Sonntag, 11. Dezember 2011

Ausgeschlachtet - ein erschütternder Bericht



Kurz nach meinem neunten Geburtstag...ich hatte an diesem Tag mein erstes eigenes kleines schwarz/weiss Fernsehgerät bekommen, gab es im ZDF eine TV-Premiere. Eigentlich sollte ich mir diesen Film nicht ansehen und um 21:00 schlafen, aber alle redeten darüber und ich beschloss zum ersten mal heimlich Fernzusehen. Es handelte sich um den Film "Fleisch" von Rainer Erler der am 16.06.1979 seine Erstausstrahlung im ZDF hatte. Für mich als kleiner Junge war es erschreckend zu sehen das Sanitäter und Ärzte (Menschen die uns eigentlich helfen sollen) andere Menschen einfingen um sie dann unter der Parole "Fleisch für Dr. Jackson" in ein "Schlachthaus" in der Wüste zu verschleppen. In diesem Haus sollten den Menschen ihre Organe entnommen werden, welche dann verkauft werden sollten.

Zeitsprung....2011, mittlerweile bin ich 41 und rege mich, wie Ihr wisst, über die eine oder andere Ungerechtigkeit in der Welt auf. Als ich also wieder einmal meine Mails las, um Stoff für einen neuen Artikel zu finden, stach mir die Mail eines Kollegen sehr ins Auge. (Vielen Dank Robby!) Der Stoff in dieser Nachricht erinnerte mich an den Film "Fleisch" den ich in meiner Kindheit sah. Es geht dort um eine ziemlich krasse Doku, welche den Vergleich mit Unterhaltungsfilmen wie "Frankenstein" und "Fleisch" nicht zu scheuen braucht, der Name dieses WDR Berichts lautet "Ausgeschlachtet":

Ausgeschlachtet - Kompletter WDR Film hier:

In der Ukraine gibt es Vorgänge über die man besser nicht berichtet. Es geht um ein Milliarden-Geschäft an dem alle Verdienen und deshalb ist es besonders mutig in einem solchen Land (in dem die Demokratie vorsichtig ausgedrückt, nicht wirklich stabil ist) diverse Hintergründe zu beleuchten. Es geht um Leichen, oder besser gesagt um das was man von ihnen verwerten kann.

Der ukrainische Fernsehsender ICTV hat dieses heiße Eisen angefasst und erstaunliches recherchiert. Ein Film von Martina Keller und Wolfgang Luck unter Mithilfe von Alexander Ilinih vom Sender ICTV.

Aufzufallen scheint es niemandem wenn riesige offene LKW mit Särgen durch die Innenstadt von Kiew fahren, ihr Ziel ist das Rechtsmedizinische Institut dort. Es ist noch ein Relikt aus kommunistischen Zeiten, das alle Leichen des Landes in die Rechtsmedizin nach Kiew eingeliefert werden, aber was dann damit darin geschieht ist wohl ehr pervers kapitalistisch. Alexander Ilinih und seinem Team ist es gelungen Filmmaterial aus mehreren Gerichtsmedizinischen Instituten zu schmuggeln und sie haben auch selbst dort gedreht. Das Ergebnis ist erschreckend! Unter skandalösen hygienischen und ethischen Umständen werden hier Leichen verwertet. Haut, Knochen, Sehnen, Augenhornhäute, Herzklappen, Gefäße, alles wird hier wiederverwertet. Brauchen Sie etwa Granulat für die Zahnmedizin, oder Stützmaterial für eine Wirbelsäulen-Op? Kein Problem das Ukrainische Institut für Rechtsmedizin hält alles für Sie bereit, weltweit, gegen Cash natürlich! Eine einzige Leiche, konsequent verwertet, bringt bis zu 250 000 Dollar.

Um wenigstens den Anschein eines intakten Knochengerüstes bei der Beerdigung zu bewahren, werden den entbeinten Leichen von amerikanischen "Experten" Plastikstangen eingesetzt! Diese US-Mediziner schulen auch die Mitglieder der ukrainischen Rechtsmedizin welche Körperteile besonders gut zu verkaufen sind!!!

Misstrauisch geworden sind die Angehörigen von verstorbenen, welche bedrängt worden sind, angebliche Autopsie-Genehmigungen zu unterschreiben. Es gelingt dem ICTV Team Familie Malesch zu interviewen, den beiden Eltern wurde direkt nach dem Selbstmord ihres Sohnes ein mehrseitiges Dokument unter die Nase gehalten, mit der Aussage es handele sich um eine Einverständniserklärung zur Autopsie. In Wahrheit jedoch handelte es sich um eine Einverständniserklärung zur Körperverwertung. Aufgefallen ist es der Familie bei der Beisetzung ihres Sohnes. Tiefe Narben an den Händen verrieten die Entnahme von Sehnen und Knochen...was bestimmt nicht zu einer Gerichtsmedizinischen Untersuchung gehört. Es folgten Rechtsstreitigkeiten und Klagen. In den Gerichtsakten tauchte immer wieder eine angebliche Deutsche Firma auf, aber es geschah nichts. Auch nach der Ausstrahlung des Berichts und der Veröffentlichung durch eine Zeitung, geschah immer noch nichts. Das Gesundheitsministerium tat so als gäbe es keine Informationen dazu und kehrte alles unter den Teppich.

Da die Behörden in Kiew jede Auskunft verweigern, recherchiert der WDR und ICTV weiter und sie stoßen über eine Internetseite des US Gesundheitsministeriums auf eine Liste ukrainischer Rechtsmedizininstitute, welche Produkte aus Leichen anbieten. Als Kontakttelefonnummer erscheint aber immer eine deutsche Telefonnummer, welche sich nach weiteren Nachforschungen als die Telefonnummer der bayrischen Firma Tutogen entpuppt. Die deutsche Firma Tutogen ist also die Drehscheibe des ganzen, komplettiert wird das Gesamtbild durch den Mutterkonzern von Tutogen, dem US Konzern RTI Biologics und so wird auch klar woher die hilfsbereiten US Experten kommen, welche die ukrainischen Rechtsmediziner ausbilden! 400km weiter östlich von Kiew in einer Industriestadt, gab es wohl einen Prozess in ähnlicher Sache und beide TV Teams begaben sich dort hin. Sie bekamen überraschend Einblick in die Gerichtsakten, in denen auch hier eine Verstrickung der Firma Tutogen nachgewiesen wird. Zu einer Verurteilung des Hauptangeklagten, dem Leiter der örtlichen Rechtsmedizin, kam es jedoch nicht, weil dieser vor dem Hauptverteidigungsplädoyer und dem Urteil plötzlich verstarb.

Da alle ukrainischen Verantwortlichen abgetaucht sind recherchiert der WDR nun in Deutschland bei der Firma Tutogen weiter. Dort bekommt unser WDR Team ein Interview vom neuen amerikanischen Geschäftsführer, nichtsahnend erzählt dieser unserm WDR Team, stolz wie Oskar, über seine tolle Produktpalette und wie toll sie doch mit Spendern und deren Familien umgehen würden. Dann konfrontiert ihn das TV Team mit den Ermittlungen in der Ukraine und wie von einer Tarantel gestochen kommt plötzlich eine US Managerin des Mutterkonzerns aus dem Hintergrund und übernimmt das Gespräch. Nun wurden den beiden Managern die ukrainischen Aufnahmen vorgespielt. Der glatzköpfige Geschäftsführerclown sah wirklich etwas betroffen aus, während seine eiskalte Cheffin versucht zu erklären, das die Angehörigen ja lesen könnten was sie da unterschrieben. Sie seien eben selber Schuld!!! Unvorstellbar!!!

Versteht mich nicht falsch, das Spenden von Gewebe ist eine gute Sache für alle, wenn es staatlich kontrolliert und gemeinnützig zugeht, wie übrigens meistens in Deutschland. Aber wenn private Firmen und Großkonzerne wie Tutogen alias RTI in solche ethisch-moralisch sensiblen Medizinbereiche stoßen, geht es nur noch um Profit!!! Der jenige der am meisten zahlt und nicht der der es am nötigsten braucht, bekommt das "Produkt". Privatisierungen sind meiner Meinung nach, nach wie vor, Raub am Volkseigentum, mit verheerenden Folgen für Qualität, Moral und Zusammenhalt. Alles was privatisiert wird, wird nur noch dem Mammon unterworfen und entmenschlicht! Beispiele für eine Verschlechterung durch Privatisierung gibt es genug, von der Bahn über Krankenhäuser, Pflege, Fluggesellschaften, Straßenverkehr, Ver- und Entsorgung usw. usw....Alles sieht von außen toll aus, ist aber kaputtgespart bis ins Mark! Was bei der Produktion von Gütern hilfreich sein kann um die Effizienz zu steigern, hat in meinen Augen im Sozialen- und Grundversorgungsbereich nichts zu suchen!!! Denkt mal darüber nach ob diese Entwicklung wirklich gut ist, jetzt wo halb Europa unter dem Joch der Finanzoligarchien privatisiert werden soll!!!

Liebe Grüße

Euer Micha

Quelle:

WDR Bericht - Ausgeschlachtet

Welt online - Die Leichenfledderei im Ersatzteillager Mensch

6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Es ist schlimm zu hören was in meinem Heimatland passiert. Ich kriege Tränen in Augen wenn ich an die Familie Malesch denken muss! Ich würde so gerne was dagegen unternehmen,...am besten jetzt sofort!!

buergerrechtler hat gesagt…

@ Anonym

Tja, anscheinend passiert jetzt was. In den USA (übrigens der größte Markt für sowas) sind neue Gesetze dazu erlassen worden, mit drastischen Strafen:

http://www.abendblatt.de/ratgeber/wissen/medizin/article404243/Ein-Knie-fuer-650-Dollar.html

Schon der Spiegel berichtete 2009 über die Vorgänge bei der Firma Tutogen. Die Staatsanwaltschaft Bamberg ermittelt schon länger. Ich hoffe es kommt was dabei raus! Wenn die Ukraine offiziell ein Amtshilfeersuchen stellen würde, könnte die Justitz den Laden hochnehmen, aber bis jetzt ist noch nichts der gleichen geschehen, weil man sie nicht fur die Taten anderer im Ausland haftbar machen kann.

http://www.infranken.de/nachrichten/lokales/forchheim/Tutogen-Leichenhandel-Ukraine-Neunkirchen-am-Brand-Vorwurf-Firma-bestreitet-Handel-mit-Leichenteilen;art216,53484

Als einzelner bleibt Dir nur die Möglichkeit eine Petition zu günden und Unterschriften zu sammeln. Das macht man am besten hier:

http://openpetition.de/

Liebe Grüße

Micha

Anonym hat gesagt…

Servus Micha,

ich darf hier gar nicht nennen, was mir alles durch den Kopf ging, als ich diese Doku sah.
Die Vorgehensweise von diesem Pack ist unglaublich.
...können doch lesen, was sie unterschreiben... Die Mutter möchte ich sehen, die mit Tränen in den Augen liest, was Sie unterschreibt, während ihr Sohn in den Sarg gelegt wird.
Wenn ein Unfallopfer plastische Chirurgie braucht ist das noch zu akzeptieren.
Ein Milliardengeschäft daraus zu machen nicht.
Außerdem hat die Natur nicht vorgesehen, das man sich Leichenteile einbaut oder sonstige Materialien.
Siehe hier, was dabei herauskommt: http://www.bild.de/themen/specials/plastische-chirurgie/news-fotos-videos-17025180.bild.html

Hier noch ein Thema über das keiner redet: http://www.youtube.com/watch?v=P9rC__I-0ic&feature=youtu.be
Warum auch?
Gruß vom
robby

buergerrechtler hat gesagt…

Hi Robby,
schreckliche Sache! Solche Berichte habe ich auch von meiner Ur-Oma gehört. Sowas darf durch Nichts und Niemand verharmlost werden. Ich finde auch Schade das solche Gräultaten nicht von offizieller Seite mal bestätigt werden. Kriegsverbrechen dürfen von keiner Seite begangen und vertuscht werden. Ebensowenig sollten solche Bilder als Rechtfertigung für Gewalt und Hass dienen, genau dass wollen die Weltspinner nämlich!!! Die wollen, das sich alle gegenseitig an den Kragen gehen, die explosive Mischung haben sie schon und das Klima wird auch immer rauher.

Liebe Grüße

Micha

Anonym hat gesagt…

Als ob Tutogen die einzige deutsche Firma ist, die derartigen Gewebehandel betreibt. Da gibt es noch eine andere.
In ganz Europa gibt es ein Netzwerk von Gewebebanken, die ja nicht alle exisitieren könnten, wenn man nur illegal agiert. IM übrigen Fallen humane Gewebe unter die EU-Richtlinie 2004/23/EC. Soll heißen auch in Eurpopa gibt es strenge Richtlinien.

Hat man sich einmal in diesen Beitrag, der unbestritten tragische Schicksale zeigt, gefragt, ob es für Gewebe eine Nachfrage vom "Markt" gibt? Nein hat man nicht. Das ist aber einseitige Berichterstattung. Denn Krankenhäuser, Zahnärzte , Schönheitschirurgen verlangen nach Gewebeersatz, um Patienten helfen zu können, wo andere Materialien nicht das geüwnschte Ergebnis zeigen (Beckenfrakturen, große Knochenverluste, Hornhauttransplantate etc..).
Und der Schnönheitschirurg war der Knaller. Erstens ist er verpflichtet über die Produkte umfassend aufzuklären und zweitens hat er eine Fascia Lata verwendet, die er ja bewusst gewählt hat, um seiner Patienten das gewünschte Ergebnis zu liefern. Fascia Lata kann nur vom verstorbenen Spender stammen, da soll der Chirurg sich nicht hinstellen und als Opfer dastehen, immerhin verdient er mit dieser OP auch sein Geld.

Der TV-Beitrag war übrigens eine 1:1 Verfilmung des Spiegelartikels von 2009. Also nichts Neues.

Ja, ich bin Pro-Gewebespende.
Übrigens, habt ihr einen Organspendeausweis? Wenn ja seid ihr automatisch Gewebespender...

Albert Köster, 40878 Ratingen hat gesagt…

Durch Zufall habe ich die Sendung gesehen. Um mich innerhalb meiner Familie intewnsiv mit dem Thema zu befaassen wollte eine Kopie beim WDR ordern. Dieser hat die Sendung zwar ausgestrahlt, verweigert jedoch Hergabe einer bezahlten Kopie. Wer kann da gegen bezahlung helfen ?
Albert Köster 40878 Ratingen, Oberstraße 8

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