Wie das manchmal so ist, grübelt man bei schlechtem Wetter
etwas melancholischer als sonst vor sich hin. Genau dann wenn die Tage kürzer
werden ist das Bedürfnis mit einem netten Menschen zu reden besonders hoch. Ob
man nun zum Telefon greift oder einfach nur einen guten Freund besucht, Freundschaftspflege
ist wichtig! Dabei drängt sich
unweigerlich eine Frage auf....was ist eigentlich ein guter Freund? Heute
versuche ich das mal mit eigenen Erfahrungen und wissenschaftlicher Hilfe
aufzuklären.
Es heißt zwar im Volksmund "Gegensätze ziehen sich an", aber in der Freundschaftsforschung ist eher
das Gegenteil wissenschaftlich richtig. Zwar scheint das Gegensätzliche erst interessant,
aber je länger die Freundschaft andauert, desto mehr Streitpunkte und
Verständnislosigkeit gibt es. Dabei ist das Verständnis des anderen eine der
Hauptsäulen einer Freundschaft und Verständnis kann es nur geben wenn man sich
in den anderen hineinversetzen kann. Man kennt den Freund wie kaum ein anderer,
auch seine Schwächen, aber anstatt diese herauszustellen (um so Vorteile für
sich zu erlangen) stützt man seinen Freund. Nichtsdestotrotz sollte man sich bei Meinungsverschiedenheiten ruhig die Meinung sagen können ohne das der jeweils andere sofort beleidigt
ist. So identifizieren Forscher die Hauptsäulen, die zu einer solchen
menschlichen Beziehung gehören wie folgt: Exklusivität, Dauer, Vertrauen,
Respekt, Freiwilligkeit und Gleichwertigkeit.
Gleichwertigkeit ist dabei ein sehr wichtiger Aspekt. Freundschaft
lebt von Gleichberechtigung, vom Umgang auf Augenhöhe. "Wer also nie das
eigene Bedürfnis für den anderen zurückstellt, ist kein guter Freund. Ein Test
für Freunde ist aber auch der eigene Erfolg", sagt der Berliner
Psychotherapeut Wolfgang Krüger. Weiter erläutert er: "Ein falscher Freund wird mir den neiden,
eifersüchtig sein und mich nicht wachsen lassen." So gibt es oft
Freundschaften die von einem Part dominiert werden. Dieser falsche Freund umgibt sich oft mit
unterlegenen um so selbst hervorzustechen. Diesen Typ "Freund" findet
man sehr oft in weiblichen Freundschaften. Wer kennt dieses nun folgende "Pärchen" denn nicht?! "Die Schöne und das Biest" wobei eine, meist sehr hübsche, (wenn auch
oberflächliche) junge Dame, zusammen mit
einer unscheinbaren weiblichen Person unterwegs ist. Sowas geht nur so lange gut bis "die Schöne" ihren Traumtypen findet oder sich die unscheinbare emanzipiert.
Bei Männerfreundschaften ist eine solche Konstellation auch vorzufinden, nur
meistens wollen die dominanten Männer darin der "Leitwolf" sein um
eigene Schwächen zu kompensieren. Vor allem geht es den "Leitwölfen" viel eher darum
den anderen (unterlegenen) beruflich oder sozial zu "battlen" um sich selbst besser zu fühlen, als bei den Frauen besser dazustehen...denn
Frauen gegenüber fühlt sich dieser Typ Mann sowieso unwiderstehlich!
Kommen wir also nun zu der Frage: Was ist ein guter Freund
und ist man selbst einer? Ich glaube das beruht wohl alles auf Gegenseitigkeit! Und auch die Wissenschaft meint: Ohne das geht nichts, denn nichts beruht mehr
auf Gegenseitigkeit als Freundschaft. Die Antwort der Psychologen ist deshalb
einleuchtend: Ich bin dann ein guter Freund, wenn er von mir bekommt, was ich
mir von ihm wünsche. Das ist in etwa das, was schon der amerikanische
Philosoph Waldo Emerson (1803–1882) über Freundschaft sagte: „Der einzige Weg,
einen Freund zu haben, ist, selbst ein solcher zu sein.“ Hier ein Test, entwickelt von
Freundschafts-Berater Wolfgang Krüger (dabei spielt es keine Rolle ob man einen
guten Freund lange nicht mehr gesehen oder gesprochen hat...überlegt einfach ob
Ihr diese Fragen bei bestimmten Personen mit "Ja" beantworten könntet :
> Würde ich in einer Notsituation vorübergehend Unterschlupf gewähren, auch wenn ich lieber alleine wäre?
> Obwohl es heißt: „Geld verdirbt die Freundschaft“ – habe ich genug Vertrauen, ihm oder ihr, wenn’s wirklich dringend wäre, Geld zu leihen?
> Melde ich mich bei seinem/ihrem Geburtstag?
> Was, wenn er/sie ernsthaft krank wird: Hat der Besuch in der Klinik dann Priorität?
> Könnte ich mit ihm oder ihr verreisen oder eine Zeit lang zusammenwohnen?
> Kann ich ihn oder sie trösten oder ihm/ ihr Mut machen, zum Beispiel nach einer Scheidung, obwohl ich weiß und immer wieder darauf hingewiesen habe, dass es so kommen musste, weil er/sie immer so eifersüchtig oder untreu war?
> Kann ich mit ihm/ihr auch schweigen, ohne mich unbehaglich zu fühlen?
Wer alle Fragen mit "Ja" beantwortet, ist nicht nur selbst fähig, ein guter Freund zu sein, sondern kann sich auch sicher sein, dass der oder die, die als „beste Freunde“ bezeichnet werden, das auch tatsächlich sind! Ich werde mir jedenfalls meine Überlegungen zu Herzen nehmen und mich bei dem einen oder anderen der es Wert ist wieder melden, denn wirklich gute Freunde findet man nicht so oft!
Liebe Grüße
Euer Micha
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