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Es verwundert schon von allen Seiten zu hören wie sehr die Weltwirtschaft von den kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine beeinträchtigt werden soll. Wider besseren Wissens suggerieren aber große Nachrichtenagenturen nahezu gebetsmühlenartig diesen Umstand, jene (ich nenne sie mal) Halbinformationen werden dann kritiklos von den TV Nachrichtensendungen und Zeitungen, mit großen Schlagzeilen, zur exklusiven Wahrheit erklärt. Hintergründe – Fehlanzeige!
Deshalb werde ich nun einige Hintergründe zum Gasstreit liefern, welche bewusst oder unbewusst kaum öffentlich thematisiert werden.
Das Thema Nord-Stream und „Gasknappheit“ bewegt, oder besser gesagt lähmt, ganz Deutschland, vor allem die jenigen die bald Dank Habecks Gasumlage ihre Gasabschläge nicht mehr bezahlen können. Zuerst einmal folgendes: Gas ist im ÜBERFLUSS vorhanden! Beteiligte deutsche Gasgroßversorger bekommen via Nord-Stream 1 exklusiv russisches Gas zu Top-Preisen weit unter Weltmarkt Niveau, nur liefert Russland nicht genug Gas und das hat einen Grund - Wartung. Außerdem exportiert Deutschland jede Menge Gas was den Engpass zusätzlich befeuert - dazu am Ende mehr.
In die Nord-Stream Verträge wurden die international üblichen „Take or pay“ Klauseln aufgenommen. Das heißt, das beteiligte deutsche Gasversorger Nord-Stream-Gas zahlen müssen, ob sie Gas davon abnehmen oder nicht – Irgendein Vorteil muß der Lieferant ja schon haben, wenn er sein Gas zu Schleuderpreisen abgeben muß. Also ist Gas sparen um „Putins Krieg“ abzuwürgen, übrigens ein Argument was ich an jeder Ecke zu hören bekomme, vollkommener Nonsens! Wir bezahlen so oder so und Gazprom verkauft eben jenes Gas welches wir nicht abnehmen an anderer Stelle weitaus teurer. „Putin“ würde also mit einem Gasabnahmestop (Embargo) unsererseits doppelt und dreifach verdienen. An dieser Stelle kommt jetzt die Behauptung ins Spiel das „Putin“ uns mit Liefermengenbegrenzung durch vorgeschobene „Höhere Gewalt“ (Reparatur und Wartung der Pipeline) erpressen würde - Auch diese Behauptung stimmt nur zum Teil. Sicherlich wird der eine oder andere in Russland mit Schadenfreude registriert haben, das wir uns selbst aus ideologisch- politischen Gründen in eine vertragliche Gas-Sackgasse gebracht haben, und sich nicht gereade beeilen mit der Wartung der Anlage. Aber Hand aufs Herz, wer würde nicht dem Reiz erliegen, einem dummen Nachbarn der obendrein noch unfreundlich ist, ein wenig zappeln zu lassen, zumal er selbst Schuld ist an seinem Dilemma?!
Nicht zuletzt aus Gründen der Redundanz wurde die Nord-Stream Pipeline Anlage mit je zwei Strängen gebaut, sodass Wartungen und Reparaturen an einer Pipeline keine Gasfördermengenbeschränkung zur Folge hätten. Nord-Stream 2 wäre also jetzt in der Lage die fehlende Gasmenge, welche durch die Wartung von Nord-Stream 1 entstanden ist zu liefern – Ja, wenn die USA und einige Neider nicht wären. Denn es ist hauptsächlich dem Druck der USA und der Unfähigkeit (der vom grünen Zeitgeist unterwanderten) deutschen Politik geschuldet das Nord-Stream 2 nicht in Betrieb ging, obwohl die Pipeline schon fertig ist. Andere Ostsee Anlieger-Staaten schauten neidisch auf das Projekt, weil sie bei der Nord-Stream Lösung keine Transitgebühren kassieren konnten und verkauften scheinheilig ihre eigene Gier als Sorge um die Sicherheit der europäischen Gasversorgung. Als dann noch der Angriff auf die Ukraine erfolgte war der willkommene Anlass zur Verweigerung der Zulassung gegeben. Durch die daraus entstandene vertragswidrige Nichtinbetriebnahme der zweiten Nord-Stream Trasse hat man es der russischen Seite einfach gemacht, sich vertraglich korrekt (aber in Winkeladvokaten-Art), auf „höhere Gewalt“ durch Reparatur und Wartung von Nord-Stream 1 zu berufen. Hier nun schließt sich der Übergang zum Streit um die so genannte „Siemens-Turbine“ an, die eigentlich eine Rolls-Royce Turbine ist und deshalb, dank der Globalisierung, in Kanada gewartet wurde und nicht in Deutschland oder England. Tatsächlich unterlag die Wartung und Rückführung besagter Turbine den eigenen westlichen Sanktionen gegen Russland und bedurfte deshalb einer zeitraubenden Sondergenehmigung, welche fieberhaft vom Westen erarbeitet werden musste, ein klassisches Eigentor, bei dem sich „der Russe“ mit Sicherheit vor lachen auf die Schenkel geklopft hat. Gazprom wird nämlich nur nicht bezahlt wenn ein Eigenverschulden festzustellen ist, aber dieser Tatbestand liegt hier offensichtlich nicht vor.
