Auslieferungsantrag ihn betreffend zu stellen. 

Also ich fasse jetzt mal das entstehende journalistische Dilemma zusammen: 

Verwertet irgendein Journalist auf der Welt mehr oder weniger geheime US-Informationen um einen Skandal aufzudecken (was bis jetzt sein gutes Recht ist, da Journalisten eigentlich durch den US-Verfassungszusatz der Pressefreiheit geschützt sind) könnte die US-Justiz einen Haft- bzw. Auslieferungsantrag stellen, gleichgültig welcher Nationalität der Angeklagte ist. Sobald man dem armen Kerl dann den Status als Journalist aberkannt hat (Im Falle von Assange hat man die Enthüllungsplattform Wikileaks kurzer Hand zu einem fremden Geheimdienst erklärt) kann es losgehen. Nach einer Auslieferung wird der missliebige Mensch dann mit einem Anklageberg überschüttet und wegen Peanuts für Jahrzehnte weg gesperrt! 

Diese Drohkulisse wird für einen (die westliche Welt betreffenden) selbst verordneten journalistischen Maulkorb wohl ausreichen. Kaum ein Pressevertreter wird es mehr wagen investigativ heiße Eisen anzufassen – besonders keine heißen US Eisen! Und Blogger müssten sich erst recht vorsehen! Die einzige Rettung wäre diesen Präzedenzfall zu verhindern und Assange als das zu behandeln was er ist – als mutigen Investigativ-Journalisten der geschützt wird durch die Presse und Redefreiheit. Leider vermute ich das die Rachegelüste diverser Machtmenschen dieses zu verhindern wissen.

In grauer Vorzeit wie heute gilt also vermutlich:

„Viele, die ihrer Zeit vorausgeeilt waren und die Wahrheit erkannten, mußten auf sie in sehr unbequemen Unterkünften warten.“

Willkommen im neuen West-Unrechtsblock welcher einst als „Freier Westen“ bekannt war!

Beste Grüße und trotzdem ein Frohes Osterfest

Euer Micha

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen