Samstag, 27. März 2021

Nicht alle Viren sind böse – Warum Bakteriophagen uns retten können.

                          Freie Fotomontage: Baktereophage auf Wirts-Bakterie

Nun da die Menschheit momentan eine richtig negative Einstellung zu Viren hat, wird es Zeit eine Lanze für diese „untote“ Art von „Leben“ zu brechen. Viren haben durch das Sars Cov 2 Virus unbestritten ein PR Problem und werden gerne mal alle in einen Topf geschmissen, dabei wird all zu oft vergessen, das Viren, als auch Bakterien sehr wichtig für uns sind – ja ohne sie könnten wir gar nicht existieren. Bei den Bakterien ist vielen Menschen bereits klar das es ohne sie nicht geht, da ist das Stichwort Mikrobiom in aller Munde, oder besser gesagt in allen Därmen. Aber das auch manche Viren nützlich sein können entzieht sich doch den meisten Menschen. Heute möchte ich mich deshalb mal mit einer Virenart befassen welche einen ganz besonderen Nutzen für uns Menschen hat – den Bakteriophagen.

Wie fast überall macht die Menge das Gift, gibt es von irgendetwas zu viel muß Ausgleich geschaffen werden, da sonst das ganze System ins Straucheln gerät und im Falle eines menschlichen Organismus erkrankt. Im Normalfall regelt so etwas unser Immunsystem, aber gegen viele aggressive Bakterien, ist unser Immunsystem überfordert und hier muß mit Antibiotika der Stoffwechsel des Eindringlings gestört oder lahmgelegt werden, damit dieser dezimiert wird. Leider sind aber in der Vergangenheit zu viel dieser wertvollen Medikamente, quasi mit der Gießkanne, in der Massentierhaltung eingesetzt worden. Dieser wahnsinnige Masseneinsatz sollte bewirken, das man viele Tiere auf engstem Raum zusammen halten kann ohne das Krankheiten ausbrechen. Die Nebenwirkungen dieser Haltungsart sind neben dem unvorstellbarem Leid der Tiere auch, das sich viele Bakterienstämme gegen unsere Antibiosen immunisiert haben und immer weniger Reserve Antibiosen zur Verfügung stehen um Menschenleben zu retten. Allein in Deutschland sterben jährlich ca. 20.000 Menschen, weil keines der vorhandenen antibiotischen Medikamente mehr gegen bestimmte Bakterien wirkt. Und hier kämen die Bakteriophagen ins Spiel….

Ja, kämen! Denn Bakteriophagen sind in der EU momentan noch nicht als Behandlung zugelassen. Klären wir aber erstmal was Bakteriophagen überhaupt sind. Phagen sind Viren und als Virus braucht man einen Wirt ohne den sich so ein Virus nicht vermehren kann. Viren haben keinen eigenen Stoffwechsel und verdienen somit auch eigentlich nicht die Bezeichnung Lebewesen, sie sind irgendetwas dazwischen und doch haben bestimmte Viren auch bestimmte Vorlieben. Im Falle unserer Phagen stehen diese nicht auf menschliche Zellen (wie die meisten anderen Virenarten), sondern sie fahren voll auf Bakterien ab! Phagen sind also der natürliche Feind der Bakterien. Sie docken an das Bakterium an und zwingen dieses (durch ihre Ebinformation) dazu so lange Phagen zu produzieren bis es platzt. So werden die Feinde der Bakterien immer mehr und die Bakterien immer weniger. Sind zu wenig Bakterien da, vermehren sich auch die Phagen nicht mehr – das perfekte Gleichgewicht! Der Kampf zwischen Phagen und Bakterien dauert schon ewig an und so spezialisierte sich auch jede Phage auf ihr Lieblingsbakterium und das machen sich seit vielen Jahrzehnten Wissenschaftler ehemaliger russischer Teilrepubliken zu Nutze.

Zu Zeiten des kalten Krieges wurde der so genannte Ostblock nicht nur militärisch bekämpft, sondern auch wirtschaftlich und wissenschaftlich sanktioniert. Dieser Umstand schnitt viele Länder im Osten von der Versorgung mit westlicher Antibiotika ab, aber man fand dort einen anderen, älteren Weg bakterielle Infektionen zu bekämpfen – die Phagen! Es existieren seither in Russland und vor allem in Georgien Phagenbanken, dort werden Phagen gezüchtet, isoliert, sortiert und katalogisiert, sodass für jedes fiese multiresistente Bakterium seine spezielle Phage angeboten werden kann. Ein Motorradfahrer aus Frankreich beispielsweise zog sich bei einem Sturz mehrere offene Brüche des Arms zu. Sein Arm infizierte sich später mit insgesamt fünf Stämmen Staphylokokken, nach dem Einsatz sämtlicher verfügbaren Antibiosen und Operationen war klar das der Arm amputiert werden musste, sonst würde er sterben. Kein westliches Krankenhaus konnte seinen Arm retten, aber er steckte nicht auf, reiste nach Georgien und unterzog sich einer Phagentherapie. Vier der fünf Stämme sind nun bereits durch die Phagen eliminiert und er rettete somit seinen Arm.

Das Eliava-Institut in Georgien verfügt über eine der größten Phagenbanken der Welt und behandelt Patienten aus aller Herren Länder, welche zum Teil schon von der Schulmedizin im Westen abgeschrieben wurden, sehr erfolgreich mit der Phagentherapie. Diese Erfolge haben auch in anderen Staaten zum Umdenken geführt. US Forscher konnten bei einer 15-jährigen Mukoviszidose-Patientin aus England mit Bakteriophagen tatsächlich deren Leben retten. Das Mädchen litt nach einer Lungentransplantation an chronischen Infektionen mit Antibiotika-resistenten Bakterien, ihre Überlebenschancen waren mehr als gering. Doch mit speziell für die junge Patientin hergestellten Phagen wurde die Infektionen zurückgedrängt, wodurch sie mittlerweile wieder ein normales Leben führen kann. Phagenerfolge wie dieser sind zu tausenden dokumentiert und es beginnt sich etwas zu regen.

Sogar im Schlummerland Deutschland wurden die Erfolge der Phagentherapie bemerkt und das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Projekt »Phage4Cure« über drei Jahre mit knapp vier Millionen Euro. Ziel dieses Projektes ist es die Phagentherapie in Deutschland und der EU zu etablieren.Obwohl diese Therapie vollkommen ohne Nebenwirkungen ist mauern Pharmakonzerne und Arzneimittelzulassungsbehörden in der EU und bemängeln angebliche Probleme bei den verwendeten Standards, diese würden nicht denen der Industrie entsprechen. Natürlich tun sie das nicht, denn die Isolation der Phagen und der Aufbau von Phagenbanken ist teuer, komplex und schlecht zu standardisieren. Da sieht man mal wieder das Profitmaximierung der Pharmariesen im Vordergrund steht und nicht die Nächstenliebe wie sie uns das seit der Coronakrise ins Ohr träufeln. Und trotzdem ist die Phagenbehandlung mittlerweile in Belgien legal – der Widerstand bröckelt! Und vielleicht werden uns Viren ja auch retten und nicht vernichten….


Liebe Grüße


Euer Micha

 

 

Quellen:

 Deutsche WelleBakterienfresser als Medizin von Morgen

Berliener Zeitung - Jährlich 20.000 Tote durch Krankenhauskeime

Bayrischer Rundfunk - Phagen statt Antibiotika

Frauenhofer Institut - Phagen die neuen Antibiosen 

Deutschlandfunk - Die nützliche Seite der Viren 

Wikipedia -  Phagentherapie 

 



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