Nun zu einigen kleinen technischen Details der Nord-Stream Anlage. Wie bereits gesagt besteht Nord-Stream aus zwei Pipelines mit insgesamt 4 Röhren, welche jeweils mit mehreren Rolls Royce Trent Turbinen pro Verdichtungseinrichtung betrieben werden müssen um den nötigen Druck aufzubauen. Sollte eine oder mehrere Turbinen ausfallen, so müssten die anderen Triebwerke (um diesen Druck aufrecht zu erhalten) entsprechend länger im ungünstigen Hochlastbereich arbeiten - Die Folge wäre ein höherer Verschleiß und noch mehr Wartungen sowie Ausfälle. Um die anderen Turbinen nicht zu gefährden hat Gazprom die Förderleistung reduziert, ob die Reduzierung so groß hätte ausfallen müssen sei mal dahingestellt, vertragsgerecht ist sie. Immerhin hat Gazprom die Lieferung nach der Wartung wieder hochgefahren und wird den deutschen Konzernen keinen Grund für einen Zahlungsstop liefern!
Ihr seht also, das
ganze Bild hat immer zwei Seiten. Gerechtfertigt oder nicht, sind wir
mit unserem Verhalten Russland gegenüber in jedem Fall unfreundlich,
was sich in Lieferung von angriffsfähigen Waffen an einen russischen
Kriegsgegner und Sanktionen gegen Russland manifestiert. Auch kommen
wir unseren Verpflichtungen Russlands gegenüber nicht nach, was die
Zertifizierung und Inbetriebnahme von Nord-Stream 2 angeht und
wundern uns nun, das Gazprom daraufhin seinerseits spitzfindig in der
Auslegung von bestehenden Verträgen zu Deutschlands Nachteil ist.
Nicht Euer Ernst jetzt, oder?! Besonders blöd dabei ist, das wir uns auch noch im
Vorfeld dumm angestellt haben und Gazprom alle nötigen Argumente
liefern dies auch noch vertragskonform zu tun. Anstatt vertragsgemäß
Nord-Stream 2 in Betrieb zu nehmen und so „Russland“ keine
Begründung für Gasmengenbegrenzungen (wegen Wartung an Trasse 1) zu
bieten, gefallen sich unsere Polit-Strategen darin, mit der Gasumlage
Verbraucher dazu zu nötigen Konzerne wie den Gas-Konzern Uniper zu
retten. Solche Konzerne haben Jahrzehnte lang gutes Geld an den
deutschen Verbrauchern verdient und jetzt heulen sie rum weil sie
höhere Gas-Kosten haben (sie bekommen ja weniger Gas aus Russland zu
Schleuderpreisen) weil sie nun Gas zu regulären Preisen am Weltmarkt
zukaufen mussten. Sowas nennt man Privatisierung von Gewinnen und
Sozialisierung von Verlusten. Oder anders gesagt, die Gasumlage aus
dem Habeckschen Paralleluniversum, ist das vom Verbraucher bezahlte
Schweigegeld für die in Deutschland tätige Gaswirtschaft, damit
diese nicht lautstark fordert Nord-Stream 2 zu öffnen. DAS ist die wirkliche
Erpressung und einer der Hauptpreistreiber der hausgemachten
„Inflation“ in DE, denn verdammt viel hängt hierzulande am
Gas!!! Es ist Zeit! Entweder unterlassen wir den Export von Gas (was 30 Prozent mehr bringen würde - siehe hier) oder öffnen Nord-Stream 2 und einigen wir uns wie vernünftige Menschen mit Russland. Andererseits droht nach Bundesnetzagentur der Blackout!!!!! (siehe hier)
P.S.: Polen wurde übrigens der russische Gashahn zugedreht, weil Polen sich geweigert hat russisches Gas in Rubel zu bezahlen, was Deutschland im übrigen tut. Und da Deutschland ja als Menschenfreund bekannt ist verkauft es unser günstiges Nord-Stream Gas an Polen weiter. Polen ist aber nicht der einzige Abnehmer von deutschem Gas, denn auch die Schweiz und die Tschechische Republik hängen direkt von den deutschen Gasexporten ab, während sich die Verantwortlichen in den Medien darüber wundern warum unsere Gasspeicher nicht voll werden und man unsern Verbrauchern rät man müsse halt kürzer duschen. Das ist keine Satire, sondern „ernsthafte“ Politik im heutigen Deutschland.
Liebe Grüße Euer Micha
Quellen:
MDR - Deutscher Gasexportstopp brächte uns 30 Prozent mehr Gas
Siemens - Siemens erwirbt Gasturbinen-Sektor von Rolls Royce
Focus - Putin hält mit Turbine Deutschlands Schicksal in der Hand
Spiegel - Russland hat Gaslieferungen wieder aufgenommen
Die Zeit - Uniper Rettung wird richtig teuer für den Verbraucher
Berliner Zeitung - Steuerzahler soll Uniper retten und doppelt zahlen
RND - Nordstream 2 Zertifizierungsstop durch Netzagentur - Wer bei einem Aus verliert
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